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Wir zwei allein - Roman

Wir zwei allein - Roman

Titel: Wir zwei allein - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel , Kimche AG <Zürich>
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überhaupt?, fragt Theres.
    Wart’s ab.
    Aus dem Radio kommt die Plapperstimme einer französischen Moderatorin. Wir fahren auf den Schotterpfad, es geht steil bergab.
    Eine Kuh aus Metall, sagt Theres und deutet auf einen Gülleanhänger, der einsam in der Wiese steht.
    Metallkühe sind die Zukunft, sage ich.
    Was hast du in deinem Studium eigentlich noch alles gelernt?, fragt Theres. Also, wenn ich studieren müsste, würde ich Archäologie studieren. Hier in der Gegend sind bestimmt eine Menge Pyramiden vergraben. Oder Burgen und mittelalterliche Dörfer. Oder Flugschiffe von Außerirdischen.
    Ich hab ja abgebrochen, sage ich.
    Ach so, sagt sie.
    Über uns türmt sich der Schwarzwald auf. Ich kurble das Fenster herunter, man hört die Kiessteinchen von den Reifen wegspringen, der Wald ist zu riechen, und auch schon der Bach.
    Meinst du, dass die Leute vor zehntausend Jahren schon so klug waren wie wir?, fragt Theres, während ich das Auto vor einem Stapel aus Baumstämmen parke.
    Hältst du uns denn für klug?, frage ich.
    Immerhin haben wir jetzt Internet und Metallkühe. Sie lacht. Ob man die Metallkühe über das Internet steuern kann?
    Ich glaube, die haben ihren eigenen Kopf, sage ich.
    Die Französin im Radio verstummt, wir steigen aus. Theres haucht Atemwolken zum Himmel hinauf, macht Dehnübungen an der Motorhaube, springt ein paarmal in die Luft.
    Der Waldboden ist matschig. An einem kräftigen Baumstamm bleibe ich stehen, unter uns rauscht der Bach. Wir knien uns hin, ich deute ins Tal. Das Tipi schimmert kaum durch die Baumkronen, nur seine Spitze lugt über einem Brombeergebüsch hervor. Eine Ecke des hellen Stoffs ist umgeklappt, die Stangen ragen heraus, durch die Öffnung entweicht ein Rauchfaden.
    Sind das Pfadfinder?, fragt Theres. Oder Autonome?
    Indianer, sage ich.
    Theres lehnt sich gegen mich. Ich spüre, wie meine Knie zu den Knien einer anderen Person werden. Ich greife nach dem Baumstamm, halte mich an den Wülsten der Borke fest.
    Und so etwas siehst du ständig auf deinen Touren?, flüstert sie mir ins Ohr.
    Der Luftzug an meinem Hals. Sie wankt, hält sich an meinem Arm fest. Sie haucht wieder eine Atemwolke aus. Direkt in mein Gesicht. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie sich die Dampftröpfchen auf meinen Augenlidern und meinen Wangen niederlassen. Und dass sie dort für ein paar Stunden bleiben werden. In mir ist etwas riesengroß.
    Schnell, ruft sie.
    Ich öffne die Augen, sie ist schon zwischen den Ästen und Baumstämmen auf dem Weg nach oben. Ich ziehe mich hoch. Mein Atem geht schwer, als ich endlich neben ihr auf den Schotterpfad stolpere. Helligkeit überall. Irgendwo über uns gibt eine Kohlmeise helle Laute von sich. Die zwei immer gleichen Töne. Mann und Frau.

    9    Ganz sicher nicht, sagt der Mann im Hirschen.
    Ich habe am Ortsende von Elzach geparkt, wo der Holzgeruch aus der Sägerei den Wald beherrscht. Wir haben eine alte Frau gefragt, die ihren Hof kehrte. Dann die Kassiererin im Edeka. Auf dem Dorfplatz kein Mensch, nur ein Brunnen und dessen Plätschern. Über uns der Schwarzwald dunkel und hoch. Und jetzt sitzen wir in der Stube, um uns weiße Tischtücher und zu Hütchen aufgefaltete Servietten. Der Raum leer bis auf uns drei. Der Mann hebt ein Gläschen, dreht es gegen das Licht.
    Kommt ihr wegen des Rohbaus?, fragt er. Ich habe nicht vor nachzugeben. Ihr hättet den Boden untersuchen lassen sollen.
    Theres holt einen Zettel aus der Tasche, auf den ein Igel und ein Hase gekritzelt sind, sie schiebt ihn über den Tisch.
    Wir kommen aus der Stadt, sagt sie. Wir suchen den Töpfer.
    Den Töpfer? Ihr meint wohl Alois. Das bin ich.
    Das sind Sie? Theres blickt kurz zu mir. Sie sind der Töpfer hier?
    Ganz sicher nicht, sagt er. Ich bin der Bürgermeister.
    Ein kurzes Quietschen der Stuhlbeine, und schon steht er. Er schlurft zur Theke, drückt an einer Anlage herum. Mit einem Mal ist der Raum von Geigenmusik erfüllt, zwei weibliche Stimmen jodeln dazu. Er kommt zum Tisch zurückgeschlurft, setzt sich. Theres rutscht unruhig hin und her.
    Ich habe alles verkauft, brüllt er uns zu. Drehscheibe, Ofen, Glasuren, alles.
    Die Musik verstummt. Eine Frau steht am Tisch. Hermann, sagt sie. Du hast ja Besuch.
    Das ist doch kein Besuch, sagt er.
    Hermann. Du musst noch dein Zimmer aufräumen.
    Ja, murmelt er mit gesenktem Blick. Ich weiß. Nur noch ein bisschen.
    Auf der Rückfahrt schweigen wir. Die Berge um uns ziehen sich zurück, vor uns öffnet sich die

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