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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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[zur Inhaltsübersicht]
    Eins
    «Ich fürchte, du musst rauskommen, Norbert. Die Schweinerei hier sollte sich einer von euch angucken.»
    Der Kollege Schuster von der Streife, den normalerweise nichts so leicht erschüttern konnte, klang ernst und wütend.
    «Selbstverständlich haben die erst mal so getan, als hätten sie nichts gesehen! Das kennt man ja. Immer schön den Kopf in den Sand stecken.»
    Kriminalhauptkommissar Norbert van Appeldorn seufzte leise in sich hinein.
    Es war Freitagnachmittag, und er hatte gerade sein Team ins Wochenende entlassen, weil nichts mehr anlag, das nicht bis Montag warten konnte. Auch er war schon auf dem Sprung gewesen, als das Telefon geklingelt hatte.
    «Jetzt mal langsam, Pit. Wo steckst du denn?»
    «Am Spoykanal, unten am Opschlag. Die machen hier doch gerade das Ufer neu. Und dabei haben die Arbeiter heute Knochen gefunden.»
    «Und?» Van Appeldorn wunderte sich über die Aufregung. Der Opschlag war im Mittelalter ein Umschlagplatz für Waren gewesen. Auf dem Treidelpfad dort waren die Lastensegler durch Pferde- oder Menschenkraft den Kanal entlanggezogen worden. Treidler hatten dort gewohnt, und vermutlich hatten die dort auch hin und wieder einen toten Hund begraben oder eine Katze. Immer wieder stießen Bauern in der Gegend beim Pflügen auf knöcherne Überreste von Haustieren, Hunden, Schweinen, manchmal sogar Rindern.
    «Es sind Menschenskelette, Norbert!»
    Van Appeldorn zog einen Stuhl heran und setzte sich. «Skelette? Du meinst, mehr als eins?»
    «Aber hallo! So, wie ich das heraushöre, hat der Baggerführer die Knochen entdeckt und erst mal versucht, sie schnell wieder unter der Erde verschwinden zu lassen. Man muss ja im Zeitplan bleiben. Aber dann waren es ihm wohl doch zu viele. Jedenfalls hat er seinen Polier angerufen, der natürlich schon im Feierabend war, ist klar. Und der hat dann 110 gewählt.»
    Schuster wurde plötzlich leise. «Hier liegen vier Schädel, vielleicht noch mehr. Scheiße, Norbert, das sieht mir aus wie ein Massengrab.»
    Van Appeldorn griff nach seinem Autoschlüssel. «Ich komme. Sperrt schon mal ab.»

    Die Stadt hatte sich endlich dazu durchgerungen, das heruntergekommene Kanalufer zu verschönern, davon hatte van Appeldorn in der Zeitung gelesen, angeschaut hatte er sich die Baustelle noch nicht.
    «Du lieber Gott», entfuhr es ihm. «Tod durch Backstein. Der Führer hätte seine helle Freude daran gehabt.»
    Offensichtlich hatte Schuster einen zweiten Streifenwagen gerufen. Die vier Beamten waren gerade dabei, Flatterband zu spannen, und sie hatten ihre liebe Mühe, gleichzeitig die Schaulustigen in Schach zu halten. Ein Pulk Kinder war ihnen wohl entwischt. Die Kleinen drängten sich aneinander und starrten sprachlos in die gut zwei Meter tiefe Grube hinunter.
    Van Appeldorn lief los, stolperte über ein Abflussrohr, fing sich wieder und brüllte: «Macht, dass ihr wegkommt, aber dalli!»
    Die Kinder stoben auseinander.
    Hinter einem Kompressor entdeckte er zwei Fotografen von der örtlichen Presse. Anscheinend hörten die immer noch den Polizeifunk ab, wenn sie nichts zu tun hatten.
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen.
    Seit Wochen hatte es nicht geregnet, hier am Ufer war der Boden sandig und trocken, und die Knochen waren deutlich zu erkennen. Ein bizarres Gewirr von Gliedmaßen, Rippen, Schädeln. Vier hatte Schuster gezählt, aber van Appeldorn entdeckte einen weiteren unter einer Beckenschaufel, halb in der Erde noch.
    Die Gebeine waren dunkelbraun, ausgemergelt, sie mussten schon lange hier gelegen haben, Jahrhunderte womöglich. Vielleicht hatte hier irgendwann früher einmal eine Kapelle gestanden mit einem kleinen Friedhof.
    «Was meinst du?» Pit Schuster war herangetreten.
    Van Appeldorn drehte sich um. «Ich würde gern wissen, ob die hier schon so auf einem Haufen gelegen haben oder ob der Bagger dafür verantwortlich ist.»
    Schuster rieb sich den Nacken. «Du meinst, das könnten normale Gräber gewesen sein?»
    «Möglich, oder? Ich unterhalte mich mal mit den Jungs da drüben.» Er schaute zu dem roten Bagger hinüber, neben dem fünf Arbeiter in Signalwesten zusammenstanden und rauchten.
    «Viel Glück.» Schuster grinste. «Soll ich die Spusi rufen?»
    «Ja, mach das. Van Gemmern soll ein Zelt mitbringen und Licht. Es wird bald dunkel. Und ruf noch ein paar von euren Jungs aus der Bereitschaft. Wir müssen sehen, dass wir die Gaffer loswerden.»
    Schuster tippte sich an den Mützenschirm und wollte

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