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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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widerlich.«
    Und schon ging das Gezänk wieder los, in eindringlichem Flüsterton.
    »Wasch es doch selber ab.«
    »Es ist dein Schuh.«
    »Ich mag das aber irgendwie. Jedenfalls riecht es besser als der Typ mir gegenüber.«
    »Wenn mir aber schlecht davon wird?«
    »Das ist mir scheißegal.«
    »Du bist sowieso ein Arschloch.«
    »Ach, ja? Bin ich das?«
    »Genau das bist du. Und zwar seit Österreich.«
    »Du bist seit deiner Geburt ein Arschloch.«
    Ein verletzter Blick. »Was du nicht sagst. Du warst doch schon im Mutterleib ein Arschloch, Bryson. Du hast drei Arten von Chromosomen: X, Y und Arschloch.«
    Und so ging es weiter. Istanbul konnte nur ein Reinfall werden. Katz haßte die Stadt, und er haßte mich. Ich haßte vor allen Dingen Katz, aber auch für Istanbul konnte ich mich nicht begeistern. Es war wie der Zug, der uns dorthin gebracht hatte: heiß, stickig, überfüllt und abgenutzt. In den Straßen tummelten sich Gören, die sich alles unter den Nagel rissen, was man nicht mit beiden Händen festhielt. Und das Essen war einfach scheußlich, nichts als stinkender Käse und mysteriöse Breiklumpen. Einmal brachte Katz uns ernstlich in Lebensgefahr. Da fragte er einen Kellner: »Sagen Sie, scheißen die Kühe bei Ihnen direkt auf den Teller oder mischen Sie das Zeug nachträglich unters Essen?«
    Während der letzten Etappe unserer Reise hielt sich Katz oft notdürftig damit bei Laune, auf diese Weise mit Leuten zu reden, die ihn nicht verstehen konnten. Doch diesmal war er an einen Kellner geraten, der dreizehn Jahre in einem kleinen Restaurant an der Tottenham Court Road mitten in London gearbeitet hatte. Er hatte Katz’ Frage nur allzu gut verstanden. Mit einem Metzgerbeil in der Hand geleitete er uns zur Tür und machte uns klar, was er von der türkischen Küche und von jungen amerikanischen Touristen hielt.
    Nachdem Katz aus Gründen der Vernunft – und nicht zuletzt wegen meiner Drohung, ihn für immer mundtot zu machen, falls das kein englischsprechender Kellner vor mir tun würde – auch dieses letzte Vergnügen versagt blieb, hüllte er sich während der restlichen Tage unseres Aufenthaltes in Istanbul in eisiges Schweigen, das er nur brach, um die Kundenfänger im Basar anzuschnauzen, sie sollten sich verpissen und ihn in Ruhe lassen. Wir hatten das Ende der Straße erreicht, in jeder Hinsicht. Es war eine lange Woche.

    Während ich mit dem Taxi vom Flughafen durch die heißen, stickigen, brechend vollen Straßen Istanbuls fuhr, fragte ich mich, ob ich für die Reize der Stadt nun empfänglicher sein würde.
    Es begann wenig verheißungsvoll. Über das Sheraton in Sofia hatte ich mir ein Zimmer im Sheraton in Istanbul reservieren lassen, und wie sich nun herausstellte, lag das Hotel meilenweit vom Goldenen Horn und der Altstadt entfernt. Das Zimmer war sauber und recht fürstlich, aber der Fernseher funktionierte nicht, und als ich im Badezimmer den Wasserhahn aufdrehte, erzitterten die Leitungen, um kurz darauf mit viel Getöse eine braune Suppe auszuspucken. Zehn Minuten ließ ich das Wasser laufen, aber es wurde weder klarer noch dünnflüssiger. Und dafür zahlte ich 150 Dollar pro Nacht. Ich saß auf der Toilette, starrte auf das fließende Wasser und dachte darüber nach, was für eine sonderbare Erfindung doch der Tourismus ist. Da fliegt man in ein fremdes Land, läßt das traute Heim mit all seinem Komfort hinter sich zurück und verwendet dann Unmengen von Zeit und Geld darauf, eben diesen Komfort mehr schlecht als recht wiederherzustellen. 
    Seufzend schmierte ich mir ein wenig von dem braunen Wasser ins Gesicht und brach auf, um mir Istanbul anzusehen. Ich fuhr mit dem Taxi zum Hafen, bezahlte den Fahrer und wurde im nächsten Moment von den wogenden Menschenmassen in den gewundenen Straßen der Altstadt aufgesogen.
    Was für eine Stadt. Noch nie habe ich eine solche Geschäftigkeit erlebt. Überall hastende Menschen. Manche schieben Karren vor sich her, balancieren Kaffeetabletts oder schleppen sich mit unförmigen Lasten ab (einmal sah ich einen Mann, der sich mit einem drei Meter langen Sofa auf dem Rücken den Weg durch die Menge bahnte). Alle zwei Meter verkauft irgendwer irgendwas: Lotterielose, Armbanduhren, Zigaretten oder nachgemachte Parfüms. Alle paar Schritte wird man von jemandem angesprochen, der einem die Schuhe putzen, Postkarten oder Reiseführer verkaufen will, der einen fotografieren oder wiegen oder zum Teppichladen seines Bruders führen oder einen auf

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