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Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Titel: Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Owen Matthews
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Stellungnahmen herauszustellen. Angesichts der Vorgeschichte des Falles besteht absolut keine Möglichkeit einer positiven Reaktion auf ein offizielles Eingreifen.«
    Ihren Tiefpunkt erreichten Matthews’ Beziehungen zum Außenministerium, als Howard Smith zum Abendessen ins St Anthony’s kam. Mervyn bat Fred, den Collegeverwalter, Smith nach dem Essen in sein Zimmer zu bitten. Als Smith in der Tür stand, verlor Mervyn die Kontrolle über sich und machte, wie er es später ausdrückte, seiner Meinung von Smith auf derbe Weise Luft.
    »Smith kam sichtlich erschüttert in den Gemeinschaftsraum zurück«, erzählte Mervyns Freund Harry Willetts ihm später. »Er erzählte jedem, der sich in Hörweite befand, du hättest in einem Sessel gelümmelt und ihn ›den Scheißer Smith‹ genannt, als er die Tür öffnete. Seine Zigarre war ausgegangen.« Mervyn erinnert sich nur daran, Smith einen »Idioten« genannt zu haben. Aber vielleicht auch beides.
    Es war der letzte Nagel zum Sarg von Mervyns Karriere in Oxford. Seine Forschungen waren zum Erliegen gekommen, und sein Buch war zurückgezogen worden, er war auf der Titelseite der Daily Mail gewesen, und nun dies. Deakin bat Mervyn auf ein warnendes Glas Sherry zu sich nach Hause. »Ungehobelt und völlig inakzeptabel«, sagte Deakin knapp. »Und er war auch noch zu Gast im College. Wir können so etwas unmöglich hinnehmen. Hast du noch etwas von der Anstellung in Glasgow gehört? Vielleicht solltest du besser in den Norden gehen und etwas Abstand bekommen.«
    Oxford, der größte Traum meines Vaters nach Ljudmila, war vorbei. Harry Willetts bestätigte bei einem Bier im »Lamb and Flag« in der St Giles’ Street, dass sein Forschungsstipendium aufgekündigt war. Aus Oxford geworfen zu werden war ein Absturz, der Mervyn tiefer zeichnete als alles sonst im Leben; es war ein Schicksalsschlag, der ihm von nun an jeden Erfolg vergiften sollte.

12
    Auf verschiedenen Planeten
    Ich bin verrückt vor Liebe.
    Mila an Mervyn, 14. Dezember 1964
    Moskau schien Menschen anzuziehen, die unbändig intelligent und dabei oft auch hungrig und kaputt waren, auf der Flucht vor dem Scheitern oder dabei, der Welt etwas beweisen zu wollen. Wie eine traumatische Liebesbeziehung konnte die Stadt einen Menschen für immer verändern. Und wie eine Liebesbeziehung oder eine Droge war sie zuerst höchst beglückend, forderte dann aber irgendwann die Begeisterung, die sie geschenkt hatte, mit Zins und Zinseszins zurück. »Was? Hast du geglaubt, du bekommst das alles umsonst?«, schnatterte Jonas Bernstein los, mein Kollege bei der Moscow Times , wenn ich bei der Arbeit auftauchte und mich über meinen Kater beschwerte oder seltsame blaue Flecken pflegte. Ich schätze, die Antwort lautet: Ja, das glaubten wir alle.
    Moskau erreichte den Gipfel seiner selbstgefälligen Hybris im Spätsommer 1997. Juri Luschkow, der Bürgermeister der Stadt, beschloss, das 850. Jubiläum Moskaus zu einer Feier des Reichtums und Erfolgs der Stadt zu machen, und ordnete ein riesiges öffentliches Fest an. An jenem Tag fuhr Luschkow vor fünf Millionen Feiernden in einer motorisierten griechischen Weinschale im Triumph am Zentralen Telegrafenamt vorbei. Luciano Pavarotti sang auf dem Roten Platz, und Jean Michel Jarre führte ein Son-et-Lumière-Spektakel auf den Leninbergen auf, seine Laser auf die hoch aufragende Masse der Staatlichen Universität Moskau gerichtet. Ich weiß noch, wie ich auf der Suche nach einem Platz zum Pinkeln durch die Müllhaufen hinter einer Reihe Wodkakiosks in der Nähe des Gorki-Parks stolperte und dabei ein Pärchen entdeckte, das inmitten der weggeworfenen Bierflaschen und Chipstüten kopulierte. Es war eine Nacht der Anarchie; unter Jarres Laserstrahlen, die über der Stadt erblühten, ritten Scharen junger Leute auf den Dächern der vollgestopften Trolleybusse und schmissen Feuerwerkskörper in die Menge.
    Doch zur selben Zeit hatte Moskau eine schmutzige Schattenseite, von der Menschen wie der Bürgermeister Luschkow wünschten, sie wäre nicht da. Ich verbrachte zwei Tage unter den Bahnsteigen im Kursker Bahnhof, in einem Gewirr schmuddeliger Verschläge, in denen obdachlose Menschen lebten, die so tief gesunken waren, wie man nur sinken kann. Wenn abends die Rushhour abebbte, kamen die heimlichen Bewohner des Bahnhofs vorsichtig aus ihrer unterirdischen Welt hervor und eroberten sich den Bahnhof zurück. Als ich auf die Eisenbahnschienen hinunterkletterte, entdeckte ich

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