Wie eine Volkswirtschaft waechst
voranzukommen.
Durch Ables Wunsch, aus seinen Ersparnissen Gewinn zu ziehen, bekommen Baker und Charlie die Möglichkeit, Netze zu bauen, ohne unterkonsumieren zu müssen. Wenn ihnen das gelingt, haben sie ihre wirtschaftliche Zukunft verbessert, ohne zu hungern. Dann bekommen sie das Sahnehäubchen ... oder genauer gesagt das Fischöl. Ab diesem Punkt haben sie selbst überschüssiges Kapital. Wenn sie hingegen scheitern und das Darlehen nicht zurückzahlen können, muss Able den Verlust verbuchen.
Im Prinzip hat der Kreditgeber nur einen Vorteil, wenn auch der Kreditnehmer einen Vorteil hat.
Natürlich sehen andere Leute den gegenseitigen Nutzen vielleicht nicht so deutlich. Was wäre beispielsweise, wenn Baker und Charlie angesichts des plötzlichen Reichtums von Able neidisch würden und einen Teil seiner Ersparnisse von ihm fordern würden?
Stellen Sie sich folgendes Alternativszenario vor:
Baker meckerte: „Schau dir diesen Kerl an, der mit seinem schicken Palmblatt-Smoking etwas Besseres sein will als wir, während wir uns jeden Tag in den Wellen mit den glitschigen Fischen abplagen. Wohl noch nie was von Wohltätigkeit gehört? Der könnte mir doch einfach den einen oder anderen Fisch überlassen, damit ich ab und zu einen freien Tag hätte, oder? Der häuft ja so viele Fische an, der würde es gar nicht merken, wenn einer fehlen würde.“
Charlie stimmte ihm zu: „Gib was von deinem Reichtum ab, du elitärer Schnösel!“
Oder folgendes Szenario: Nehmen wir an, Able hätte gewisse Schuldgefühle wegen seines relativen Reichtums, er ließe sich von ihren Argumenten hinreißen und würde seinen Fisch hergeben, ohne etwas dafür als Gegenleistung zu verlangen. Was würden Baker und Charlie mit den zusätzlichen Fischen machen?
Wenn sie von der Last der Rückzahlung befreit wären, würden sie das Geschenk höchstwahrscheinlich benutzen, um sich mehr Freizeit zu verschaffen. An sich ist ja gegen Freizeit nichts einzuwenden (eigentlich ist das ja das Ziel der meisten menschlichen Aktivitäten), aber Bakers und Charlies Urlaub würde die Produktionskapazität der Insel nicht um eine Sardine erhöhen. Das heißt, dass sich die wohltätige Option zwar großzügiger anhört und dass sie vielleicht Ables Popularität erhöht, aber sie erzeugt nicht den gleichen wirtschaftlichen Aufschwung wie ein Geschäftskredit.
Das bedeutet unterm Strich, dass alles, was zu mehr Fischfang (Produktion) führt, der Insel zugute kommt. Je mehr Fisch es gibt, umso mehr Möglichkeiten haben alle, mehr zu essen, etwas anderes zu tun als zu fischen oder vielleicht gar nichts zu tun.
REALITÄTS-CHECK
Man könnte sich auch fragen, was passieren würde, wenn sich Able als wirklich gieriger Typ entpuppt, der seinen neuen Reichtum nur dafür benutzen würde, immer reicher und reicher zu werden.
Ist das eine echte Gefahr? Wenn die einzige Möglichkeit, sein Erspartes wachsen zu lassen (ohne selbst zu arbeiten), darin besteht, es anderen Mitgliedern der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen, warum sollte er es dann horten?
Andernfalls bleibt sein Wohlstand gleich oder wird kleiner, weil er ihn selbst konsumiert! Das Beste am privatwirtschaftlichen Kapitalismus ist, dass er diejenigen, die vielleicht nur durch persönlichen Gewinn motiviert sind, zwingt, den Lebensstandard anderer zu heben.
ZUM MITNEHMEN
Wohlstand ist immer relativ. In einer primitiven Gesellschaft, in der wenig produziert wird, kann selbst der reichste Mann nicht mit dem materiellen Wohlstand mithalten, der einem Armen in einer industrialisierten Volkswirtschaft zur Verfügung steht. Im Mittelalter hatten nicht einmal die mächtigsten Könige die einfachsten Annehmlichkeiten, die heutzutage fast jeder in den Vereinigten Staaten für selbstverständlich nimmt... Dinge wie Zentralheizung, fließend Wasser und frisches Gemüse im Winter. Auch wenn in den Augen von Baker und Charlie die Vorstellung, nur jeden zweiten Tag zu fischen, das Höchste an Luxus wäre, erscheint ein solcher Lebensstil aus unserer Sicht wohl kaum beneidenswert.
Manche Menschen fanden die Tatsache, dass es unterschiedliche Grade des Wohlstands gibt, schon immer grundsätzlich unfair. Im Zentrum dieses Unbehagens steht die Überzeugung, die Reichen würden dadurch reich, dass sie anderen Vermögen wegnehmen und dadurch erst Armut schaffen. In der modernen Volkswirtschaftslehre haben einige Menschen dieser Idee sogar den Namen „Arbeitswert-Theorie“ gegeben. Sie behauptet, Profit werde
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