Wiedersehen an der Cote dAzur
1. KAPITEL
Allmächtiger! Nicht er! Sukis Herz schien einen Moment stillzustehen. Jeder andere, nur nicht er! Aber wer sollte es sonst sein? Sie hatte doch keine Halluzinationen. Ausgeschlossen! Unmöglich, dass er einen Doppelgänger hatte – Pasquale Caliandro! Kein Mann auf dieser Welt war so verführerisch und gefährlich wie er.
Bitte nicht! Suki rang um Gelassenheit. Hoffte, dass ihre Augen sie nicht verrieten. Aber allein der bloße Anblick dieses köstlichsten Exemplars männlicher Gattung, das sie je in ihren vierundzwanzig Jahren gesehen hatte, löste lang sam und unaufhaltsam ein Kribbeln in ihrem Bauch aus.
Oh, verflucht! Jedes Cover mit ihm wäre Gold wert!
Und Suki konnte das beurteilen.
Beruflich hatte sie fast tagtäglich mit Schönheit zu tun. Mit männlichen Models hatte sie zusammengearbeitet, mit Schauspielern und Popstars, deren athletisch erotische Körper auf Postern und Kalenderfotos die Schlafzimmerwände von Millionen Frauen auf aller Welt zierten. Aber nicht einer, nicht ein Einziger hatte sie auch nur annähernd so aus der Fassung gebracht wie Pasquale Caliandro. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie die anwesenden Frauen und war sich ziemlich sicher, dass nicht wenige sich den Hals nach diesem Prachtexemplar mit dem perfekt knackigen Hintern verrenkt hatten.
Ihr Puls raste. Was zum Teufel tat er hier in Südfrank reich? Und was um Himmels willen sollte si e tun? Hatte er sie gesehen? Und wenn ja, hatte er sie erkannt? Damals war sie siebzehn gewesen. Ein junges Mädchen voller Neugier auf die ersten sexuellen Erfahrungen.
Suki richtete sich auf, ohne auf die kleinen Stoffdreiecke über ihren Brüsten zu achten. Wie immer hatte sie die Träger gelöst, um an den Schultern nahtlos braun zu werden. Aber der Riesenschreck und die Erregung, die durch ihren Körper pulsierte, brachten ihr logisches Denken völlig durcheinander. Wie gebannt folgte sie ihm mit ihren Blicken, nahm wahr, wie er sich bewegte, und wie er ging …
Direkt in ihre Richtung!
Sie atmete durch und versuchte zu ignorieren, wie stark sich die Muskeln seiner Oberschenkel bei jedem Schritt anspannten. Schon in seiner offenbar maßgeschneiderten legeren Leinenhose wirkte er wie eine pralle Versuchung. In einer engen Jeans hätte sie ihm nicht widerstehen können.
Auch sonst bot der Mann einige reizvolle Details. Die cremefarbene Seide seines Hemds schmiegte sich an seinen imposant muskulösen Oberkörper und betonte seine breiten Schultern. Markant und ausgesprochen sinnlich geformte Lippen ließen sowohl auf Leidenschaft als auch auf Entschlossenheit schließen. Seine prägnante leicht gebogene Nase zeugte von Stolz und aristokratischem Selbstvertrauen.
Es ist nur eine Nase! Keine sinnliche Verheißung! Suki ertappte sich bei reichlich unziemlichen Fantasien und dabei, wie eine Kunstkennerin ein Meisterwerk zu taxieren. Wie konnte eine Nase sie bloß so antörnen?!
Höchst ungern ließ sie ihren Blick weiter aufwärts wandern zu seinen dunklen, fast schwarz schimmernden Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde hörte ihr Herz beinahe auf zu schlagen, als sie darin Kälte und unverhohlene Verach tung entdeckte. Hoffentlich kam er ihr nicht noch näher!
Aber genau das tat er, baute sich sogar direkt vor ihrer Liege auf. „Wie ich sehe, hast du dich nicht verändert, cara!“, meinte er anzüglich lächelnd, während er auf sie hinabblickte. „Allerdings warne ich dich, falls du wieder jemanden suchst, der deine wilden Fantasien bändigt … Ich stehe dafür nicht zur Verfügung!“
Mit jedem Wort, das er sprach, verletzte er sie. Suki hasste ihn dafür. Und doch, seine perfekt modulierte, ausgesprochen tiefe Stimme hatte etwas erotisch Elektrisierendes. Ihr stolzes britisches Naturell begehrte auf gegen die Provokation in seinen Latin-Lover-Augen. Sie würde es ihm schon zeigen und ihm eine Lektion erteilen.
Wenn nur nicht ihr Körper so auf ihn reagieren würde! Suki schloss kurz die Augen, um mit ihrem liebenswürdigsten Lächeln zum Angriff überzugehen. „Oh, nennst du dich neuerdings Dompteur? Dann muss ich dich warnen. Das hier ist kein Zirkus!“
Er warf den Kopf zurück und lachte. „Komm schon … warum sagst du nicht, was du wirklich willst, Suzanna?“, fragte er leise, geradezu intim. „Willst du etwa leugnen, dass du dich für meinen Körper interessierst?“
Eine entsprechende Erwiderung lag ihr schon auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter und verbesserte ihn nur betont freundlich.
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