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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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recht.
    Und ich liebe es, mich mit Pflanzen zu beschäftigen.
    Aber zurück zu Tante Beate. Unsere gemeinsamen Blumeninteressen und meine Freundlichkeit zu dem Katzenvieh Kille brachten es zuwege, daß Tante Beate mir die Tür ihrer Herzkammer einen Spalt weit öffnete und husch, war ich auch schon drinnen. Von dieser Zeit an lebten wir alle drei wirklich gemütlich miteinander. Oder sagen wir lieber wir vier: Onkel Mathias, Tante Beate, Kille und ich.
    Nachmittags durfte ich mit Onkel Mathias Motorrad fahren. Tante Beate betrachtete das Motorrad mit unverhohlenem Mißfallen.
    „Ein Mann in deinem Alter, Mathias!“ sagte Tante Beate. „Motorräder sind etwas für die Jugend. Es nimmt ein schlimmes Ende, Mathias!“ jammerte Tante Beate. Aber Onkel Mathias lachte und küßte Tante Beate auf die Wange – dann nahm er mich hinten drauf, fuhr an, gab Gas – und nun glitt die Landstraße unter den Rädern fort.
    Wenn wir die Stadt hinter uns hatten, gab Onkel Mathias mir Unterricht. Ich strengte mich an, damit ich alles verstand und lernte. Am Anfang, um Onkel Mathias eine Freude zu machen, später, weil es mir Spaß machte.
    „Dann mußt du aber auch die Prüfung machen, mein Kind“, sagte Onkel Mathias. „Das war doch ‘ne Sache! Es gibt haufenweise Mädchen, die Autos fahren, aber Motorrad fahren können nur wenige.“
    Onkel Mathias wurde eifrig wie ein Junge, sein graues Haar war ganz strubbelig und seine Hände waren mit Öl beschmiert. Und er schwang sich aufs Rad so leicht wie ein Zwanzigjähriger. Keiner konnte es Onkel ansehen, daß er Sechsundsechzig war.
    Ich war allein zu Haus, als man ihn brachte.
    Er lag ganz still unter der Decke. Das Gesicht war weiß und schön. Ohne jede Schramme. Es waren innere Verletzungen.
    Ein entgegenfahrender Wagen war an dem Unfall schuld.
    Onkel Mathias kam kurze Zeit wieder zum Bewußtsein und versuchte, meine Hand zu drücken. Er flüsterte etwas. Dann fuhr ein Auto draußen vor. Es war Tante Beate. Ich ging aus dem Zimmer.
    Tante Beate hatte zum zweiten Male recht behalten.
    Es ist sonderbar, wie ein Mensch in allen Dingen des Haushalts geschickt und praktisch sein kann und genau das Gegenteil, sowie Probleme auftauchen, die nicht gerade das Mittagessen und die große Wäsche betreffen. Jetzt mußte ich das Heft in die Hand nehmen, mußte mit dem Rechtsanwalt sprechen, mußte Tante Beate für ihre Zukunft Ratschläge geben, mußte im Sophienstift, dem besten Damenstift der Stadt, nachfragen, ob dort etwas für Tante Beate frei war, mußte die Leute für den Umzug bestellen, die Kündigung der Wohnung mitten im Monat bewerkstelligen – ich mußte alles, aber auch alles erledigen.
    Tante Beate war um zehn Jahre älter geworden. Sie saß im Sessel am Fenster mit Kille auf dem Schoß, müde und willenlos.
    Arme, arme Tante Beate! Wie grenzenlos abhängig kann man von einem Menschen werden, den man liebhat.
    Sie war mit allem, was ich vorschlug, einverstanden. Ich weiß nicht, ob sie es überhaupt begriff, als der Rechtsanwalt ihr eröffnete, daß die Witwenpension gerade ausreiche, um ihr ein großes, helles Zimmer im Sophienstift zu sichern, und daß dann 200 Kronen im Monat für Kleidung und Taschengeld übrigblieben. Die paar tausend im Sparbuch sollten für unvorhergesehene Ausgaben stehenbleiben.
    Tante Beate nickte und sagte „ja“. Sie unterschrieb alle Papiere, ohne Fragen zu stellen.
    Als die Möbelpacker kamen, um die Wohnzimmermöbel und einen Teil der Schlafzimmereinrichtung abzuholen, weinte sie. Und dann schien sie aufzuwachen. „Und du, Wibke? Was wird aus dir?“
    Endlich konnte ich meine Erklärung anbringen. „Du wirst verstehen, Tante Beate, das bißchen, was die Eltern hinterlassen haben, das ist sicher längst verbraucht. Onkel Mathias hat mich immerhin die letzten drei Jahre unterhalten. Ganz und gar. Nun wird es also Zeit, daß ich anfange, auf eigenen Füßen zu stehen.“
    „Ja, ja, du bist ja jung und gesund“, sagte Tante Beate. Sie war viel zu durcheinander, um sich über mich Gedanken zu machen.
    Ich überschlug meine Habe: ein Sparkassenbuch mit 187,35 Kronen, die Möbel, viele gute Kleider, einige Bücher, Mutters Brosche und Topasring, etwas Silber und 22 Lebensjahre.
    Hätte mir das Herz nicht so bleischwer in der Brust gelegen, wäre mir Tante Beates Einzug in das Sophienstift wohl vor allem komisch vorgekommen. In der linken Hand trug sie ihren Silberkasten, den Korb mit Kille in der rechten. Ich als Anhang zog hinterdrein mit

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