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Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Titel: Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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verstand und gab ein zischendes Geräusch von mir. »Deshalb Franz von Waldeck, der Bischof, der den Wiedertäuferaufstand niedergeschlagen hat.«
    Beckers Stimme bekam einen durchdringenden Kanzel-Ton: »Der Mann hat Europa vor einer Krise gerettet. Was glauben Sie denn, was passiert wäre, wenn Waldeck den Wiedertäuferunsinn nicht im Keim erstickt hätte? Überall gab es Wiedertäufergruppen, in Straßburg, vor allem in den Niederlanden. Nicht nur die kirchlichen, auch die weltlichen Autoritäten hätten Schaden genommen. Das Habsburger Reich wäre in der Anarchie versunken. Leute wie Sie …«
    »Leute wie ich?«
    »Ich kenne die Schwärmerei für die Wiedertäufer. Das ist eine altlinke Tradition. Marx, Bebel, Kautsky, alle feierten die Wiedertäufer als Revolutionäre.«
    Das Gesicht des Weihbischofs war rosarot angelaufen. Seine Erregung konnte nicht allein vom Historikerstreit stammen.
    »Wollen Sie mir unterstellen, dass ich etwas mit dem Anschlag zu tun habe?«
    »Ich unterstelle gar nichts, Herr Wilsberg! Ich lese. Und hier steht …« Er hob den Brief hoch und kniff die Augen zusammen. »Die selbst ernannten neuen Wiedertäufer verlangen klipp und klar, dass die fünfhunderttausend Mark von Georg Wilsberg überbracht werden.«
    Ich war baff, vollkommen platt und fingerte mit zittriger Hand nach meiner Zigarilloschachtel.
    »Bitte nicht!«, meldete sich der Monsignore erstmalig zu Wort. »Ich vertrage keinen Rauch.«
    Seufzend ließ ich die Schachtel in die Tasche zurückgleiten.
    »Sie hatten wohl keine Ahnung, wie?« Das klang nach einer Fangfrage.
    »Nein. Davon wusste ich nichts.«
    »Na ja«, sagte Becker mit um einige Dezibel zurückgenommener Stimme, »dann ist es wohl Zufall. Von Fügung möchte ich in diesem unchristlichen Zusammenhang nicht sprechen.«
    »Und Sie wollen zahlen?«, fragte ich ungläubig.
    »Ja. Wir wollen diese missliche Angelegenheit nicht noch höher schaukeln. Wer weiß, was diesen Wahnsinnigen sonst noch einfällt. Aber das bleibt unter uns, versteht sich. Kein Wort an Außenstehende.«
    »Sie können sich auf mich verlassen«, versicherte ich ihm.
    Der Weihbischof strich mit einem Finger über seine fleischige Unterlippe. »Wir haben natürlich über Sie Erkundigungen eingezogen …«
    »Ach ja«, hakte ich ein, »das ist ein Punkt, den ich auch ansprechen wollte. Ihr Herr Kratz deutete an, dass er über meine finanziellen Verhältnisse Bescheid weiß.«
    Becker warf Kratz einen missbilligenden Blick zu. »Sie haben was?«
    Kratz räusperte sich. »Ich brauchte ein triftiges Argument, um Herrn Wilsberg zu überzeugen. Und da schien mir …«
    »Das meine ich nicht«, unterbrach ich ihn. »Woher wussten Sie es? Gibt es einen kirchlichen Geheimdienst? Hatten Sie eine Eingebung?«
    »Ähm …« Kratz kämpfte erneut mit einem Frosch im Hals. »Das Bistum verfügt über eine eigene Bank. Und Banken untereinander können die Kreditwürdigkeit von Kunden … Sie verstehen?«
    »Davon hatte ich keine Ahnung«, schaltete sich der Weihbischof wieder ein. »Ich kann auch nicht sagen, dass ich ein solches Vorgehen gutgeheißen hätte. Worauf ich vorhin ansprach, waren Ihre Lebensdaten. Wir wissen, dass Sie mal als Anwalt gearbeitet haben, Ihre Lizenz zurückgeben mussten, sich dann als Briefmarkenhändler und Privatdetektiv verdingt haben.«
    Ich nickte. »Soweit korrekt.«
    »Seit einiger Zeit scheinen Sie keiner geregelten Tätigkeit nachzugehen. Wie kommt das?«
    »Ich hatte einen schweren Unfall. Und danach keine Lust, wieder als Schnüffler zu arbeiten. Im Moment bin ich auf der Suche nach was Neuem.«
    »Hhmm.« Becker zog eine Schachtel Marlboro aus der Tasche und spielte mit der Verschlusskappe. »Sagen Sie nichts, Kratz!« Er legte die Schachtel zur Seite. »Sie nehmen bei der Geschichte eine Vertrauensstellung ein, Herr Wilsberg. Wir müssen uns darauf verlassen, dass Sie nicht gleich zu einer Illustrierten oder einem Privatsender rennen und Ihre Informationen brühwarm verkaufen.«
    »Klar«, sagte ich. »Das würde die Geldübergabe unmöglich machen.«
    »Eben«, bestätigte der Weihbischof. »Und Ihr Leumund ist nicht derart, dass man sich Ihnen bedingungslos anvertrauen möchte.«
    Langsam wurde ich sauer. »Ich habe mich nicht aufgedrängt. Sie haben mich angerufen, haben Sie das vergessen?«
    Becker hob begütigend die Hände. »Richtig, richtig. Es ging mir nur darum, Positionen klarzustellen. Wie auch immer Ihr Name in den Erpresserbrief geraten ist …«
    »Wofür

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