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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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sonst hätte einen wilden Turmfalken als Postboten benutzt, aber ich kannte nur eine, die ein Frettchen als Wildfreund hatte.
    Wieso wollte sich Shanaia mit mir treffen? Sie war nicht der Typ für ein Schwätzchen und freundschaftliche Umarmungen. Es musste wichtig sein.

2  SHANAIA

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    Sie muss hier irgendwo sein«, sagte ich und schaute noch mal auf den mittlerweile etwas verknitterten Zettel. Man konnte immer noch sehen, wo der Turmfalke ihn festgehalten hatte. Eine Stunde vor Sonnenuntergang, Nordpfad, dritte Bank vor dem Tor .
    »Vielleicht sind wir zu früh«, sagte Oscar, der stehen geblieben war, damit Luffe an eine Berberitze pinkeln konnte. »Oder zu spät. Warum kann sie nicht einfach wie ein normaler Mensch Viertel nach fünf schreiben? Für den Fall, dass sie das gemeint hat …«
    »Weil sie eine Wildhexe ist«, sagte ich. »Für sie gilt die Zeit der Natur und nicht irgendein Küchenwecker.« Aber ich musste zugeben, dass es ziemlich mühsam gewesen war herauszufinden, wann die Sonne an so einem Tag Anfang Februar unterging.
    Der Elverpark war alles andere als ein heimeliger Ort. Er lag eingeklemmt zwischen Bahngleisen, dem alten Fleischgroßmarkt und einer Schrebergartensiedlung, und auch wenn er im Sommer durchaus hohe grüne Bäume und ein paar Sonnenanbeter auf der Wiese aufzuweisen hatte, war der Anblick jetzt ziemlich schlammig-trist und verlassen. Überall auf den Wegen und der matschigen Wiese lagen Burger-Tüten, Pizzakartons und leere Bierdosen herum, und auch wenn der eine oder andere städtische Gärtner einen halbherzigen Versuch unternommen hatte, einen Teil des Mülls einzusammeln, half das nicht viel, solange die schwarzen Plastiksäcke einfach an den Bänken liegen blieben.
    »Hier ist kein Mensch!«, sagte Oscar. »Können wir nicht wieder nach Hause gehen?«
    »Es war deine Idee mitzukommen«, sagte ich. »Du wolltest doch unbedingt eine echte Wildhexe kennenlernen.«
    »Ja, weil das total cool gewesen wäre. Aber hier ist ja keine Wildhexe, oder? Also, abgesehen von dir.«
    »Und ich zähle natürlich nicht …«
    »Hör schon auf, du weißt, was ich meine.«
    Ich warf noch einen letzten Blick zu der Bank, die die dritte vor dem Tor sein musste, aber da saß immer noch niemand. Ich weiß nicht, ob ich wirklich damit gerechnet hatte, dass Shanaia einfach so aus dem februargrauen Nichts auftauchen würde, wenn ich mich für einen kurzen Moment wegdrehte.
    »Lass uns noch ein Mal die Runde machen«, sagte ich. »Nur zur Sicherheit.«
    »Clara, es gibt Leute, deren Küchenbeet größer ist als dieser Park. Sie ist nicht hier!«
    Einer der Plastiksäcke bewegte sich. Das Herz rutschte mir in die Hose, und ich stieß ein erschrockenes Wimmern aus.
    »Was ist los?«
    Ich zeigte zur Bank. »Da«, sagte ich. »Der Sack …«
    Das Plastik flatterte im Wind, aber das war es nicht. Dann konnte auch Oscar sehen, was ich meinte. Ein kleiner, spitzer weißer Kopf ragte aus dem Müllhaufen. Ein Kopf mit runden, dunklen Ohren, roten Augen und Schnurrhaaren, die länger waren als der Kopf breit.
    »Das ist doch so ein … wie heißen die noch gleich?«, fragte er. »So was Ähnliches wie ein Wiesel.«
    »Ein Frettchen«, sagte ich und spürte, wie sich die Februarkälte in mir ausbreitete. »Es gehört Shanaia …«
    Ich ging neben der Bank in die Hocke und streckte vorsichtig eine Hand nach dem Frettchen aus. Es riss das Maul auf, zeigte mir seine nadelspitzen Zähne und fauchte mich an. Erst da wurde mir klar, dass die schwarzen Müllsäcke mehr verbargen als nur Müll. Aus einer zerrissenen Lederjacke ragte eine Schulter heraus. Zwischen Milchtüten, Pizzakartons und Popcorntüten war ein Stück Jeans zu erkennen. Und ich sah eine Hand. Eine Hand, deren weiße Finger mit langen, silberfarben lackierten Nägeln aus einem abgeschnittenen schwarzen Lederhandschuh mit Nieten auf den Knöcheln herausragten.
    Es war Shanaia.
    »Ist … ist sie tot?«, fragte Oscar. Luffe winselte erst ängstlich und versuchte dann, lautstark bellend das Frettchen zu vertreiben – und vielleicht auch Shanaia. Bis eben war er zweimal an der Bank vorbeigelaufen, ohne auch nur das geringste Interesse an dem Müllhaufen zu zeigen.
    »Geh da weg«, sagte ich streng zu dem Frettchen. »Wir wollen ihr doch nur helfen.«
    Vielleicht war ich mittlerweile so sehr Wildhexe, dass es mich verstand. Jedenfalls verzichtete es allergnädigst darauf, von seinen Zähnen Gebrauch zu machen, als ich anfing, Müll und Plastik

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