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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und Blau und das vertraute Zeichen mit dem kühnen S-G-Schriftzug um den roten Löwen Schottlands auf dem Rumpf: die Hubschraubergesellschaft, die vom Luftstützpunkt in Kowiss aus im ganzen Iran operierte. Seine Angst verflog, nicht aber seine Wut. Während er den Helikopter beobachtete, steigerte sich sein Haß auf alles, was dieser verkörperte. Das Flugzeug befand sich jetzt beinahe direkt über Kowissi, aber es stellte keine Gefahr für ihn dar. Er bezweifelte, ob die Männer an Bord ihn unter dem Felsvorsprung überhaupt bemerken konnten, doch er grollte ihnen zutiefst, weil sie in seinen Frieden eingedrungen waren und sein Gebet gestört hatten. Und mit dem ohrenbetäubenden Lärm nahm auch sein Zorn zu.
    »La illah illa Allah …« Er versuchte, sich wieder in das Gebet zu versenken, aber jetzt wirbelte ihm der Sog der Rotorblätter den Schnee ins Gesicht. Hinter ihm wieherte sein Pferd, bäumte sich in plötzlicher Panik auf und glitt infolge der Fußfessel aus. Durch den Ruck am Halfter geriet das Packkamel ebenfalls in Unruhe, taumelte brüllend und stolperte auf drei Beinen herum, so daß die Last auf seinem Rücken schwankte und die Gurte sich lockerten.
    Kowissi explodierte. »Ungläubige«, schrie er hinter dem Helikopter her, der sich jetzt über dem Bergkamm befand, sprang auf, packte sein Gewehr, legte den Sicherungsflügel um und feuerte; dann korrigierte er und schoß das Magazin leer. »Satan!« kreischte er in der plötzlichen Stille.
    Als die ersten Kugeln einschlugen, war der junge Pilot Scot Gavallan einen Augenblick lang wie gelähmt und starrte benommen auf die Löcher in der Kunststoffkanzel. »Mein Gott«, keuchte er, denn er war noch nie unter Beschuß geraten. Seine Worte wurden von dem Mann auf dem Vordersitz neben ihm übertönt, dessen Reaktionen präzis und gefechtsschnell funktionierten. »Runter!« Der Befehl dröhnte in Scots Kopfhörern.
    »Runter!« brüllte Tom Lochart noch einmal in sein Kehlkopfmikrophon, und weil er keine Steuerung vor sich hatte, griff er über die linke Hand des Piloten hinweg, stieß den Blattverstellhebel nach vorn und schaltete damit unvermittelt Auftrieb und Vortrieb ab. Der Helikopter schwankte wie betrunken und verlor sofort an Höhe. In diesem Augenblick kam der zweite Feuerstoß. Ober und hinter ihnen krachte es gefährlich, irgendwo prallte eine Kugel sirrend vom Metall ab, die Turbinen husteten, und der Hubschrauber sackte in die Tiefe. Es handelte sich um eine 206 Jet-Ranger. Sie war mit einem Piloten und vier Passagieren – einer vorne, drei hinten – voll besetzt. Vor einer Stunde hatte Scot die anderen wie üblich nach ihrem Heimaturlaub am etwa 80 Kilometer südöstlich gelegenen Flughafen von Schiras abgeholt, jetzt aber war der Routineflug zum Alptraum geworden. Der Berg stürzte auf sie zu, bis dicht hinter einem Kamm das Gelände wie durch ein Wunder abfiel, und der Hubschrauber in eine Senke absackte, Scot hatte für einen Sekundenbruchteil Zeit, den Antrieb wieder einzuschalten und das Flugzeug halbwegs unter Kontrolle zu bekommen.
    »Um Himmels willen, gib acht!« schrie Lochart.
    Scot hatte die Gefahr ebenfalls bemerkt, aber nicht ganz so rasch. Jetzt steuerten seine Hände und Füße die rüttelnde Maschine im Bogen um einen Felsvorsprung herum. Die linke Kufe des Fahrgestells streifte den Fels und kreischte protestierend auf, und wieder stürzten sie in die Tiefe, nur wenige Meter über dem unebenen Boden und den Bäumen, die umzuklappen und dann wieder hochzuwirbeln schienen.
    »Runter, und zwar schnell!« ermahnte Lochart Scot. »Dorthin! Nein, dorthin, dort drüben, hinter diesem Kamm hinunter in die Schlucht. Hat es dich erwischt?«
    »Nein, nein, ich glaube nicht. Dich etwa?«
    »Nein. So ist es richtig. Laß dich in die Schlucht sinken, komm, mach schon!« Scott Gavallan ging gehorsam in die Kurve und brachte den Hubschrauber in Sicherheit, zu tief und zu schnell. Sein Verstand funktionierte noch immer nicht richtig. In seinem Mund hatte er den Geschmack von Galle, und sein Herz raste. Hinter der Trennwand hörte er durch das Dröhnen der Turbinen die Schreie und Flüche der drei Männer auf den Rücksitzen, aber er konnte es nicht riskieren, sich umzudrehen. Besorgt fragte er über die Bordsprechanlage: »Ist hinten jemand verletzt, Tom?«
    »Vergiß sie, konzentrier dich, laß den Kamm nicht aus den Augen! Ich kümmere mich schon um sie«, beruhigte ihn Tom Lochart, dessen Augen das Gelände absuchten. Er war 42,

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