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Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Händen ab, trat mit den Füßen, tat alles, was sie konnte, um unter der Frau herauszukommen.
    Doch anstelle der Klinge in ihrem Fleisch spürte Sara die Erde erzittern, den Boden unter sich nachgeben. Wieder hatte sie das Gefühl, frei zu fallen. Das Dröhnen des Flusses wurde lauter, als sie mit dem Gesicht voraus ins eisige Wasser fiel. Sara keuchte auf, als die Kälte sie umhüllte. Wasser drang ihr in den Mund und in die Lunge. Sie konnte nicht sagen, wo oben und wo unten war. Ihre Hände und Füße fanden keinen Halt. Sie schlug um sich, versuchte, Luft zu bekommen, aber irgendetwas zog sie nach unten.
    Darla. Sie spürte die Hände der Frau an ihrer Taille, die Finger gruben sich in ihre Haut. Sara wehrte sich, prügelte mit den Fäusten auf den Rücken der Frau ein. Ihre Lunge kreischte in der Brust. Sie riss das Knie nach oben, so fest sie konnte. Darlas Griff lockerte sich. Sara stieß sich hoch, durchbrach die Oberfläche und schnappte nach Luft.
    » Hilfe! « , schrie sie. » Hilfe! « Sara schrie so laut, dass ihr der Hals schmerzte.
    Darla tauchte neben ihr auf, den Mund weit offen, die Augen aufgerissen vor Panik. Ihre Hand umklammerte Saras Arm. Das Ufer war nur ein verschwommener Schemen, als die Strömung sie stromabwärts riss. Sara grub die Fingernägel in Darlas Handrücken. Blätter, Zweige, Äste schlugen ihr gegen den Kopf. Darla hielt sich noch immer an ihr fest. Sie war noch nie eine gute Schwimmerin gewesen, aber jetzt versuchte sie nicht mehr, Sara nach unten zu ziehen, sondern sie klammerte sich an ihr Leben.
    Aus dem sonoren Rauschen des Wassers wurde ein ohrenbetäubendes Kreischen. Das Felsenfeld. Die hoch aufragenden Granitbrocken, auf die Tessa und Sara als Kinder geklettert waren. Sie sah sie vor sich, aufgereiht wie Zähne, die sie zerreißen wollten. Das Wasser teilte sich an den scharfen Kanten. Die Strömung wurde heftiger und riss sie immer schneller mit sich. Zehn Meter. Sieben Meter. Sara packte Darla unter der Achsel und stieß sie, so fest sie konnte, nach vorn. Das Krachen des Schädels der Frau an Granit klang wie das Dröhnen einer Glocke. Sara wurde gegen Darla geschleudert. Ihre Schulter knirschte. Ihr Kopf explodierte.
    Sara kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, das sie zu überwältigen drohte. Sie schmeckte Blut. Sie bewegte sich nicht mehr stromabwärts, sondern steckte in einer breiten Spalte im Fels fest. Weißwasser prasselte gegen ihre Brust und machte jede Bewegung unmöglich. Darlas Hand war zwischen Saras Rücken und dem Granit eingeklemmt. Ihr lebloser Körper wogte wie eine zerrissene Fahne. Ihr Schädel war aufgeplatzt, Flusswasser strömte in die Wunde. Sara spürte, wie die Hand von Darla von ihrem Arm abrutschte, dann trug die Strömung sie flussabwärts.
    Sara hustete. Wasser drang ihr in den offenen Mund, stieg ihr in die Nase. Sie griff über sich, spürte flachen Stein. Sie musste sich umdrehen. Sie musste es irgendwie schaffen, auf den Felsen zu klettern. Sara zog die Knie an und stemmte die Füße gegen den Granit. Sie versuchte, sich hochzustoßen. Nichts passierte. Sie schrie, versuchte es immer und immer wieder – mit demselben Ergebnis. Das Wasser drückte sie langsam von dem Stein weg. Sie rutschte, verlor den Halt. Ihr Kopf tauchte unter die Oberfläche. Sie kämpfte, um wieder hochzukommen. Jeder Muskel in ihrem Körper zitterte vor Anstrengung. Es war zu viel. Ihre Schultern kreischten vor Schmerz. Die Oberschenkel brannten. Ihre Finger verloren den Halt. Sie konnte nicht mehr dagegen ankämpfen. Das Wasser war zu stark. Sie glitt weiter an dem Felsen entlang. Sara atmete einmal tief durch, saugte gierig die Luft ein, bevor ihr Kopf wieder untertauchte. Aus dem beständigen Tosen des stürzenden Wassers wurde völlige, totale Stille.
    Sara presste die Lippen fest zusammen. Ihr Haar trieb vor ihr. Über sich konnte sie den Mond sehen, das helle Licht schaffte es irgendwie, die Wasseroberfläche zu durchdringen. Die Strahlen waren wie Finger, die nach ihr griffen. Unter der Stille in ihren Ohren hörte sie etwas. Der Fluss hatte eine Stimme, eine gurgelnde, beruhigende Stimme, die versprach, dass auf der anderen Seite alles besser sein würde. Die Strömung sprach zu ihr, sagte ihr, sie könne ruhig loslassen. Sie wollte einfach aufgeben, an den Ort gehen, wo Jeffrey auf sie wartete. Nicht in den Himmel. Nicht in irgendein irdisches Ideal, sondern an einen Ort der Stille und des Trostes, wo nicht jeder Gedanke an ihn, jede Erinnerung an

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