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Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Titel: Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Schaefer
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Luxusgütern oder altem Kram lebt? Können zu viele Besitztümer vielleicht sogar unglücklich machen?
    Literaten fasziniert die Beziehung zwischen Menschen und Dingen seit langem. In Frau Jenny Treibel beschrieb Theodor Fontane, was das übermäßige Streben nach Besitz und materiellem Status mit Menschen macht. Im Roman Die Dinge ( Les Choses ) des französischen Autors Georges Perec lernt der Leser die Protagonisten fast ausschließlich über die Beschreibung ihrer tatsächlichen oder erträumten Besitztümer kennen. Auch Historiker und Philosophen, Industriedesigner und Architekten, Volkswirte und Juristen haben sich des Themas angenommen.
    Ich finde die psychologische Perspektive besonders interessant. Seit ihren Anfängen als Wissenschaft hat sich die »Seelenkunde« mit der engen Beziehung zwischen Mensch und Besitz befasst. William James, einer der Väter der Disziplin, betonte bereits 1890 , wie stark Besitztümer das Identitätsgefühl und Selbstbewusstsein eines Menschen prägen. Befürworter von Instinkttheorien sahen menschliches Besitzstreben als ein angeborenes, biologisch verankertes Phänomen und verglichen es mit dem Horten von Nahrung oder »Nestbaumaterial« bei Tieren. Frühe psychoanalytische Autoren betrachteten materielle Objekte als Träger unterdrückter Gefühle und postulierten, die Beziehung zu Dingen habe ihren Ursprung in schmerzhaften Kindheitserfahrungen. Der amerikanische Sozialpsychologe George Herbert Mead wiederum verstand Dinge als Partner in »symbolischen Interaktionen«: Genauso wie Menschen können auch Sachen als imaginäres Gegenüber dienen, dessen Perspektive man einnehmen und sich so selbst besser verstehen kann. Und natürlich darf man Erich Fromm nicht vergessen. In Haben oder Sein , ein Buch, das zum internationalen Bestseller wurde, kritisierte der Sozialpsychologe und Psychoanalytiker den in der bürgerlichen Gesellschaft vorherrschenden »Haben-Modus«, der, wie er warnte, zu einem unbefriedigenden und an »toter« Materie orientierten Leben führe.
    Es soll nicht der Eindruck erweckt werden, als ob die Beziehung zwischen Menschen und Sachen ein zentraler Forschungsgegenstand von Psychologen wäre. Man kann sogar den Eindruck gewinnen, dass mancher Vertreter der Disziplin ein ambivalentes Verhältnis zu diesem Thema hat. »Wissenschaftlich seriös scheint es nicht zu sein, sich psychologisch mit Dingen zu befassen, denn in der allgemein für maßgeblich gehaltenen psychologischen Literatur findet sich davon keine Spur«, schreibt der deutsche Psychologieprofessor Friedrich Wolfram Heubach 1987 in seinem Buch Das bedingte Leben .
    In der Tat liegen über das Verhältnis von Mensch und Ding weniger Arbeiten vor als beispielsweise über zwischenmenschliche Beziehungen. Aber über die Jahrzehnte ist ein ganzes Spektrum an Theorien und Studien entstanden, die faszinierende Einblicke in das menschliche Seelenleben liefern. Insbesondere in den letzten Jahren scheint diese Forschung dank neuer Ansätze aus so unterschiedlichen Bereichen wie der Evolutionspsychologie, der Verhaltensökonomik, der positiven Psychologie und den thing studies (ein bislang noch etwas diffuser Begriff, unter dem in den USA und GB geisteswissenschaftliche Arbeiten zum Thema Dinge zusammengefasst werden) neuen Auftrieb erhalten zu haben.
    Das verstärkte Interesse mag auch mit den Herausforderungen der modernen Konsumwelt zusammenhängen. Wir haben heute mehr Besitztümer als frühere Generationen. Gleichzeitig scheint unsere Beziehung zu Dingen immer oberflächlicher zu werden. Während in den Wohnungen unserer Großeltern noch Möbelstücke standen, die selbst gemacht oder von Handwerkern als Unikate gefertigt waren, umgeben wir uns heute mit Regalen und Betten, die auch Millionen anderer Menschen besitzen. »Anschaffungen fürs Leben« und Erbstücke sind Dingen gewichen, die den Besitzern nur ein paar Jahre dienen. Handys und Computer werden im Jahrestakt aussortiert, und die Modeindustrie vermittelt den Eindruck, man müsse seinen Stil jede Saison komplett ändern.
    Wir sind einem eigentümlichen Paradox ausgesetzt. In der modernen westlichen Welt gilt Individualität als eines der höchsten Güter. Merkwürdigerweise scheinen ausgerechnet Konsumgüter immer wichtiger zu werden, um der Besonderheit eines Menschen Ausdruck zu verleihen; Individualität durch Massenware sozusagen. Die Anstrengungen der Industrie, personalisierte Versionen von Produkten anzubieten, Handys in verschiedenen

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