Wie immer Chefsache
nicht.«
»Ich hoffe nur, sie hat keine Kekse verteilt«, grinste Mattes.
»Wieso?«, fragte Beatrice neugierig.
»Ach, nur so.«
Den Nachmittag verbrachte er mit dem Laptop auf dem Sofa und bereitete vieles für die erste Redaktionssitzung am Montag vor. Neben ihm lag Mina und schnarchte leise vor sich hin. Es war alles vertraut, aber Mattes war anders geworden. Am Abend würde er mit Robin ins Kino gehen. Einfach so. Und ab nächster Woche würde ›doggies live‹ wieder der Mittelpunkt seines Tages sein. Er hatte große Pläne, mit denen er seine Mitarbeiter überraschen wollte.
Am nächsten Tag um zehn Uhr ging die erste Redaktionskonferenz nach Mattes unfreiwilliger Auszeit los. Frau Althoff, Peter und Nadine saßen am Tisch, und nur Tina, die vor Kurzem beim Stadtarchiv angefangen hatte, fehlte. Mattes merkte mit leichtem Erstaunen, dass er sie vermisste. Nicht sehr, aber ihre direkte Art und die unfreiwillige Komik hatten ihn oft zum Lachen gebracht. Außerdem dröhnte der Kopierer nicht mehr stundenlang durch den Gang. Wem sie jetzt wohl von ihren Piercings erzählte? Ohne Tina war es plötzlich stiller geworden. Gut, dass wenigstens Mucki noch laut kläffen konnte.
Mattes legte sofort los: »Wir haben einen engen Zeitplan. Das letzte Magazin war großartig, vielen Dank für euren unermüdlichen Einsatz! Es ist EUER Heft. Ich werde euch niemals genug dafür danken können. Das nächste Heft wird noch umfangreicher, und ›doggies live‹ wird dann 100 Seiten haben.«
Nadine sah ihn entsetzt an: »Oh, nein. Das schaffen wir nicht, Mattes!«
Peter stand mit einem Ruck auf. Sein Gesicht war vor Ärger rot, und er konnte sich nur mühsam beherrschen. »Wenn du das durchziehen willst, dann ohne mich! Ich dachte, du hättest es kapiert, aber es geht unverändert weiter. Nochmal hol ich dich da nicht raus.«
Er wollte erbost gehen, aber Mattes rief ihn zurück: »Jetzt setzt dich erst mal wieder hin! Es gibt noch weitere Neuigkeiten. Wenn du danach denkst, du musst wie ein wilder Stier rausrennen, bleibt dir dann noch genug Zeit.«
Widerwillig setzte sich Peter wieder an den Tisch. Mattes klatschte munter in die Hände: »Erst mal herzlichen Glückwunsch, Nadine und Peter, ihr seid Ressortleiter geworden.«
Nadine und Peter guckten sich irritiert an, dann sagte Peter abfällig: »Das waren wir schon immer.«
Mattes grinste: »Aber demnächst habt ihr Mitarbeiter in eurer Abteilung. Ihr werdet nämlich echte Ressortleiter. Wir stocken auf. Nadine bekommt einen frisch ausgebildeten Journalisten an ihre Seite und dazu noch eine junge Frau, die sich mit ihr um die Werbekunden kümmern wird. Und Peter scheucht demnächst eine Grafikerin und einen Fotografen herum.«
Frau Althoff fragte ironisch: »Wie üblich ist das alles mit dem Verlag abgesprochen?«
»Nein, nicht wie üblich«, sagte Mattes. »Diesmal völlig unüblich schon mit Weber geregelt und von ihm nicht nur genehmigt, sondern sogar erwünscht. Er selber kam mit diesem Vorschlag auf mich zu.«
Frau Althoff zog anerkennend die Augenbrauen hoch.
»Außerdem hat der Verlag neue Räume für uns angemietet. Sie werden gerade renoviert. Wir werden den miesen, kleinen Hinterhof verlassen und …«, er machte eine kurze Pause, »… in einen anderen kleinen Hinterhof ganz in der Nähe ziehen, der vielleicht nicht ganz so dunkel und versifft ist, dafür aber größere und viel schönere Redaktionsräume bietet.« Er blickte sich um: »Ich sehe, meine Ankündigungen stoßen auf allgemeine Begeisterung.«
Nadine strahlte ihn an, und sogar Peter guckte plötzlich deutlich entspannter und schien interessiert zu sein. Mattes sah ihn an: »Übrigens Glückwunsch, dass es Sabine und nicht Carolin ist.«
»Carolin?«, fragte Peter irritiert.
»Die Fotos auf deinem Schreibtisch«, erklärte Mattes.
Peter grunzte: »Das Mäuschen aus der Fernseh-Redaktion? Was soll ich denn mit so einer? Hast du wirklich gedacht …«, und schüttelte verständnislos den Kopf.
»Frau Althoff«, wandte sich Mattes nun an seine Büroleiterin, »in zwei Wochen können wir umziehen. Sie können ab sofort alles vorbereiten. Ihr neues Büro wird Ihnen gefallen. Ihnen und Mucki«, fügte er schnell hinzu.
Sie reagierte überhaupt nicht und blieb einfach still sitzen. Er guckte sie fragend an. Warum sagte sie nichts? War sie jetzt beleidigt, weil er das alles hinter ihrem Rücken in die Wege geleitet hatte?
Versöhnlich raunte er: »Wie immer Chefsache«, und zwinkerte ihr
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