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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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auch geschmeichelt.
    »Ich habe einige Ihrer Artikel in ›Der rote Teppich‹ gelesen. Sie haben mir gefallen.«
    Geschmeichelt verzog er die Mundwinkel. Na, siehste! Hatte also doch was gebracht, sich mit Königin Beatrix und den Scheidungen des Zillertal-Trios zu beschäftigen.
    »Und ich weiß, dass Sie mehr können«, ergänzte die Stimme.
    Natürlich konnte er mehr. Aber wie meinte sie das jetzt wieder? War es ein Lob oder eher nicht? Sie gab ihm die Adresse der Redaktion, und das Gespräch war beendet. Mattes legte den Hörer auf. Althoff hieß sie, das hatte er sich gemerkt, aber sie hatte ihm nicht gesagt, ob sie das Personalbüro vertrat oder in der Chefetage saß. Aber er hatte durch das Telefon sehr deutlich ihre Autorität und die zielgerichtete Tatkraft gespürt. So was konnte er ja gar nicht leiden. Wieder so eine typische Sucherin, die nichts dem Zufall überließ und alles regeln musste. Männliche Sucher waren ihm schon ein Graus, weibliche stießen ihn, nicht erst seit Sarahs Rauswurf, regelrecht ab. Vor allem ärgerte es ihn ungemein, dass er sich am Telefon gefühlt hatte, als hätte sie ihm netterweise eine Praktikantenstelle angeboten. Fehlte nur noch, dass sie ihn geduzt hätte.
    Er fuhr am gepflegten Einfamilienhaus seiner Schwester vorbei und parkte seinen Wagen hinter den Bäumen an der Straßenecke. Astrid musste ihm nicht unbedingt jetzt über den Weg laufen. Warum er immer wieder versuchte, unentdeckt ins Haus zu kommen, war ihm nicht klar. Vermutlich war es sein Freiheitsdrang. Oder schlicht die Genervtheit, eine ältere Schwester im Nacken zu haben, die sich wie eine Übermutter aufführte. Die sollte sich mal einfach zurückhalten. Er war selbständig und kam alleine zurecht. Nervig war, dass er wegen dieser Einliegerwohnung unmittelbar in ihren Einzugsbereich gerückt war. Aber es war ganz praktisch, dass er die Miete einsparen konnte, weil Astrid selbstverständlich davon ausging, dass er nur mit Mühe über die Runden kam. Von diesem Gedanken wollte er sie auch nicht unbedingt abbringen. Er war ja nicht blöd. Außerdem genoss es Astrid geradezu, sich als große, allwissende Schwester zu präsentieren, die neben Mann und zwei halbwüchsigen Kindern auch noch das Leben ihres Bruders managte. Ganz nebenbei war das 260-Quadratmeter-Wohnfläche-Haus auf 750 Quadratmeter Grundstück mit altem Baumbestand, einer 60-Quadratmeter-Einliegerwohnung, die einen separaten Eingang hatte, in angemessener Lage, einem ruhigen Viertel der Besserverdienenden – so Astrids Immobiliensprache –, keine schlechte Adresse. Es war eine Gegend, in der die Badezimmer Wellness-Oasen hießen und der Duschkopf unbedingt einen Regenwald-Schauer rieseln können musste. Mattes hätte auch gut in einer kleinen Altbau-Studentenklitsche leben können, aber gegen ein wenig Luxus und viel Bequemlichkeit hatte er überhaupt nichts einzuwenden. Besonders nicht, wenn es nichts kostete.
    Natürlich bellte Mina in der Wohnung kurz auf, als er von außen den Schlüssel ins Schloss steckte. Für seine Schwester war das bis in ihr Wohnzimmer hinein ein deutliches Signal, dass Mattes gerade seinen Flur betrat. Ein lauter Gong, von einem livrierten Butler geschlagen, hätte den gleichen Effekt gehabt. Ach, auch egal. Mina begrüßte ihn schwanzwedelnd und drehte sich dann um, um gemächlich ins Wohnzimmer zurückzugehen und mit einem Seufzer auf ihre Hundedecke zu fallen. Sie hatte ihm gezeigt, dass sie auch in tiefem Schlaf alles mitbekam und genau gehört hatte, dass er gekommen war. Aufgabe erledigt.
    Mattes ging duschen. Ohne Regenwald-Schauer – den hatte nur Astrid. Noch ehe er fertig war, wusste er, dass er heute noch bei der Redaktion vorbeifahren würde. Die Chance, an die er fest geglaubt und auf die er seit Jahren gewartet hatte, war auf ihn zugekommen und er musste nur noch zugreifen. Ob es eine wahre Chance war oder ein Blindgänger, würde sich zeigen. Vielleicht erledigte sich die Sache, wenn er dort war und sich alles ansah. Auch gut. Ein Hundemagazin – das war ja nicht so prickelnd. Was hatte er eigentlich für Erfahrungen, die ihn da zum Chefredakteur machen konnten? Er hatte einen Hund. Das war vielleicht wichtig. Aber sonst? Alex’ Grinsen bei der Erwähnung von Arco kam ihm in den Sinn. Aber Alex hatte nicht nur gegrinst. Alex hatte auch deutlichen Respekt in der Stimme gehabt, denn Alex hatte damals mindestens genauso große Angst vor Arco gehabt wie er. Nein, sogar mehr, denn Alex hatte sich nur ein

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