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Hände, die der Satan schuf

Hände, die der Satan schuf

Titel: Hände, die der Satan schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Diese Hände waren nicht normal!
    Bei ihrer Entstehung mußte der Satan mitgewirkt haben, denn Ricardo Bachara bezeichnete sie selbst als außergewöhnlich und unerklärbar. Es waren seine Hände, über die er sprach und nachdachte. Hände, die eigentlich völlig normal aussahen und es doch nicht waren. Was sie anpackten, gelang!
    Ricardo Bachara war kein bescheidener Mensch. Er schätzte seine Möglichkeiten schon richtig ein, und er bezeichnete sich selbst als einen genialen Schöpfer. Vor allen Dingen deshalb, weil jemand hinter ihm stand, der ihm die Kraft gab, der ihn leitete und auf das Ziel hinführte. Ricardo Bachara hatte ihn nie gesehen. Er wußte nur, daß er vorhanden war und ihn beobachtete. Dieses Wissen genügte ihm. Der andere schaute zu, leitete, er zog die Fäden oder ließ Menschen an der langen Leine laufen, und Ricardo gehorchte.
    Der Schatten des Mannes fiel auf die Werkbank, vor der er saß. Immer wenn er sich bewegte, quietschte der Drehschemel, auch jetzt, als er seine Arme angehoben hatte und die Hände in den Lichtkegel der eingeschalteten Lampe brachte.
    Das Licht fiel über die Finger.
    Ricardo senkte den Kopf. Er kannte seine Finger, dennoch wurde er nicht müde sie anzuschauen. Da glich er einem Narziß, der sich am Anblick seines eigenen Körpers hochschaukelte.
    Es waren lange Finger. Keine dünnen Stäbe, sondern kräftig. Unter der braunen Haut wuchsen starke Knochen. Die Nägel zeigten einen gesunden Halbmond, sie waren glatt, ohne Risse und Spalten. Manche Klavierspieler besaßen diese Finger, aber Ricardo spielte nicht auf dem Klavier. Er ging einer anderen Arbeit nach. Er schnitzte!
    Diese Finger waren in der Lage, ein kleines Stück Holz in ein Kunstwerk zu verwandeln. So echt, so gut, daß sich jeder in dem wiedererkannte, was Ricardo da schuf. Er schnitzte Menschen.
    Frauen, Männer und Kinder. Er formte die Figuren nach, die ihm irgendwann einmal in seinem langen Leben begegnet waren. Und er tat dies mit einem ungeheuren Geschick. Zuerst hatte er seine Eltern geschnitzt. Sie waren lange tot. Auf dem Regal seines kleinen Zimmers standen sie jetzt als Andenken.
    Später schnitzte er seine Freunde, die Bekannten, auch noch Verwandte. Schließlich Menschen, die er auf der Straße sah, selbst wenn es zu flüchtigen Begegnungen kam. Dabei hatte er sich über sein fotografisches Gedächtnis gewundert. Er brauchte eine Person nur einmal zu sehen, und er wußte genau, wie diese aussah. Danach hatte es eine Zeit in seinem Leben gegeben, die er als die wertvollste bezeichnete. Auch wenn sie hart gewesen war. Das Verbrechen hatte ihn berührt, erst nur gestreift, dann war es ihm gelungen, ihn in seinen Bann zu ziehen.
    Ricardo Bachara war den schlimmen Weg gegangen, und er hatte zu hassen gelernt.
    Menschen, die hassen und besondere Fähigkeiten besitzen, sind immer eine leichte Beute für die Hölle. Bei dem Schnitzer war es nicht anders gewesen. Nach seiner Flucht in die Einsamkeit hatte sich der Teufel gemeldet und ihn völlig in seinen Bann gezogen. Er hatte ihm Vorschläge unterbreitet, die Ricardo schwindlig werden ließen. Wenn das alles eintraf, was der Teufel sagte, war er bald mächtig. Dann erfüllte sich sein gewaltiger Lebenstraum.
    Von nun an schnitzte er wie besessen. Und der Satan gab ihm seinen Segen.
    Wie auch in dieser Nacht, als der Himmel dunkel und wolkenverhangen war, so daß die runden Kuppen der Berge im Dunst lagen. Ob es Nacht war oder Tag, das interessierte Ricardo Bachara nicht, er arbeitete, und es gab kaum jemand, der ihn störte.
    Noch immer schaute auf seine Hände. Er spitzte dabei die Lippen und blies über die Finger.
    Holzstaub flog der Lampe entgegen. Die Partikel schimmerten im Lichtschein. Beide Hände hatte er auf die Arbeitsplatte gelegt. Seine rechte bewegte er jetzt, so daß sie außerhalb des Lichtscheins geriet. Auch die linke verschwand für einen Moment. Als sie wieder erschien, umklammerten Daumen und Zeigefinger ein kleines Schnitzmesser. Es war da für die Feinarbeiten.
    Die rechte Hand hatte nach einer Puppe gegriffen. Aus dem Stück Holz war ein Meisterwerk entstanden, ein Mensch, wie er fast hätte leben können.
    Sein Gesicht wirkte kaum steif, es besaß ein Leben, und Bacharas Züge verzogen sich zu einem kalten Lächeln, als er in das kunstvolle Gesicht des anderen starrte.
    Wie er diesen Mann haßte!
    Er hatte ihn gejagt und fast auch gehabt, wenn es Bachara nicht im letzten Augenblick gelungen wäre, durch einen Fluchttunnel zu

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