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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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mir vorstellen.»
    «Kinder eben – und eigentlich weniger schlimm als andere», sagte Harriet. «Außerdem, wenn du schon eins oder zwei da hast, machen ein paar mehr den Kohl auch nicht fett.»
    «Wie viele haben wir denn, Mater?», fragte Gerald. «Zweihundertfünfzig, glaube ich. Aber die Lehrer mitgerechnet. Wolltest du nicht Peter wegen eines der Jungen etwas fragen?»
    «Ja, richtig. Einer der kleinen Hungerleider hat sich in die Malerei verguckt und liest jetzt alles über Kunstgeschichte und fragt mir Löcher in den Bauch. Mir fallen keine Antworten mehr ein.»
    «Ich bin sicher, Helen wäre außer sich, wenn sie wüsste, dass die Bibliothek Krethi und Plethi offen steht», bemerkte die Herzogin fröhlich.
    Harriet warf einen prüfenden Blick auf Peter, ob er wohl auch entrüstet war, aber er sagte nur: «Die In kunabeln und die wirklich wichtigen Bücher stehen alle hinter Glas, Mutter. Ich nehme nicht an, dass Gerald so nachgiebig geworden ist, ihnen auch noch die Schlüssel zu überlassen.»
    «Selbstverständlich nicht. Aber das ist schon ein Ding, verstehst du, da kommt so eine Rotznase aus dem East End an und forscht dich über Caravaggio aus. Nun frage ich dich, Peter, was kann ich mit ihm machen? Gesetzt den Fall, ich würde ihn in den Sattel heben wollen.»
    «Ist das dein Ernst. Gerald? Erzähl ihm, er muss die Prüfung fürs Stipendium bestehen, dann kann er an der Slade School Kunst studieren. Biete ihm einen Fünfer an, wenn er aufs Gymnasium kommt, und hundert Guineas, wenn er einen Kurs in Kunstgeschichte belegt. Dann lass ihn machen und warte ab. Ach, und lass ihn ruhig in die Bibliothek.» «Hm», überlegte Gerald. «Das wäre ja eine Möglichkeit. Was Helen wohl wegen des Geldes sagen wird?»
    «Lass es sie gar nicht erst wissen», schlug die Herzogin vor. «Verpflichte den kleinen Wilden zur Geheimhaltung.»
    «Ach», sagte Gerald. «Habt ihr was dagegen, wenn ich die Nachrichten anmache?»
    Der Sprecher verkündete, dass die Regierung aufgelöst worden war. Chamberlain war zurückgetreten. Neuer Premierminister war Winston Churchill. Er hatte nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß.
    Still lauschten sie seiner rauen Stimme. «Was unsere Politik ist? Krieg zu führen gegen eine ungeheuerli che Gewaltherrschaft, wie sie in der dunklen, beklagenswerten Liste menschlichen Verbrechens unübertroffen ist. Was unser Ziel ist? Sieg – Sieg um jeden Preis – Sieg trotz aller Schrecken, Sieg, wie lang und hart auch immer der Weg sein mag, denn ohne Sieg gibt es kein Überleben.»
    Eine nervöse Franklin, angetan mit einer Schürze, verkündete, das Abendessen sei angerichtet.

    Am nächsten Tag brachen sie zum letzten Teil ihrer Heimreise auf. Sie fuhren am Vormittag los, und der Kofferraum war zum Bersten voll mit Wildbret – vier Fasane und ein Hase, die Gerald und Peter vor dem Frühstück geschossen hatten, ein hübsches Kleid für Polly, das einst ihrer Mutter gehört hatte und von der Herzogin zwischen Lagen von Seidenpapier aufbewahrt worden war, ein lädierter Hund auf Rädern für Paul, eine Eisenbahn für Bredon, eine Puppe für die kleine Harriet und ein Modellflugzeug für Charlie: alles Dinge, die sich aus dem bodenlosen Füllhorn der Denver'schen Mansarde ergossen hatten. Es herrschte Einvernehmen darüber, dass kein Anlass zur Eile bestand, und so konnte man unterwegs einige Male halten.
    Als sie im Sonnenschein über das Fenn fuhren, kam Harriet in eine eigenartige Hochstimmung, die sich aus Angst und einem gewissermaßen entschlossenen Glücksempfinden zusammensetzte. Die gewaltige Bühne aus Licht und Wolken, die sich über das Fenn spannte, verfehlte nicht ihre Wirkung aufs Gemüt. «Fahr doch ein bisschen langsamer, Peter.» «Mache ich dir wieder Angst?»
    «Nein, das ist es nicht. Ich möchte bloß, dass die Reise so lange wie möglich dauert.»
    «Welche Gräuel erwarten dich zu Haus, dass du so denkst? Unbändige Kinder? Der allgegenwärtige Bunter? Lebensmittelmarken? Möglicher Luftalarm? Weißt du, die Gefahr eines Luftangriffs achte ich derzeit eigentlich ziemlich gering. Man muss natürlich auf alles vorbereitet sein – aber Talboys liegt fünf Kilometer vom nächsten Flugplatz entfernt, und auf eben die hat der Feind es im Moment abgesehen. Selbst wenn die Deutschen ihre Strategie jetzt ändern sollten, würden sie die teuren Bomben nicht unter hohem Einsatz auf Dörfer in Hertfordshire werfen, dann wären sicher militärisch wichtige Ziele dran

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