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Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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Mein Bauch
knurrte laut.
    »In einer halben Stunde gibt es
Abendessen. Mama und meine Schwester bereiten gerade alles vor.«
    »Habe ich noch Zeit, kurz zu duschen?«,
fragte ich. »Das hatte ich schon vor Stunden vor.« Wie zum Beweis zeigte ich
auf die zerknautschte Kulturtasche, die neben mir auf dem Bett lag. Oh je, und
meine Mutter habe ich auch noch nicht angerufen, dachte ich .
    »Certo! Na klar! Handtücher hat Mama auch
schon bereitgelegt.«
    »O.k., grazie!« Ich erhob mich, griff
nach dem Täschchen und ging an Giacomo vorbei ins Bad.

 
    Herrlich erfrischt und ausgeschlafen
setzte ich mich an den langen Küchentisch neben den Platz von Mafalda.
    »Na wen haben wir denn da?«, freute sich
Signora Caruso. »Dai, Mafi! Los, reiche dem Mädchen einen Teller mit Pasta,
bevor sie noch umkommt vor Hunger!«
    Mafalda verdrehte die Augen und ich
zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Jetzt wurde ich gemästet. Und es gab kein
Entrinnen.

 
    Die Pasta schmeckte ebenso köstlich wie
das zarte Fleisch, das mir zusammen mit frischem Salat und noch warmem Brot
gereicht wurde. Zum Nachtisch gab es eine Riesenportion Tiramisu, den die
beiden Frauen am Nachmittag extra für mich zubereitet hatten.
    »Ihr seid der Wahnsinn!«, lobte ich noch
kauend. »Niemand auf der Welt macht besseres Tiramisu als ihr.«
    Signora Caruso errötete. Konnte es ein
schöneres Kompliment für eine »Mamma italiana« geben, als das s sie gut kochen
konnte?

 
    Inzwischen war auch Signor Caruso
eingetroffen und hatte mich zurückhaltend, aber sichtbar erfreut - so, wie es
eben seine Art war - in seinem Haus begrüßt. Er sah müde aus. Ein langer Tag im
»Ospedale Regionale« lag hinter ihm. Er war Chefarzt der Chirurgie. Es war
Winter und in den Bergen lag bereits seit langem Schnee. Auch der St. Bernhard
Pass war tief verschneit gewesen. Nur hier unten im Tal war es trüb und grau
geblieben. Die ersten Knochenbrüche aus den Skigebieten wurden bereits
eingeflogen.
    »Dass die Leute sich immer so
überschätzen müssen«, schimpfte Signor Caruso. »Da treiben sie das ganze Jahr
über keinen Sport, dann, kaum dass drei Schneeflocken gefallen sind, müssen sie
hoch in die Berge und wie die Verrückten losbrettern. Kann ja nur schiefgehen
sowas.«
    »Dai, mangia! Komm, iss erst mal was!«,
war alles, was Signora Caruso dazu sagte. Wahrscheinlich musste sie sich diese
Sätze jeden Winter aufs Neue anhören.

 
    »Oh, Skifahren ist toll«, sagte ich. »Als
mein Papa noch bei uns wohnte, bin ich jeden Winter mit ihm in die
österreichischen Alpen gefahren. Mama mochte Skifahren nicht. Sie sonnte sich
lieber auf der Terrasse, wenn Papa und ich den ganzen Tag die Pisten unsicher
machten.«
    In Erinnerungen versunken, kratzte ich
den letzten Rest Tiramisu von meinem Teller. Dabei sah ich aus den Augenwinkeln,
dass Mafalda und ihr Vater sich vielsagende Blicke zuwarfen.

 
    Nachdem Signor Caruso die Nachrichten
gesehen hatte, Mafaldas große Schwestern ebenfalls satt waren und Signora
Caruso für heute die Hausarbeit beendet hatte, wurden Mafi und ich ins
Wohnzimmer gebeten. Es war sehr gemütlich, und voller Nippes,
Blumenarrangements und Überdecken. In einer Ecke blinkten noch die bunten
Kugeln des Weihnachtsbaumes. Doch das alltägliche Leben der Carusos fand in der
geräumigen Wohnküche statt. Warum diese Umstände? Das Wohnzimmer war das
Vorzeigezimmer für besondere Gäste. Oder für besondere Anlässe. Ich wurde
allmählich ganz aufgeregt, denn mein Gefühl sagte mir, dass so etwas wie ein
besonderer Anlass auf dem Plan der Carusos stand. Als ein besonderer Gast
fühlte ich mich jedenfalls nicht. Dafür war mir die herzliche Familie schon
längst zu vertraut geworden.

 
    »Allora, Also!« Signor Caruso räusperte
sich und rückte seine Brille zurecht. Schnell drückte mich Mafalda auf den
Ohrensessel und setzte sich neben mir auf die Lehne. Giacomo streckte, zwischen
seinen zwei großen Schwestern sitzend, die Beine aus. Signora Caruso stand am
Fenster und zupfte ein paar welkte Blüten ab.
    »Dai, papà! Mensch Papa! Nun fang doch
mal an!« Mafalda wippte ungeduldig mit dem übergeschlagenen Bein.
    »Es soll ein weiteres Weihnachtsgeschenk
für mich sein«, flüsterte sie mir zu. Gespannt sah ich von Mafalda zu ihrem
Vater und wieder zurück.

 
    »Allora!«, setzte er erneut an. »Weil ein
Vögelchen mir geflüstert hat, dass nicht nur unsere Mafi, sondern auch du,
liebe Tanja, den weihnachtlichen Schnee so sehr vermisst hast.«

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