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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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an.
    »Ich nicht«, sagte sie, »aber Opa Tesch. Erzähl du.«
    Opa Tesch räusperte sich. »Karlu schreibt mir gelegentlich und berichtet von den Heldentaten seiner angebeteten Nazis. Und nebenbei erfahre ich auch anderes. Die meisten von denen, die mit dir verhaftet wurden, sind erhängt worden, am 10. November. In der Hüttenstraße haben sie dreizehn Menschen öffentlich hingerichtet. An der gleichen Stelle, wo sie vorher achtzehn Ostarbeiter aufgeknüpft hatten. Einige Edelweißpiraten waren dabei. Auch einige, die du kennst: Ralle, Martin und Bomben-Otto. Es tut mir leid, Bastian.« Opa Tesch griff nach Bastians Hand. »Sie haben sie hingerichtet wie Schwerverbrecher. Und keiner von ihnen, ausnahmslos keiner, hat ein Gerichtsverfahren bekommen. Sie haben sie einfach ermordet. Sie wollten ein Exempel statuieren.«
    Bastian schluckte und ließ Brot und Schmand stehen.
    »Schreibt Karlu sonst noch etwas? Wisst ihr etwas von Paul? Fatz? Billi? Franzi?«
    »Ja, er schreibt noch, dass am gleichen Tag jemand Ziegen erschossen hat, dass man den Mörder aber bis jetzt nicht erwischt hat. Von den anderen schreibt er nichts.«
    Bastian erzählte, wie er entkommen war. Dass sie auch ihn hängen wollten. Und von seiner Todesangst. Und dass er plötzlich eine Mundharmonika gehört hatte. Da sei er vom Lkw gesprungen.
    »Ich hab es gewusst, dass sie uns alle hängen. Aber nur eine Sekunde lang hab ich’s gewusst«, murmelte er und schluchzte kurz auf.
    »Keiner konnte mir sagen, was mit dir passiert war. Karlu hat dich nicht erwähnt, aber vielleicht hatte er es ja nur vergessen«, erzählte die Mutter. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass ihr Bastian hier vor ihr saß.
    »Aber Paul«, sagte da Opa Tesch, »der muss seit Ziegens Tod verschwunden sein. Karlu schreibt das. Franzi hat in der ganzen Stadt nach ihm gesucht. Wenn ihr mich fragt, dann hat einer, der ahnte, dass er Ziegens Mörder war, ihn abgeknallt.«
    Bastian schluckte. Er hoffte, dass Paul noch am Leben war. Wie es Franzi jetzt wohl ging?
    Später erzählte er bei flackerndem Kerzenlicht noch einmal alles, auch von seiner weiteren Flucht, von Alfons und von den Bauersleuten. Und dass er ein Riesenglück gehabt habe, dass sie ihn nicht verrieten. Sonst hätte er es nicht bis hierher geschafft.
    »Ich muss dir etwas sagen.« Die Mutter war plötzlich ganz bleich. »Ich habe unsere Adresse hier in Pfronten an das Gefängnis in Brauweiler geschickt, wo du eingesperrt warst. In der Hoffnung, dass du uns findest, falls sie dich freilassen.«
    Bastian erschrak. »Das heißt, dass die wissen, wo du bist. Und sie wissen damit auch, wohin ich fliehe. Und sie werden mich hier suchen. Ich muss also wieder verschwinden.« Das Letzte kam stockend.
    Die Mutter pickte verlegen Brotkrumen von der Wachstuchdecke, als hätte sie einen Verrat begangen. »Bitte bleib wenigstens eine Nacht. Es hat ja noch keiner gesehen, dass hier jemand angekommen ist.«
    Gegen Morgen, es war noch dunkel, hämmerte jemand an die Tür. Eine Stimme sagte deutlich und bestimmt: »Aufmachen, Polizei!«
    Bastian war sofort hellwach. Der Gedanke an Flucht schoss ihm durch den Kopf. Aber sofort wusste er, dass das unmöglich war. Beim Anziehen hörte er, dass seine Mutter die Tür geöffnet hatte.
    Als der Polizist Bastian sah, sagte er sofort mit fester Stimme: »Bastian Frei, du bist verhaftet.«
    Bastian hörte in seinem Kopf nur ein lautes Rauschen. Sollte alles vergeblich gewesen sein?
    Er hörte seine Mutter wie von ferne sagen: »Jetzt lassen Sie ihn doch erst mal frühstücken.«
    Zu Bastians Verwunderung wartete der Polizist, bis Bastian eine Scheibe Brot heruntergebracht hatte. Er ließ ihn aber nicht eine Sekunde aus den Augen. Bastian versuchte, gelassen zu bleiben, an irgendetwas anderes zu denken. Doch es gelang ihm nicht. Er hatte Angst. Eine nackte, würgende Angst.
    Der Polizist, der ihn aus dem Haus begleitete, fuhr mit ihm ins Dorf, ging mit ihm um die Kirche herum zur Polizeistation und brachte ihn in das Dienstzimmer des Revierleiters.
    Ein Mann mit goldenem Parteiabzeichen schob ihm einen Stuhl hin. Dieser Mann und der Revierleiter befragten ihn.
    Bastian war so müde von all den Festnahmen und Verhören. Er würde alles über sich ergehen lassen. Die beiden würden ohnehin mit ihm machen, was sie wollten. Deshalb entschloss er sich, auf alle Fragen ehrlich zu antworten. Für Ausflüchte war es ohnehin zu spät. Sie kannten sicher seine Akte.
    Also erzählte er. Nur das KZ Dachau

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