Wikinger meiner Traeume - Roman
erfuhr. Nie hätte sie sich träumen lassen, solchen Luxus jemals zu berühren.
»Diese Seide stammt aus Byzanz«, hatte Krysta am Morgen des zweiten Tages verkündet und einen schimmernden, golden bestickten blauen Stoff hochgehalten. »Zumindest wurde sie durch diese Stadt befördert. Aber ich glaube, sie wurde in einem der legendären fernöstlichen Länder hergestellt.«
Entzückt riss Rycca die Augen auf. »Wie Meereswellen unter strahlendem Sonnenlicht...«
»An dir wird die Seide noch besser aussehen«, meinte die Hausherrin und wies eine der Schneiderinnen an, den Stoff um Ryccas Körper zu drapieren. Etwa ein Dutzend Frauen hielt sich im Zimmer auf. Voller Eifer beeilten sie sich, die zahlreichen Hemden, Tuniken und Umhänge zu vollenden, die Krysta für unverzichtbar hielt.
Am Nachmittag – Rycca sorgte sich allmählich um die Kosten für ihre neue Garderobe – bestand Krysta darauf, mit ihr in die Halle hinunterzugehen. Dort würde sie ihr etwas zeigen, erklärte sie. Was immer es sein mochte, blieb ein Geheimnis, weil die Männer in diesem Moment vom Turnierplatz zurückkehrten.
Später sollte Rycca überlegen, ob das Zusammentreffen ein Zufall gewesen war. Wie sie mittlerweile festgestellt hatte, war die schöne Lady Krysta nicht nur überaus gütig, sondern auch raffiniert. Aber im Moment hatte sie nur Augen für Dragon.
Seit dem Morgen des vergangenen Tages war sie ihm nur selten begegnet. Den Großteil seiner Zeit verbrachte er auf dem Turnierplatz, jagte mit Hawk in den Wäldern, oder sie segelten über das Meer. In der vergangenen Nacht hatte er wieder auf seiner Seite des Betts gelegen, ohne seine Frau anzurühren. Sie redete sich ein, sie sei erleichtert, und die Lüge lastete bleischwer auf ihrer Seele.
Nun durchquerte er die große Halle, roch nach Wind, Sonne und Sattelleder – und sehr männlich. Offensichtlich war er in bester Stimmung, obwohl Rycca glaubte, Schatten unter seinen Augen zu sehen.
»Mylord!«, rief Krysta. Nachdem sie seine Aufmerksamkeit erregt hatte, knickste sie anmutig.
Dragon lachte, und Hawk hob warnend die Brauen. »Sei vorsichtig, mein Freund, sie will was.«
»Lass den Unsinn!«, tadelte sie und schlug spielerisch auf seinen Arm. »Es ist wirklich wichtig.«
»Sicher weltbewegend...« Mit seinem Spott handelte er sich einen weiteren Klaps auf den Arm ein und grinste.
Verblüfft beobachtete Rycca die Szene. Noch nie hatte sie Eheleute gesehen, die so unbefangen miteinander umgingen. Und dieser Mann war der meist gefürchtete Krieger von England, bekannt für seinen eisernen Willen und seine unbesiegbare Kampfkraft.
Krysta sprach unbeirrt weiter.
Belustigt hörte ihr Gemahl zu, mit einem zärtlichen Lächeln. Das muss die wunderbare Macht der Liebe sein, dachte Rycca wehmütig.
»Voller Respekt vor deiner prall gefüllten Börse, mein guter Dragon, fürchtet deine Frau, wir wären zu verschwenderisch«, gab Krysta zu bedenken.
»Oh«, das bezweifle ich«, erwiderte Dragon, sichtlich überrascht. »Um wie viele Kleidungsstücke geht es?« Diese Frage richtete er an Rycca.
Aber es war Krysta, die hastig antwortete. »Ein Dutzend Hemden, dieselbe Anzahl Tuniken, einige Umhänge, Schuhe, Gürtel, Handschuhe, Schleier – das Übliche.«
»Reicht die Zeit nicht für etwas mehr Sachen?«
»Leider nicht – es sei denn, ihr verlängert euren Aufenthalt.«
«Krysta...« Mahnend berührte Hawk die Schulter seiner Lady.
»Schon gut, ich fange nicht mehr damit an. Also glaubst du nicht, wir hätten übertrieben, Dragon?«
»Keineswegs«, betonte er und warf Rycca einen kurzen Blick zu. »Für die nächsten Monate müsste diese Garderobe genügen.«
Genügen? Diese vielen kostbaren Kleider würden nur genügen?
»Vielleicht möchtest du die Pelze selber aussuchen, Dragon«, schlug Krysta vor.
»Ja, natürlich«, stimmte Dragon zu, als wäre das nichts Besonderes.
Lächelnd drehte sich Krysta zu Rycca um. »Darüber wirst du dich im nächsten Winter freuen. Cymbra hat mir erzählt, in den Nordländern sei es fast das ganze Jahr eiskalt. Aber das stört sie nicht. Ständig lodern helle Flammen, alle Leute sind fröhlich, und Wolf hat ihr einen wunderbaren Schlitten geschenkt. Davor sind Rentiere gespannt, die von den Lappen dressiert wurden. Ist das nicht erstaunlich?«
Rycca nickte schweigend und spürte Dragons Blick. Doch sie konnte ihn nicht erwidern. Nach einer Weile räusperte er sich. »Was hältst du von einem Besuch in der Sauna,
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