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Wir sind doch Schwestern

Wir sind doch Schwestern

Titel: Wir sind doch Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gesthuysen
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gehabt haben, sie hätte sich alle Knochen brechen können. Er vermutet, dass ihr schwindlig geworden ist. Ihr Kreislauf war mal wieder schuld. Und da ist sie umgekippt.«
    »Oh Gott, macht sie seitdem etwa noch stärkeren Kaffee?«, fragte Paula mit gespieltem Entsetzen.
    »Du bist unmöglich«, feixte Katty, »ganz ehrlich, wenn José sie nicht gefunden hätte, hätte sie dort womöglich tagelang gelegen.«
    »José hat sie gefunden? Unser aller Josélein?«
    Katty wusste, dass Paula José mochte, dennoch war die gemeinsame Schwägerin immer wieder Ziel ihrer Sticheleien. Und waren es bei Paula eher liebevolle Neckereien, so bekam die arme José von Gertrud oftmals regelrechten Spott zu spüren. Manchmal tat sie Katty richtig leid. José und Gertrud lebten in Xanten nur wenige Häuser voneinander entfernt. Sie konnten nicht ohneeinander, aber auch nicht miteinander. Sie stritten wie die Kesselflicker. José fühlte sich von Gertrud bevormundet, was im Übrigen tatsächlich der Fall war, dachte Katty, der es ja ähnlich ging. Eigentlich kümmerte sich Gertrud ein wenig um die lebensuntüchtige José und erinnerte sie an Termine oder bezahlte diskret die kleinen Rechnungen, die José in der benachbarten Bäckerei anschreiben ließ. Da José davon aber natürlich nichts mitbekam, hielt sie es ihrerseits für eine gute Tat, dass sie als die wesentlich Jüngere Gertrud so häufig Gesellschaft leistete, und erwartete dafür Dankbarkeit. Dieses beiderseitige Missverständnis endete regelmäßig in grässlichem Gezänk.
    »Gott sei Dank war José mal wieder richtig wütend auf Gertrud. Die beiden hatten sich am Vortag gestritten. Und als José bei Gertrud an die Tür geklopft hat, hörte sie nur ein Stöhnen. Da dachte sie wohl, Gertrud würde die Tür aus Trotz nicht öffnen, und hat im Flur getobt.«

    Paula schien nur mit Mühe ein Lachen zu unterdrücken bei der Vorstellung, dass ihre Schwägerin wild und unerbittlich gegen die Tür schlug.
    »Hoffentlich ist die Perücke nicht verrutscht«, entfuhr es ihr und nun musste auch Katty lachen.
    »Nein, jetzt sei mal ernst! Das hätte wirklich übel enden können. Die Nachbarn haben mich angerufen, damit ich mit dem Schlüssel komme. Ständig passiert so etwas. Habe ich die Sache mit der Herdplatte erzählt?«
    »Nicht so laut, Katty«, unterbrach Paula sie schnell, »nicht dass sie glaubt, wir würden uns gegen sie verbünden.«
    »Du hast recht. Aber sie muss ihre Wohnung jetzt wirklich aufgeben, es ist zu gefährlich, wenn sie weiterhin allein lebt. Und hier ist es allemal besser als in einem Altersheim«, sagte Katty, auch um sich selbst zu versichern, dass ihre Entscheidung richtig war. Paula antwortete nicht sofort.
    »Meinst du, sie wird hier auf dem Hof leben wollen?«, fragte sie schließlich skeptisch.
    »Ja, Herrgott, warum denn nicht. Sie ist doch auch über die Jahre immer bei uns zu Besuch gewesen.«
    »Das ist doch etwas anderes, Katty. Ich kann dir aus eigener Erfahrung versichern: Je älter du wirst, umso mehr drängt sich die Vergangenheit wieder in dein Leben, selbst wenn sie zwischendurch vergessen war. Das wirst du noch feststellen, du junger Hüpfer«, Paula lachte kurz und wurde dann wieder ernst. »Sie wird in seinem Haus nicht sterben wollen. Kannst du das nicht verstehen?«
    »Es ist mein Haus. Heinrich ist seit fünfundzwanzig Jahren tot. Außerdem gibt es keine andere Möglichkeit. Oder willst du sie etwa zu dir und den Kindern holen?«
    »Nach Düsseldorf? Wer pflegt denn dann wen? Also gut, wir werden mit ihr reden. Ich werde ihr schon verständlich machen, dass sie hier besser dran ist als in Xanten. Aber lass micherst mal ankommen. Ich muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Wir reden später, in Ordnung?«
    »Wie lange bleibst du denn eigentlich?«
    »Mal schauen, ich habe in den nächsten Wochen keine Termine. Oder soll ich auch ganz dableiben?«
    »Ich hätte nichts dagegen«, Katty gab ihrer Schwester einen Kuss auf die Stirn. »So, und jetzt pack aus und komm danach herunter.«

Der 100. Geburtstag – Donnerstag
Franz und die Frankens
    »Ich bin vielleicht taub, aber tumb bin ich nicht«, brummte Gertrud ihren Schwestern hinterher. Sie wusste, dass die beiden oben über sie redeten und dass Katty ihr nur deshalb das Kaffeekochen überlassen hatte, damit sie außer Hörweite war. Sonst mochten sie ihren Kaffee ja auch nicht.
    So, das haben sie jetzt davon, dachte Gertrud und gab noch einen Extralöffel Kaffeepulver in die

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