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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Kettenglieder voneinander getrennt waren.
    »Sie sprechen also Englisch, wie ich höre?«, sagte er, weil ihm nichts Besseres einfiel. Der Mönch – zweifellos der Hohepriester dieses Tempels –, irritierte ihn mit seiner eisigen Ruhe und seinem durchdringenden Blick.
    »Ja. Als es den Anschein hatte, dass die Briten entschlossen waren, mein Heimatland zu unterjochen, kam ich zu dem Schluss, es könnte sinnvoll sein, ihre Sprache zu lernen.«
    Westphalen schluckte seinen Ärger über die selbstgefällige Arroganz dieses Götzendieners hinunter und konzentrierte sich auf die augenblickliche Situation. Er wollte die Juwelen finden und dann fort von hier. »Wir wissen, dass ihr hier aufständische Sepoys versteckt. Wo sind sie?«
    »Hier gibt es keine Sepoys. Nur Diener Kalis.«
    »Und was ist hiermit?« Tooke. Er stand neben einer Reihe hüfthoher Krüge. Er hatte das wächserne Siegel des zunächst stehenden Kruges durchstochen und hielt jetzt sein tropfendes Messer hoch. »Öl! Genug für ein Jahr. Und da stehen Säcke voller Reis. Weit mehr als für die Verpflegung von zwanzig Mönchen nötig ist.«
    Der Hohepriester blickte nicht einmal in Tookes Richtung. Es war, als existiere der Soldat für ihn nicht.
    »Nun?«, fragte Westphalen schließlich. »Was ist mit dem Reis und dem Öl?«
    »Reine Vorratshaltung aufgrund der schwierigen Zeiten«, entgegnete der Priester nüchtern. »Man weiß nie, ob der Nachschub nicht irgendwann abgeschnitten wird.«
    »Wenn Sie sich weigern, das Versteck der Rebellen preiszugeben, muss ich meine Männer anweisen, den Tempel von oben bis unten zu durchsuchen. Das wird Schaden anrichten, der auch vermieden werden kann.«
    »Das wird nicht nötig sein, Captain.«
    Westphalen und seine Männer zuckten beim Klang der Frauenstimme zusammen. Während er zusah, schien sie sich aus der Dunkelheit hinter der Statue Kalis herauszuschälen. Sie war kleiner als der Hohepriester, aber gut gebaut. Auch sie trug eine schneeweiße Robe.
    Der Hohepriester ratterte ihr etwas in seiner heidnischen Sprache entgegen, als sie neben ihm auf dem Podest Platz nahm; sie antwortete in der gleichen Sprache.
    »Was haben sie gesagt?«, fragte Westphalen, ohne jemand Bestimmtes anzusprechen.
    Tooke antwortete: »Er hat nach den Kindern gefragt und sie hat gesagt, sie sind in Sicherheit.«
    Zum ersten Mal machte der Priester eine Konzession an Tookes Existenz: ein kurzer Blick, mehr nicht.
    »Was Sie suchen, Captain Westphalen«, sagte die Frau hastig, »befindet sich unter unseren Füßen. Der einzige Weg dorthin führt durch das Gitter dort.«
    Sie deutete auf eine Stelle hinter den Ölkrügen und Reissäcken. Tooke eilte hinüber und kniete dort nieder.
    »Hier ist es! Aber …« Er sprang wieder auf die Füße. »Bah! Das stinkt!«
    Westphalen deutete auf den Soldaten, der ihm am nächsten stand. »Hunter! Behalten Sie die beiden im Auge. Wenn sie zu fliehen versuchen, erschießen Sie sie.«
    Hunter nickte und richtete seine Enfield auf das Paar. Westphalen gesellte sich zu seinen anderen Männern an dem Gitter.
    Es war rechteckig, mit einer Seitenlänge von ungefähr drei Metern in den Boden eingelassen und bestand aus schweren gekreuzten Eisenstäben, die in jeweils annähernd 20 Zentimeter Abstand angebracht waren. Feuchte Luft mit einem starken Fäulnisgeruch drang durch die Gitterstäbe hoch. Die Dunkelheit darunter war undurchdringlich.
    Westphalen befahl Malleson, eine der Lampen von dem Podest zu holen. Als sie ihm gebracht wurde, ließ er sie durch die Gitterstäbe fallen. Das Messinggehäuse klirrte auf nackten Steinboden in fünf Meter Tiefe, als die Lampe aufprallte und auf die Seite fiel. Die Flamme flackerte und wäre beinahe verloschen, gewann dann aber wieder an Kraft. Das Licht brach sich an glatten Steinoberflächen, die drei Seiten des Schachts ausmachten. Eine dunkle bogenförmige Öffnung klaffte in der ihnen gegenüberliegenden Seite. Es schien sich um den Eingang zu einem unterirdischen Gang zu handeln.
    Und dort in den beiden Ecken neben der Tunnelöffnung standen zwei kleine Krüge, die mit farbigen Steinen gefüllt waren – einige grün, einige rot und andere kristallklar.
    Westphalen wurde schwindelig. Er musste sich an dem Gitter abstützen, um nicht zusammenzubrechen.
    Gerettet!
    Er sah sich hastig nach seinen Männern um. Auch sie hatten die Krüge bemerkt. Er musste seine Pläne entsprechend anpassen. Wenn diese Krüge mit Juwelen gefüllt waren, hatten sie alle ausgesorgt.

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