Wiedersehen an der Cote dAzur
„Wie geht es eigentlich Francesca? Seit damals habe ich sie ja nicht mehr gesehen.“
Sie konnte förmlich spüren, wie sich seine Muskeln anspannten.
„Das geht dich nichts an!“
„Natürlich geht mich das etwas an! Francesca war meine beste Freundin – bis du sie von der Schule nahmst und mir verboten hast, sie jemals wiederzusehen!“
Pasquale zog nur eine Braue hoch. „Diese Entscheidung habe ich nie bereut! Meine Schwester befand sich dort in schlechter Gesellschaft.“
Suki hob das Kinn. „Damit meintest du vermutlich mich?“
„Ja, meine Liebe“, sagte er und musterte sie kühl. „Ich meinte dich.“
„Das böse Mädchen verführt das brave, oder wie?“, schnaubte sie.
„Du hast es erkannt.“
Sie sahen sich an, bis sie ihren Blick senkte, um sich ihm nicht noch mehr auszuliefern.
„Ich habe meiner Schwester den Umgang mit dir verboten, weil du einen schlechten Einfluss auf sie hattest. Jugendliche sind nun mal labil und lassen sich von Gleichaltrigen zu allem Möglichen überreden. Ich wollte und musste verhindern, dass Francesca sich dazu verleiten lässt, so zu werden wie du! Du bist doch mit jedem Typen ins Bett gesprungen, den du getroffen hast.“
Traurig und wütend wich Suki ein paar Schritte zurück. Er hielt sie immer noch für ein kleines Luder. Sie konnte machen, was sie wollte. Lag die Schuld bei ihr, dass sie sich falsch verhalten hatte, oder bei ihm?
„Wolltest du nur deshalb mit mir reden?“, fragte sie bitter. „Und die alten Geschichten wieder aufzuwärmen? Dann wäre ja alles klar. Du hast mir gesagt, was du von mir hältst. Aber mich interessiert das eigentlich nicht.“
„Hat es dich denn jemals interessiert?“ Lässig kam er auf sie zu und blickte in ihr angespanntes Gesicht. „Ich war doch nur einer von vielen, um den du deine wunderschönen Beine geschlungen hast, oder?“
Suki stand den Bruchteil einer Sekunde nur da, gefangen von dem erotischen Bild, das er gemalt und sogleich wieder zerstört hatte. „Was redest du denn da?“, entgegnete sie ihm. „Du warst der große Bruder meiner damals besten Freundin – ich war Gast in eurem Haus – und du hast mich einfach hinausgeworfen! Behandelt wie eine Verbrecherin hast du mich! Meiner Mutter musste ich erklären, warum ich meinen Ferienaufenthalt bei euch abgebrochen hatte …“
„Was“, unterbrach er sie etwas hastig, „hast du denn deiner Mutter gesagt?“
Sukis Blick war so kalt, dass Pasquale zu Eis hätte erstarren müssen. „Na, du hattest sie ja mit deinem Anruf schon vorgewarnt. Meine Mutter hat mir jedenfalls keine Vorwürfe gemacht und keine peinlichen Fragen gestellt. Ich weiß zwar nicht, was für ein Märchen du ihr aufgetischt hast, aber sie hat es geglaubt. Und ich hatte absolut keine Lust, ihr zu erzählen, wie es wirklich war – dass du mich schon nach so kurzer Zeit bei euch nicht nur aus eurem Haus, sondern auch aus deinem Bett geworfen hattest!“
„Sprich leiser – oder willst du, dass es alle mitbekommen?“
„Ach, Pasquale! Lenk nicht ab!“, entgegnete sie heftig. „So laut habe ich nicht geredet. Außerdem ist es die Wahrheit. Aber auch wenn ich wirklich nicht gern an diese leidige Geschichte erinnert werde: Sie ist Schnee von gestern und interessiert mich nicht mehr. Falls das der einzige Grund war, warum du mit mir reden wolltest, dann geh endlich!“
Für den Bruchteil einer Sekunde schien nun auch er sprachlos, musterte sie nachdenklich und sagte dann kopfschüttelnd: „Nein, nur deshalb wollte ich nicht mit dir reden.“
„Warum denn noch?“, fragte sie nervös.
„Ich wollte dich bitten, etwas für mich zu tun“, sagte er so gleichmütig, dass Suki ihn anblickte. Verwirrt bemerkte sie, dass sie den Inhalt seiner Worte eigentlich gar nicht mitbekommen hatte. Seine dunklen, geheimnisvollen Augen – wie gemacht, um Zeit und Ort zu vergessen … Gebannt versank sie in ihnen, und ihre Gedanken wanderten zurück – bis zu jenem Tag vor sieben Jahren, von dem sie sich geschworen hatte, ihn für immer zu vergessen …
2. KAPITEL
„Meinst du wirklich, sie haben nichts dagegen?“ Suzanna legte den Stift aus der Hand, warf einen Blick auf ihre Freundin, auf die Zeichnung, und war so weit ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Nur ein paar Konturen zog sie nach, während der Flieger zur Landung ansetzte und Rom mit seinen Kirchtürmen und Kuppeldächern immer näher kam.
„Wer?“ Francesca war zu sehr damit beschäftigt, den einzigen männlichen
Weitere Kostenlose Bücher