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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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    Prolog
    D er Junge hob den Kopf. Das Geräusch klang seltsam. Ein tiefes Brummen von jenseits des Flusses. Wie ein Schwarm zorniger Hornissen, der langsam von Osten näher kam.
    Seit gestern lag eine unerklärliche Hitze über dem Land. Sie ließ die Luft flimmern und die Pflanzen um Regen betteln. Fern über dem Meer war der Himmel dunkel, ein untrüglicher Vorbote für ein heraufziehendes Gewitter. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Die Schwüle und die Gewitter kamen normalerweise erst im August.
    Der Hund des Jungen hatte die Ohren aufgerichtet und stieß ein fragendes Winseln aus. Seinen Blick starr in die Ferne gerichtet, wartete er auf etwas. Die Schafe wanderten über die Weide, ganz gemächlich, wie Wolken über einen grünen Himmel. Der Junge stützte sich auf seinen Hirtenstab.
    »Tja, ich weiß auch nicht. Klingt irgendwie merkwürdig, oder?«
    Kein natürliches Geräusch, so viel war klar. Ein Motor, aber nicht von der Sorte, wie sie hier in der Umgebung Verwendung fanden. Sein Großvater hatte noch um das Geheimnis gewusst, wie man aus Raps Treibstoff herstellte. Nach seinem Tod hatte er es an seine Tochter und die wiederum an ihren Mann weitergegeben. Jetzt besaßen seine Eltern einige Maschinen, die mit Rapsöl betrieben wurden, und hatten gut zu tun. Die Äcker waren groß, und dazu kam ein schwerer Boden. Wenn er nicht gerade Schafe hüten oder in die Schule gehen musste, liebte es der Junge, an der Seite seines Vaters den mechanischen Pflug über den Boden zu ziehen und die fruchtbare braune Erde aufzuwühlen. Auch die Walzen, mit denen das Öl aus den Rispen gedrückt wurde, waren motorgetrieben, genau wie der dreirädrige Wagen, mit dem seine Mutter die vollen Fässer nach Honfleur fuhr, wo das Öl gefiltert und gereinigt wurde.
    Auf der anderen Seite des Flusses gab es Dampfmaschinen, die waren so groß wie ein Haus. Doch keines dieser Geräte klang auch nur annähernd so wie das, was sich da aus östlicher Richtung näherte. In den paar Minuten war das Geräusch auf das Doppelte angeschwollen.
    Also entweder war der Fahrer ein komplett Irrer, oder er hatte einen Weg gefunden, über holprige Feldwege zu gleiten wie ein Schlittschuhläufer über einen zugefrorenen See.
    Vielleicht war es gar kein Landfahrzeug, schoss es ihm durch den Kopf. Vielleicht war es ein
Boot.
    Das Gewässer war an dieser Stelle breit genug, dass Lastkähne auf ihm fahren konnten. Nur so ließ sich der rege Austausch von Gütern mit anderen Städten bewerkstelligen. Zwar klangen auch diese Motoren anders, aber mit Booten kannte er sich nicht so gut aus. Möglich, dass es jemandem gelungen war, ein Schnellboot oder etwas Ähnliches zu bauen.
    Neugierig trat er aus dem Schatten der Linde und ging ein paar Schritte den Hügel hinab. Ein Schnellboot, das wäre doch mal was! Die Vorstellung von etwas, das eine Bugwelle erzeugen konnte, erregte ihn. Vor dem Zusammenbruch hatte es Wasserfahrzeuge gegeben, die so schnell waren, dass sie einen Menschen auf Kufen hinter sich herziehen konnten. Es hatte Schiffe gegeben – riesige Schiffe –, die die unermesslichen Weiten des Ozeans durchkreuzt und andere Kontinente besucht hatten. Auch sie waren heute verschwunden, genau wie viele andere Dinge, die früher gefahren, geschwommen oder geflogen waren. Ein paar dieser monströsen Leichen waren drüben in den Werften zu bestaunen, wo sie still vor sich hin rosteten oder als Rohstofflager verwendet wurden. Stumme Zeugen der Welt, wie sie vor dem Zusammenbruch gewesen war.
    Natürlich hatte auch hier – wie fast überall auf der Erde – das Virus gewütet, aber aus irgendeinem Grund nicht ganz so heftig. Vielleicht waren die Küstenbewohner widerstandsfähiger, vielleicht lebten sie gesünder, vielleicht hatten sie aber auch einfach nur Glück gehabt, wer konnte das schon wissen? Die Geschichten der Wanderer waren jedenfalls schauerlich. Sie hatten von Landstrichen erzählt, in denen Frauen und Männer einander unversöhnlich gegenüberstanden, Kriege führten und wie Tiere ums Überleben kämpften. Die Berichte darüber waren in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Es gab immer weniger Wanderer, die das Risiko auf sich nahmen, diese Orte zu besuchen. Viele waren getötet worden, manche in Gefangenschaft geraten; einige hatte man wie Aussätzige behandelt und davongejagt. Hinzu kam, dass niemand einen Pfifferling darauf zu geben schien, was sie zu erzählen hatten. Es sah fast so aus, als hätten sich die Menschen mit

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