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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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Schlacht verloren.»
    Wenige Heerführer haben im Verlauf der Geschichte den Mut gehabt, das zuzugeben.
    Michael Cheung, der unseren Kurs in Hongkong leitet, erzählte, wie die chinesische Kultur spezielle Probleme aufwerfen kann, daß es aber oftmals besser ist, unsere Regeln zu befolgen, statt sich an überlieferte Traditionen zu klammern. Er hatte in seiner Gruppe einen Mann mittleren Alters, der mit seinem Sohn seit Jahren entzweit war. Der Vater war opiumsüchtig gewesen, inzwischen aber geheilt. Nach chinesischer Tradition kann aber die ältere Person unmöglich den ersten Schritt tun, und der Vater war daher der Meinung, es sei an seinem Sohn, eine Versöhnung herbeizuführen. In einer der ersten Stunden hatte er erzählt, daß er seine Enkel überhaupt noch nie gesehen hätte und wie sehr er sich wünschte, mit seinem Sohn wieder zu verkehren. Die Klasse, lauter Chinesen, verstand seinen Konflikt zwischen Wunsch und Tradition. Der Vater war der Ansicht, daß die jüngeren Leute die Älteren achten sollten und daß er richtig handelte, wenn er seinem Verlangen nicht nachgab, sondern wartete, daß sein Sohn zu ihm kam. Gegen Ende des Kurses sprach dieser Vater erneut vor der Klasse. «Ich habe darüber nachgedacht», sagte er. «Dale Carnegie sagt, wer unrecht hat, gebe es, ohne zu zögern, offen
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    zu. Um es ohne Zögern zuzugeben, ist es in meinem Fall zu spät, aber ich kann es offen zugeben. Ich habe meinem Sohn Unrecht getan. Er hatte allen Grund dafür, daß er mich nicht mehr sehen wollte und mich aus seinem Leben verstieß. Es mag sein, daß ich mein Gesicht verliere, wenn ich einen jüngeren Menschen um Verzeihung bitte, aber es war mein Fehler, und es ist an mir, ihn zuzugeben.» Die Klasse applaudierte und unterstützte ihn. In der nächsten Stunde erzählte er, wie er zu seinem Sohn nach Hause gegangen sei, ihn um Verzeihung gebeten hätte, die ihm auch gewährt worden sei, und wie er nun ein neues Verhältnis zu seinem Sohn, seiner Schwiegertochter und seinen Enkeln hätte, die er jetzt endlich kennenlernen konnte.
    Elbert Hubbard war einer der originellsten Autoren, die je mit spitzer Feder die amerikanische Nation attackiert haben, und seine beißenden Bemerkungen erregten oft heftigen Unmut.
    Aber Hubbard wußte so geschickt mit Menschen umzugehen, daß er seine Feinde nicht selten in Freunde verwandelte.
    Schrieb beispielsweise ein verärgerter Leser einen Brief, in dem er Hubbard mit Schimpfnamen belegte und ihm erklärte, er sei mit einem bestimmten Artikel nicht einverstanden, dann antwortete ihm Elbert Hubbard ungefähr folgendes:
    «Ich habe mir den betreffenden Artikel noch einmal angesehen und gehe selber nicht ganz damit einig. Es kommt vor, daß mir etwas am andern Tag nicht mehr gefällt, was ich am Vortag geschrieben habe. Ich bin froh, daß ich jetzt weiß, was Sie von dieser Angelegenheit halten. Wenn Sie nächstesmal in meine Gegend kommen, müssen Sie mich unbedingt besuchen, damit wir dieses Thema ein für allemal gründlich auseinandernehmen und bereinigen können. Ich reiche Ihnen die Hand zur Versöhnung und bin
    Ihr sehr ergebener»
    Was will man noch zu einem Menschen sagen, der einen so
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    behandelt?
    Wenn wir im Recht sind, sollten wir versuchen, die andern freundlich und taktvoll für unsere Überzeugung zu gewinnen; falls wir uns aber irren - und das kommt erstaunlich häufig vor, wenn wir ehrlich sein wollen -, dann sollten wir unseren Irrtum ohne Zögern offen zugeben. Der Erfolg dieser Taktik ist verblüffend, und außerdem ist sie viel lustiger, als sich in einem solchen Fall mit allen Mitteln verteidigen und rechtfertigen zu wollen, glauben Sie mir das.
    Denken Sie daran, daß man durch Streiten nur ganz selten bekommt, was man will, durch Nachgiebigkeit aber meistens mehr, als man erwartet hat.
    Regel 3 Wenn Sie unrecht haben, geben Sie es ohne Zögern offen zu.
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    4 Der Weg zur Vernunft führt über das Herz
    Wenn Sie verärgert sind und machen Ihrem Ärger Luft, dann fühlen Sie sich erleichtert. Aber was denken Sie, wie sich der andere fühlt? Glauben Sie, daß er Ihre Erleichterung teilt? Daß Ihr unfreundlicher Ton und Ihre feindselige Haltung ihn ermuntern, Ihnen beizustimmen?
    «Wenn Sie mit geballten Fäusten auf mich losgehen, dann können Sie sicher sein, daß meine Fäuste mindestens so hart sind», sagte Woodrow Wilson. «Wenn Sie aber kommen und vorschlagen, daß wir uns zusammensetzen und miteinander überlegen sollten, warum wir

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