Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt
verf… Tasche nur nach meinen verf… Papieren gesucht habe!«
Mutter: »Er konnte seine Papiere nicht finden.«
Der Polizist: »Wo ist sein Pass?«
Mutter (auf Polnisch): »Wo ist Ihr Pass?«
Der Pole (aus Polnisch): »Der verf… Pass … war in meiner verf… Jacke, und jetzt hat ihn der verf… schwedische Polizist!«
Mutter: »Er sagt, Sie haben seinen Pass.«
Der Polizist: »Er ist hier, weil er bei der Ankunft in Ystad seinen Pass nicht vorzeigen konnte. Fragst du ihn bitte, wie viel er getrunken hat?«
Mutter (auf Polnisch): »Wie viel haben Sie auf der Fähre getrunken?«
Der Pole (auf Polnisch): »Ich hab auf der verf… Fähre überhaupt nichts getrunken!«
Mutter: »Eine halbe Flasche Wodka und ein paar Bier.«
Falls sich jemand fragt, was verf… bedeutet: genau das. Das Wort, das der Pole verwendet hat, lautet kurwa . Da ich in Schweden aufgewachsen bin und Mutter das Wort selbst nie verwendet, habe ich es zum ersten Mal gehört, als ich acht Jahre alt war und Tante Halina und ihr Mann Jerzy zu Besuch kamen. Als sie wieder weg waren, habe ich Mutter gefragt, was kurwa bedeutet, und sie hat mir erklärt, dass es ein furchtbar hässliches Wort für Nutte ist und ich es auf der Stelle wieder vergessen soll.
Seit meiner Ankunft auf der Wache sitze ich vorne bei der Anmeldung und höre das Wort, das ich vergessen sollte, ein ums andere Mal durch die geschlossene Tür von Zimmer drei donnern.
(Eine polnische Stimme): »Verf… Scheiße, sag ihnen, dass die verf… Zigaretten meine sind!«
Ich höre, wie Mutter etwas sagt, wahrscheinlich zu dem verhörenden Polizisten.
(Die polnische Stimme): »Was ist das für ein verf… Faschistenland, in das man nicht mal ein paar verf… Zigaretten mitbringen darf?!«
Die Tür wird geöffnet, und ich sehe Dutzende Stangen Zigaretten auf einem Tisch aufgetürmt. Mutter kommt heraus und rollt die Augen.
»Beata, unterschreibst du das bitte, bevor du gehst?«, sagt die Polizistin hinter dem Tresen. »Ist das deine Tochter?«, fährt sie fort und lächelt mich an, während Mutter sich über einen Stapel Papiere beugt.
Ich stehe auf und lese, was am Schwarzen Brett steht. (»Bitte seien Sie aufmerksam – melden Sie es, wenn Sie eine defekte Straßenbeleuchtung bemerken!«) Auf der Polizeiwache spüre ich immer ein Kribbeln im Bauch, weil ich insgeheim davon träume, eines Tages vielleicht selbst Polizistin zu werden. Ich muss aufpassen, dass ich nicht grinse wie ein Honigkuchenpferd bei dem Gedanken, dass ich eines Tages eine Polizeiuniform tragen und einen Schlagstock schwingen könnte. Ich würde unglaublich erwachsen aussehen und auf der Welt für Ordnung sorgen.
»Ja, das ist sie«, sagt Mutter. »Aber sag nichts über ihre Pickel, da ist sie unglaublich empfindlich.«
# 236 Akzeptiere, dass nicht nur deine gesamte polnische Verwandtschaft, sondern auch die Polizei von Ystad über deine Hautprobleme informiert sein sollte.
3
»Es ist Sommer, hej, hej, es ist Sommer!«
Nachdem es sogar für so fanatische Sonnenanbeter wie Natalie, Marie und mich am Strand zu windig ist, findet unser Gyllene-Tider -Konzert in meinem Zimmer statt. Ich recke das Kinn etwas vor, um mein Gesicht länger aussehen zu lassen, und gebe meiner Stimme einen halländischen Klang. Ich bin Per Gessle, Natalie ist MP alias Mats Persson an der Gitarre, und Marie ist Micke »Syd« Andersson am Schlagzeug.
»Lippen auf Lippen, die mich ziehen an Land …«
»Oh oh oh« , singen Natalie und Marie.
»Die Sommer verheißen am weißen Strand!«
In Stockholm hätte ich in tausend Millionen Jahren nicht so getan, als wäre ich Per Gessle von Gyllene Tider , aber hier auf dem Land muss man nicht auf Teufel komm raus cool sein. Die Gyllene-Tider -Nummer entstand ungeplant, als wir einmal bei Natalie waren und Wenn wir beide eins werden im Radio hörten. Wir fingen spontan an mitzusingen, und seitdem singen wir immer wieder Gyllene-Tider -Songs. Es spielt keine Rolle, ob man fröhlich oder traurig ist, Gyllene Tider passt immer.
»Lebe dein Leben mit aller Macht,
Lass dich fallen: Bleib heute Nacht!«
Mein Gesicht nimmt einen leicht gequälten Ausdruck an, es ist die pure Sommerleidenschaft.
»Alicja!«, höre ich Mutter von unten rufen.
Mein anderes Ich Per Gessle macht den Kassettenrekorder aus.
»Bin gleich wieder zurück«, sagt Per. »Macht bloß nicht ohne mich weiter!«
»Du wirst uns sowieso bald für Marie Fredriksson verlassen«, sagt MP bitter. »Dann fängst du an, auf
Weitere Kostenlose Bücher