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William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

Titel: William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfons Th. Seeboth
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sie sogar als beruhigend. Sie war so real, wie die Geräusche um ihn herum. Dennoch musste die Stimme eine Einbildung sein, eine Täuschung, die ihn verwirrte.
    An einem Schild las William, dass sie Bremen in zehn Kilometern erreichten, und dachte: Noch zehn Kilometer bis zur Hölle!
    Geistesabwesend träumte er weiter vor sich hin, als ihn plötzlich der Polizist neben ihm auf der Rückbank anstupste. »Wir sind da!«
    William spähte aus dem Seitenfenster. Auf der anderen Straßenseite war die Bäckerei seiner Pflegeeltern. Die rostbraune Schrift an der Wand schaute drohend auf ihn herab. Ein Schaudern lief seinen Rücken herunter. Zögernd stieg er mit den Polizisten aus und schlurfte hinüber in die Bäckerei. Dabei konnte er seinen Blick nicht von der Schrift abwenden, die ihm zu sagen schien: Willkommen zurück in der Hölle!
    Sein Pflegevater empfing sie besonders freundlich. »Wir sind ja so froh darüber, dass sie ihn gesund gefunden haben. Vor Sorge sind wir fast wahnsinnig geworden.«
    So ein Heuchler , dachte William und hätte fast gekotzt, so angewidert war er von dem Geschleime seiner Pflegeeltern. Er wusste genau, dass ihn sein Pflegevater heute Nacht wieder verprügeln würde.
    Nachdem die Polizisten gegangen waren, packte sein Pflegevater ihn grob am Arm und schüttelte ihn kräftig. »Wo hast du dich die letzten Monate herumgetrieben? Wir hätten deine Hilfe in der Backstube gebraucht! Leg dich ein paar Stunden schlafen, heute Nacht wartet viel Arbeit auf dich!«
    Leise murrend ging William hinauf in sein Zimmer. Es lag auf dem Dachboden und war relativ groß, jedoch äußerst spärlich eingerichtet. Unter der Dachschräge stand sein Bett, sofern man es überhaupt als Bett bezeichnen konnte. Es ähnelte mehr einer riesigen Kartoffelkiste mit einer Matratze und Bettzeug. Einen richtigen Kleiderschrank besaß er nicht. Seine Kleidung lag in einer Kommode, die neben dem Bett stand. Seine Jacken und Hemden hingen an Haken an der Wand. Gegenüber vom Bett, auf der anderen Seite des Zimmers, befand sich sein Schreibtisch mit einer Musikanlage vom Sperrmüll. Über dem Tisch hing ein aus alten Latten zusammengenageltes Holzregal. Auf diesem befanden sich Williams Bücher und CDs.
    Er stellte seine Tasche auf das Bett und packte sie aus. Es war nicht viel darin – etwas zum Anziehen, sein Taschenmesser und das schönste Geschenk, das er jemals bekommen hatte. Wobei er zugeben musste, dass ihm zuvor nie wirklich etwas geschenkt worden war. Es war ein riesiger weißer Plüschwolf, den ihm die Wahrsagerin Lanjeta überreicht hatte. Bei ihr hatte er die letzten Monate im Wohnwagen gelebt.
    Hundemüde legte er sich ins Bett und war recht schnell eingeschlafen. Unruhig wälzte er sich hin und her, träumte von seinen Freunden im Zirkus und von zwei älteren Menschen, die sich aufgeregt mit Lanjeta unterhielten. Die Gesichter der Zwei konnte er nicht erkennen. Eigenartige Träume verfolgten ihn. Immer wieder hörte er diese Stimme, die ihm etwas vorsummte.
    Plötzlich gab es einen lauten Knall und William saß aufrecht im Bett. Sein Pflegevater hatte seine Zimmertür aufgetreten und brüllte: »Los, aufstehen und runter mit dir! Du machst heute die krossen Brötchen. Und trödle ja nicht herum, sonst setzt es was!«
    William roch seine Alkoholfahne bis ans Bett und ihm war klar, dass er in dieser Nacht mehr als nur Schläge zu erwarten hatte.

Kapitel 2
    Eine kleine Drachendame
     
    Unten in der Backstube angekommen, setzte sein Pflegevater gerade die Schnapsflasche an den Mund und nahm einen kräftigen Schluck. »Steh da nicht so blöd herum, sondern arbeite endlich!«
    Er tat, was sein Pflegevater ihm befahl und kümmerte sich um den Brötchenteig. Während er sich damit beschäftigte, nahm er einen verbrannten Geruch wahr und schaute sich um. Aus dem hinteren Ofen kam schwarzer Qualm.
    Sollen doch die Graubrote verbrennen, es ist ja nicht meine Aufgabe auch noch seine Arbeit zu beaufsichtigen , dachte William und ignorierte es einfach.
    Ein paar Minuten später brüllte sein Pflegevater wie ein Wahnsinniger, während er sich Schutzhandschuhe gegen die Hitze a nzog, um die Bleche aus dem Ofen zu holen. »William, du Vollidiot!« Stinksauer und mit einer Gesichtsfarbe, die einer Tomate starke Konkurrenz machte, stolperte er auf William zu. Er war mittlerweile so betrunken, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
    William wich aus Angst ein paar Schritte zurück. Ihm war klar, was jetzt passieren

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