Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
erlebt.
Die Vampirin schlug erneut auf ihn ein. Rhys fiel zu Boden und konnte sich nur noch die Hände schützend vor das Gesicht halten.
Wenige Schritte von ihm entfernt schrie Winter.
»Lauf weg!«, rief er ihr atemlos zu.
Dann drückte ihn seine Angreiferin bäuchlings auf den Boden und machte ihn bewegungsunfähig. Sie packte ihn brutal an den Haaren und zog seinen Kopf in die Höhe.
»Schweig«, befahl sie.
Unvermittelt ließ sie ihn wieder los, sodass Rhys mit dem Jochbein auf dem Asphalt aufprallte. Er drehte das Gesicht gerade noch rechtzeitig zur Seite, um sehen zu können, wie der erste Vampir Winter packte und zwang, ihren Kopf seitlich zu beugen, wodurch der Hals entblößt wurde.
Er warf ihm einen herausfordernden Blick zu und legte die Lippen auf ihre Haut.
»Wir wissen, wie man mit ungehorsamen Kindern umgeht … Also, sei ein artiger Junge, wenn du nicht willst, dass wir ihr wehtun.«
Er versetzte ihr einen heftigen Stoß und das Mädchen stöhnte auf.
Rhys fühlte, wie ihn eine blinde Wut packte, die jeden anderen Gedanken beiseiteschob. Wenn er nur etwas mehr bei Verstand gewesen wäre, hätte er nicht einen Augenblick an den Bluff geglaubt, denn kein Vampir würde je ein Mitglied der Familien beißen …
In einem letzten, verzweifelten Versuch setzte er Energien frei, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass er sie besaß.
Ich muss den richtigen Moment abwarten
…, befahl er sich.
Als sie ihn aufzustehen zwangen, leistete er keinen Widerstand. Er ließ sich sogar helfen.
Die Hüter des Ordens stießen ihn zu ihrem Auto und er gehorchte ihnen. Aus dem Augenwinkel sah er den Vampir, der Winter begleitete.
Auch sie hatte zu kämpfen aufgehört. Ihre Lippen waren zusammengepresst, sie musste zu Tode erschrocken sein.
Winter tat so, als würde sie straucheln, und ihr Begleiter verlangsamte den Schritt. Die Vampirin vor ihnen ging zum Auto und ließ den Motor an. Der andere hatte sie inzwischen schon fast erreicht. Gegen zwei bestand vielleicht eine gewisse Chance.
Ruhig
, wiederholte er sich unter enormen Anstrengungen,
es fehlt nur noch wenig
…
Er rollte ein wenig den Hals, als würde er ihn schmerzen, und nutzte die Gelegenheit, um Winter einen raschen Blick zuzuwerfen.
Der Vampir, der sie festhielt, hatte den Griff gelockert und ging einfach neben ihr her.
Sehr gut!,
dachte er.
Jetzt, Win!
Er versetzte ihrem Bewacher einen Tritt, packte Winter bei der Hand, und sie rasten los.
R hys und Winter rannten atemlos zum Rainbow. Wenn sie es schaffen würden, dort hineinzukommen, wären sie gerettet.
Sie erreichten das Gebäude, doch ihre Verfolger waren ihnen immer noch auf den Fersen.
Als sie einen Nebeneingang entdeckten, schlüpften sie keuchend hinein und fanden sich in einem Lagerraum des Lokals wieder.
Erst dort erlaubten sie sich, das Tempo zu verlangsamen. Hand in Hand tasteten sie sich an den Wänden entlang auf der Suche nach einem Ausgang.
Winter stolperte und Rhys fing sie auf.
»Ich glaube nicht, dass sie so leicht aufgeben werden …«, flüsterte er leise und umarmte sie.
Er hörte sie seufzen.
»Hat unsere Flucht wirklich einen Sinn?«
»Ich kann nicht zulassen, dass sie dich erwischen.«
Winter ließ sich gegen seinen Körper sinken, ihre langen Haare kitzelten sein Gesicht.
Rhys überlegte. Sie konnten es schaffen, sie mussten nur unter Leute kommen. Die Gesandten des Ordens würden sie nicht bis in ein Lokal voller Menschen verfolgen.
Und dann?
Der Rat würde die Jagd nie aufgeben, und früher oder später würde er sie aufspüren.
Winter drehte sich um und sah ihm ins Gesicht.
»Ich liebe dich, Rhys«, murmelte sie und legte ihm eine Hand auf die Brust, um seinen Herzschlag zu spüren. »Viel zu sehr, um zuzulassen, dass du Risiken wie das hier eingehst.«
Liebevoll musterte sie seine jaspisfarbenen Augen mit der rötlichen Tönung. Sie meinte es ehrlich, sie wollte nur, dass ihm nichts passierte.
»Ich werde zu ihnen gehen. Sie werden mir schon nichts antun, und vielleicht reicht es …«
Mit einer raschen Bewegung klemmte Rhys sie zwischen sich und der Mauer ein.
»Dann befrei dich erst mal«, zischte er scharf. Er lehnte sein Gesicht an ihres und wusste, dass er ihr zum ersten Mal Angst machte.
Er packte ihre Hände und hob ihre Arme über den Kopf.
Winter hielt ihre Augen starr auf seine gerichtet. Ein Schauer überrieselte sie, als sein Griff sich um ihr Handgelenk schloss.
Ihre Atemzüge wurden schneller.
»Ich will dich
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