Opfer der Lust
1. KAPITEL
Vergangenheit
Eine verhängnisvolle Nacht
Aaron Catlaw wusste, dass er etwas Verbotenes tat. Nicht nur, dass er seinen Nebenjob als Wachmann in der Jamaica Plain Shopping-Mall aufs Spiel setzte und möglicherweise sogar sein Studium an der Polizei-Akademie, sondern er machte sich auch strafbar, weil Beth erst 17 und er schon 21 Jahre alt war. Vor dem Gesetz hatte er Sex mit einer Minderjährigen.
Aber wer konnte diesen kleinen, festen Brüsten, über die sich der Nickistoff ihres engen Shirts spannte, schon widerstehen? Das fragte er sich, als er das Schlüsselbund aus der Hosentasche seiner Uniform herausholte. Außerdem würde Beth in zwei Monaten ohnehin volljährig werden.
Die Alarmanlage der Tierbedarfhandlung hatte er zu Beginn seiner Nachtschicht bereits ausgeschaltet, wodurch er den Generalschlüssel ins Türschloss des Zoogeschäfts stecken und die Tür aufschließen konnte – ohne unmittelbare Konsequenzen. Zumindest fast. Die einzige Konsequenz war, dass seine Hose vor Vorfreude noch ein Stück enger wurde, weil sein bester Freund es kaum erwarten konnte, endlich zum Einsatz zu kommen.
Ganz Gentleman ließ Aaron Beth den Vortritt, nicht ohne Hintergedanken, denn er genoss den Anblick ihres knackigen Hinterns, der in Hotpants steckte. Aber es war nicht so, dass er sie nur wegen ihres Körpers begehrte.
Er liebte sie. Er liebte sie wirklich!
Bethany Hart war eins der unkompliziertesten Mädchen, die er kannte. Für sie war Sex nichts Schmutziges, sondern etwas Natürliches, das zu einer Partnerschaft dazugehört, genauso wie Kuschelabende vor dem Fernseher und Freundschaftsringe.
Aaron ging nun seit einem halben Jahr mit ihr und hatte schon so manche leidenschaftliche Stunde mit ihr verbracht, aber er ahnte, dass diese Nachtschicht außergewöhnlich werden würde.
Alle Geschäfte hatten längst geschlossen und die JP Shopping-Mall war verwaist. Sie waren die einzigen beiden Menschen im ganzen Einkaufscenter.
Aaron schaltete das Deckenlicht an. Eine grelle Neonlampe flackerte auf.
Beth drehte sich um die eigene Achse. Sie räkelte sich lasziv und dennoch mit mädchenhaftem Charme. „Hier gibt es so viel Spielzeug und wir sind völlig unbeobachtet.“
Unweigerlich spähte Aaron zur Überwachungskamera, die vor dem Zoogeschäft hing und auf das Schaufenster gerichtet war.
Bethanys Blick verfinsterte sich. Ihre Augen funkelten giftgrün. „Du hast die Kamera doch ausgestellt, oder?“
„Natürlich, zusammen mit der Alarmanlage.“
Rasch hockte er sich vor den Käfig, in dem zwei braune Hauskaninchen eng aneinandergekuschelt saßen, damit Beth ihm die Lüge nicht im Gesicht ablesen konnte. Durch die Gitterstäbe hindurch streichelte er ihre Hängeohren, denn Tierfreunde konnten bei Frauen immer punkten, und las nebenbei auf dem Preisschild, dass die Kaninchen zur Rasse der Zwergwidder gehörten.
„Dann ist es ja gut“, sagte Beth. Gedankenversunken kaute sie auf dem Ende ihres geflochtenen Zopfs herum und schlenderte durch den Verkaufsraum.
Aaron erhob sich und folgte ihr.
Im Laden gab es nur wenige Tiere: ein Paar Wellensittiche, die leise beim Schnäbeln zwitscherten, einen Leguan, der in einem Terrarium döste, die Widder-Kaninchen – und einen Beo. Sein großer Käfig stand in der Raummitte auf einem Stapel Tierfutter-Kartons. Futterdosen waren in Holzregalen aufgereiht, in durchsichtiger Folie eingeschweißte Heuballen stapelten sich in einer Ecke, aber Beth blieb vor der Wand mit den Haken stehen, an denen unter anderem diverse Hundehalsbänder hingen.
Aaron umschlang von hinten ihre Hüften und schmiegte sich eng an ihren Rücken, damit sie seine Erektion spürte. „Möchtest du eins anprobieren?“
„Ich?“, entfuhr es ihr alarmiert. „Ich habe mir das rote Band nur angeschaut, weil es gut zu Lazys schwarzem Fell passen würde.“
Lazy war ihr Neufundländer. Aaron mochte ihn gut leiden, weil er nicht einer dieser kläffenden Tölen war, sondern trotz jungen Alters meist nur faul in der Ecke lag und ihn mit treuseligem Blick anschaute. Er erinnerte sich nicht daran, den schwarz-weißen Rüden jemals bellen gehört zu haben. Lazy winselte höchstens, wenn er hungrig war.
Aber Aaron sah Lazy ohnehin selten, denn er vermied es, Beth zu Hause zu besuchen. Meist wartete er auf der Straße vor dem Hochhaus, bis sie fertig war und herauskam. Irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass ihr Vater Mantis Hart ihn nicht leiden konnte. Mantis mochte überhaupt keine
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