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Wir wollen nicht unsere Eltern wählen: Warum Politik heute anders funktioniert (German Edition)

Wir wollen nicht unsere Eltern wählen: Warum Politik heute anders funktioniert (German Edition)

Titel: Wir wollen nicht unsere Eltern wählen: Warum Politik heute anders funktioniert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Beitzer
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-jährigen Lindner und dem 36 -jährigen Meyer, die in ihren Anzügen vor einem riesigen FDP -Logo die Köpfe hängen ließen, machte deutlich, dass es beim Jungsein eben nicht nur aufs Alter ankommt. Sondern auf neue Ideen, auf Spirit, auf Lebensgefühl, auf jenes Quäntchen Unangepasstheit, das zum Jungsein einfach dazugehört.
    Aber auch der SPD kann die Entwicklung nicht egal sein. Sie machte die bittere Erfahrung, die die Grünen seit dem Aufkommen der Piraten umtreibt, bereits bei der Bundestagswahl 2009 . Im Vergleich zu 2005 verlor sie überproportional viele Jungwähler. Damals hatten noch fast 40  Prozent der jüngeren Wähler der SPD ihre Stimme gegeben, vier Jahre später verlor die Partei davon fast 19  Prozent. Sie war ebenso wie die Grünen alt geworden, schien aus der Zeit gefallen, irgendwie blass, irgendwie bewegungslos.
    Noch zu Kohls Zeiten war die SPD automatisch jung und irgendwie anders. Ich war 16 , als der recht gut aussehende und vitale Gerhard Schröder mit der Schnodderschnauze und der ehemalige Turnschuhrebell Joschka Fischer den alten, behäbigen Kohl aus dem Amt kegelten. Mir kam es damals ganz natürlich vor, dass jetzt, wo meine Freunde und ich schon so gut wie erwachsen waren, andere Zeiten anbrachen. Im Sozialkundeunterricht simulierten wir kurz vor der echten Bundestagswahl unsere eigene Wahl – kaum einer stimmte für die CDU und erst recht niemand für die FDP , die uns wie ein schwächliches Anhängsel von Kohl vorkam. Und das, obwohl ich keineswegs auf irgendeine linksliberale freie Schule ging, sondern auf ein stinknormales konservatives Gymnasium in einer stinknormalen konservativen fränkischen Kleinstadt.
    Doch unsere Einstellung zur SPD änderte sich schnell. Sicher, sie war immer noch besser als die Konservativen, aber einmal an der Macht erwies sich Schröder als dem alten Kohl in seinem Absolutheitsanspruch gar nicht so unähnlich. Die SPD alterte an der Regierung – und begegnete der Wirtschaftskrise der Jahrtausendwende mit von oben durchgedrückten Reformen, die ihr Stammpublikum enttäuschten und in zermürbende Machtkämpfe ausarteten.
    Zurück blieb eine zerrüttete SPD , die ihren Zusammenhalt verloren zu haben schien und die kommenden Jahre eher mit innerparteilicher Konsolidierung beschäftigt schien als mit neuen, frischen Ideen. Von den Gesichtern ganz zu schweigen. Nur die alten, angestammten Wähler blieben der Partei treu. Diejenigen, die einfach schon immer die SPD gewählt hatten und sich gar nichts anderes vorstellen konnten. Viele Junge hingegen waren politisch heimatlos, liefen vielleicht noch zu den Grünen über. Doch die meisten meiner Freunde – ich auch – hätten 2009 lieber gar nicht gewählt, als die Wahl zwischen übel und noch übler zu haben. Mit der Union um die Senioren zu kämpfen, dürfte allerdings kaum die Zukunft der SPD sichern, da traditionell eben eher jüngere als ältere Menschen die Parteien links der Mitte wählen.
    Doch für die Jungen hatte die SPD ziemlich wenig zu bieten. Immerhin kam die Redensart von der «Generation Praktikum» ausgerechnet während der Regierungszeit Gerhard Schröders auf – ohne dass die Partei darauf eine überzeugende Antwort fand. Übrigens lässt sie diese Antwort bis heute vermissen. Stattdessen stritten sich ihre Vertreter um die Rente mit 67 – eine Diskussion, die uns, die wir vermutlich gar keine staatliche Rente im heutigen Sinne genießen werden, schon ein bisschen bizarr vorkommt. Arbeiten bis 67 , damit haben wir uns längst abgefunden.
    Vielmehr scheint es uns ungerecht, dass wir hohe Rentenbeiträge zahlen sollen, ohne dass wir selbst einmal davon profitieren werden. Genauso wie uns in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends langsam dämmerte, dass wir für die jahrelange großzügige Schuldenpolitik, die den Wohlstand unserer Eltern mit verursacht hatte, bezahlen würden. Dass nämlich die Rettung Europas gerade erst begonnen hatte. Die SPD , eigentlich eine Partei, mit der wir soziale Gerechtigkeit, Mitgefühl und Kapitalismuskritik verbanden, hatte darauf auch keine spektakulär anderen Antworten als die CDU .
    Auch die FDP verlor seit der Berliner Wahl bundesweit kräftig Sympathien an die Piraten: Die erschienen mit ihrer Basisdemokratie, dem Kampf für die Netzfreiheit und für eine Reform des Urheberrechts vielen als sozialliberale Alternative zur weitgehend marktliberalen FDP . Denn eigentlich ist für liberale Politik im so oft konstatierten Zeitalter des

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