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Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Titel: Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Innenstadt.
    Der Weihbischof streckte mir eine Pranke entgegen und quetschte meine Hand. »Becker. Schön, dass Sie kommen konnten.«
    Ich bemühte mich, den Schmerz nicht zu zeigen, und versteckte die geschundene Hand in der Hosentasche. »Ihr Monsignore Kratz hatte ein überzeugendes Argument.«
    »Ja ja, das Geld. Ich verstehe das. Um ein Haar hätte ich Volkswirtschaft studiert anstatt Theologie. Setzen Sie sich doch!«
    Ein bequemer Ledersessel verschluckte mich, und ich versteckte den Marmeladenfleck unter dem Jackett.
    »Kratz, Sie auch!«, donnerte der Weihbischof in Richtung des Monsignore, der sich unauffällig im Hintergrund gehalten hatte. »Er ist meine rechte Hand«, fügte er erklärend hinzu, »die Allzweckwaffe des Bistums, und manchmal auch so etwas wie unser hauseigener advocatus diaboli.«
    Kratz verzog das Gesicht, verkniff sich aber einen Kommentar, während er einen einfachen Lehnstuhl an die Stirnseite des Schreibtischs zog.
    Becker hatte die Hände flach auf den Tisch gelegt und sah aus wie ein meditierender Lama. Ich harrte der Dinge, die da kommen würden.
    So schwiegen wir gemeinsam fünf Sekunden, dann lächelte mich der Weihbischof an: »Was wissen Sie über die Wiedertäufer?«
    Kalt erwischt, nennt man das wohl. Ich sortierte die gängigen Klischees und frivolen Anekdoten über die Vielweiberei in meinem Gedächtnis.
    »Ist das die Zehntausend-Mark-Frage?«
    »Nein, nein, aber es wichtig für die Geschichte, in die Sie jetzt zwangsläufig involviert werden.«
    »Eine radikalchristliche Sekte, die im sechzehnten Jahrhundert in Münster die Macht übernahm. Die Wiedertäufer vertrieben alle Andersgläubigen aus der Stadt und trotzten anderthalb Jahre dem Bischof, der die Stadtmauern belagerte. Schließlich, durch Hunger und Verrat, gelang es dem Bischof, die Stadt zu erobern, und er rächte sich blutig. Kaum ein Wiedertäufer überlebte.«
    Missbilligend zog Becker eine Augenbraue in die Höhe. »Der Bischof war nicht für das Gemetzel der Söldner verantwortlich. Damals gehörte es dazu, dass man den Landsknechten nach einer Belagerung die Stadt zum Plündern überließ.«
    »Und was ist mit den Käfigen an der Lambertikirche?«
    »Sie meinen die Anführer?«
    »Ja. Die hat man doch Monate später und mit Einverständnis des Bischofs gefoltert, verbrannt und zur Schau gestellt.«
    »Zur Warnung der Nachgeborenen. Was Sie als urchristlich bezeichnen, war nichts weiter als Ketzerei. Und darauf standen allerdings drakonische Strafen.«
    Ich nickte. »Gut und schön. Ich muss gestehen, dass ich auf einen theologischen Disput nicht vorbereitet bin. Ich habe vermutet, dass Sie mich für etwas Handfesteres engagieren wollen.«
    Kratz rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.
    Der Weihbischof lächelte wieder. »Da vermuten Sie ganz richtig. Einer der Anführer der Wiedertäufer, der sich sogar zu ihrem König machte, nannte sich Jan van Leiden. Auch er landete im Käfig.« Becker öffnete eine Schublade und zog einen Brief heraus. »Dieser Jan van Leiden oder Johan Bockelson, wie er wirklich hieß, ist auf wundersame Weise wieder lebendig geworden.«
    Ich verstand nur Bahnhof.
    »Lesen Sie Zeitung, Herr Wilsberg?«
    »Gelegentlich. Meistens den Sportteil.«
    »Nun, vor etwa einem Monat ereignete sich ein Vorfall an der Lambertikirche. Eigentlich kaum mehr als ein Dummejungenstreich. Über Nacht wurden die Käfige gelb angemalt. Eine blöde Geschichte. Wir haben die Käfige natürlich sofort reinigen lassen. Das Ganze wäre nicht der Rede wert, wenn es jetzt nicht eskalieren würde.« Der Weihbischof machte eine Pause und starrte mich grimmig an. »Ein Anschlag im Dom. Das Porträt von Franz von Waldeck, gemalt von Lucas Drueger dem Jüngeren. Ein kleines Meisterwerk aus dem sechzehnten Jahrhundert. Mit Säure bespritzt. Vielleicht lässt sich das Bild retten, aber der Schaden geht in die Zehntausende.«
    »Das ist mir neu«, sagte ich.
    »Wir haben die Sache unter dem Teppich gehalten. Aber inzwischen hat die Presse davon Wind bekommen. Nachher gebe ich dazu eine Pressekonferenz.«
    »Entschuldigen Sie«, wandte ich ein, »ich sehe immer noch nicht, wozu …«
    Die breite Hand des Weihbischofs klatschte auf den Brief. »Wir haben einen Bekennerbrief bekommen, so nennt man das wohl. Darin erklärt sich ein Kommando Jan van Leiden für den Anschlag verantwortlich. Sie drohen mit weiteren Anschlägen, falls wir nicht fünfhunderttausend Mark zahlen. Die Dagobert-Masche, verstehen Sie.«
    Ich

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