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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Der Earl of Balfour führte zwei
der Richter durch die Menge, die angesichts der Szene auf dem Gerüst verstummt
war.
    »Der Mann
soll abgeschnitten werden!« befahl einer der Richter. Es war Thomas Randall,
Luciens Vertrauensmann. »Schneidet ihn ab, sage ich. Und zwar rasch!«
    Schon
glaubte Velvet, ihre Beine würden unter ihr nachgeben. Obwohl sie am ganzen
Körper zitterte, ließ sie den Bettler, der doch nicht ganz blind war, keinen
Moment los.
    »Euer
Lordschaft!« Velvet lief das letzte Stück zum Gerüst, schwer und rasselnd
atmend. »Dieser Mann war Augenzeuge des Mordes am Duke of Carlyle. Bitte – ich
weiß, daß sein Wort gegen das eines Herzogs wenig wiegt, aber zusammen mit den
anderen Beweisen, die wir vorlegen konnten ...«
    »Ganz
recht, Mylady. Ihrer Schwägerin Mary Sinclair ist es zu verdanken, daß der Earl
of Balfour einem Mann namens Bacilius Willard auf die Spur kommen konnte. Dank
Lord Balfours ... hm ... Überredungskunst ließ der Mann vom Pfad der Sünde ab,
gestand im Angesicht des Lichts der Wahrheit und Gerechtigkeit den Mord an der
Countess of Brookhurst und benannte den Duke of Carlyle als seinen
Auftraggeber. Dies und die bereits vorgelegten Beweise ...«
    Da ertönte
ein Schuß. Eine weiße Rauchwolke schwebte über der Menge, Frauen kreischten,
der neben Lucien stehende Jason duckte sich, und die Kugel pfiff so dicht an
ihm vorüber, daß er den Luftzug spürte.
    »Das ist
Avery!« Lucien deutete auf den Mann, der brutal um sich boxend den Weg zurück
durch die Menge erkämpfte. »Wir müssen ihn aufhalten!«
    Jason stieß
einen Fluch aus, als die letzte Eisenfessel auf die Holzplanken zu seinen Füßen
fiel. Er zögerte nur einen Augenblick, ehe er vorn Gerüst sprang und neben
Velvet landete, die er rasch auf den Mund küßte, ehe er loshetzte. Er arbei
tete sich mit Püffen und Schulterstößen durch das Volk, das durch diese letzte
Wendung der Ereignisse in höchste Erregung geraten war. Gefolgt von Lucien und
einer kleinen Armee von Polizisten und Detektiven brach er sich den Weg durch
die wogende Menschenmasse, immer wieder Stöße nach allen Seiten austeilend,
ständig den davonrennenden Mann vor Augen, der den Schuß abgegeben hatte.
    Avery, der
direkt auf seine Kutsche zuhielt, war dumm genug zu glauben, man hätte ihn
entweder nicht gesehen, oder aber er könne sich freikaufen wie schon einmal.
    Er sollte
sein Ziel nie erreichen. Jason bekam ihn mit einem Hechtsprung zu fassen, und
fiel mit ihm in den Staub. Es entspann sich ein Handgemenge, bei dem Jason
seinem Bruder einen Kinnhaken versetzte. Avery schlug mit dem Kopf hart auf den
Boden auf, worauf Jason seine Hemdbrust zu fassen bekam und ihn hochzerrte, um
seinen Kopf erneut auf den Boden knallen zu lassen. Aus seiner aufgeplatzten
Lippe tropfte Blut auf Averys Frackrock aus goldfarbenem Atlas.
    »Ich werde
dich töten«, zischte Avery, der seine Hände um Jasons Hals legte und zudrückte.
Jason zupfte die Hände wie ein lästiges Insekt weg und versetzte seinem Bruder
wieder einen Boxhieb. Die Menschen umdrängten die Kämpfenden und feuerten sie
an, obwohl Avery für Jasons überlegene Stärke kein Gegner war. Jason richtete
sich auf und zerrte seinen Bruder mit, entschlossen, seinen Haß und seinen
Rachedurst zu zügeln. Er wollte Avery lebendig. Er wollte, daß sein Bruder der
Gerichtsbarkeit überantwortet und für seine Untaten zur Rechenschaft gezogen
wurde.
    Jemand
stieß einen gellenden, anfeuernden Ruf aus, die Menge stürzte vor, und Avery
entwand sich Jasons Griff. Er faßte blitzschnell in seinen Frackrock und hielt
plötzlich eine Pistole in der Hand.
    »Ich wußte
ja immer schon, daß man alles selbst machen muß.« Er spannte den Hahn.
    Jason
wußte, daß Avery ihn nicht verfehlen konnte, da er zu dicht bei ihm stand. Bei
allen Heiligen, er konnte nicht zulassen, daß diesem Schurken am Ende doch
noch der Sieg zufiel. Mit einem Seitwärtssatz landete Jason auf dem Boden und
rollte sich weg. Ein Schuß krachte, dann ein zweiter. Es dauerte ein paar Sekunden,
bis ihm klar wurde, daß der erste hinter ihm abgegeben worden war und Avery
direkt in die Brust getroffen hatte. Der zweite Schuß stammte aus der Waffe
seines Bruders und ging, ohne Schaden anzurichten, in die Luft.
    Silas
Ludington steckte seine Pistole lässig in seine Breeches. »Den wären wir los«,
sagte er ohne eine Spur des Bedauerns.
    Jasons
Blick flog zu Avery, der im Staub lag. Ein letzter Hauch kam über die schmalen
Lippen seines

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