Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
verkrampftes Gesicht.«
Fifi kicherte. Clara war beinahe zu nett, und langsam ging es ihr auf die Nerven. Wenn sie ihr »verkrampftes Gesicht« machte, wie Dan es nannte, hoffte Fifi jetzt insgeheim, dass daraus ein Streit resultieren würde. Zu viel Ruhe und Heiterkeit waren einfach unnatürlich.
Doch die Entdeckung, wie sehr ihr Verschwinden ihre Familie mitgenommen hatte, machte großen Eindruck auf Fifi. Sie hatte immer geglaubt, weniger geliebt zu werden als Patty und die Jungen, und oft hatte sie sich wie eine Außenseiterin gefühlt.
An ihrem ersten Abend daheim hatte sie ihren Eltern ihre Aufzeichnungen zu lesen gegeben, die sie in der Scheune angefertigt hatte. Sie hatten erfahren sollen, was sie in jener Zeit gedacht hatte.
Beide hatten unverhohlen geweint; es war das erste Mal gewesen, dass Fifi ihren Vater jemals hatte weinen sehen.
»Nur weil du als Kind schwieriger warst als Patty, heißt das nicht, dass wir dich weniger geliebt hätten«, schluchzte ihre Mutter. »Du warst diejenige, die uns zum Lachen gebracht hat, du hattest eine ganz eigene Persönlichkeit. Rückblickend frage ich mich oft, ob einige deiner Probleme darauf zurückzuführen waren, dass ich nicht genug Zeit mit dir allein verbringen konnte. Es war schwer, vier Kinder in sechs Jahren zu bekommen. Vielleicht habe ich dich nicht lange genug Baby sein lassen, außerdem war ich sehr ängstlich. Es war ja Krieg, und dein Vater musste so oft fort sein. Aber das älteste Kind hat es immer am schwersten in der Familie, weil es Neuland betritt.«
»In der Scheune habe ich einen geistigen Frühjahrsputz gehalten«, hatte Fifi noch im Krankenhaus Dan gegenüber bemerkt. All die alten Kümmernisse waren durch schöne Erinnerungen verdrängt worden, und sie hatte begreifen können, wie groß ihre Liebe zu ihren Eltern war und wie wenig Rücksicht sie in der Vergangenheit auf die Gefühle ihres Vaters und ihrer Mutter genommen hatte. Bevor Dan und sie zu ihnen gezogen waren, war Fifi sich nicht sicher gewesen, ob der allgemeine Sinneswandel von Dauer sein würde; sie hatte den Verdacht gehabt, beim ersten Streit wieder in die alten Verhaltensmuster zurückzufallen.
Aber die Tatsache, dass ihre Eltern Dan voll und ganz akzeptierten und ihm sogar Zuneigung entgegenbrachten, machte Fifi so glücklich, dass ihr ein Rückfall unmöglich war. Außerdem versuchte sie ganz bewusst, die Beziehung zu ihrer Mutter zu verbessern.
Sie hatte aufgehört, ihre Schuhe einfach in den Flur zu werfen, sie hielt das Gästezimmer in Ordnung, und sie erledigte eine ganze Palette von Hausarbeiten, ohne darum gebeten werden zu müssen. Fifi hatte ihre Mutter sogar überredet, ihr Kochunterricht zu geben, etwas, das Clara ihr schon seit Jahren angeboten hatte.
Trotzdem wünschte Fifi sich wieder ein eigenes Heim. Es war schön, umsorgt zu werden und sich sicher zu fühlen, doch sie konnte hier nicht ungehemmt mit Dan schlafen, weil ihre Eltern in der Nähe waren. Sie wollte für Dan kochen, wollte sich wieder mit ihren eigenen Besitztümern umgeben, wollte laute Musik spielen, wenn ihr danach zu Mute war, und Zeit für sich allein haben.
Dann war da noch etwas anderes, etwas, das Fifi bisher noch nicht einmal Dan erzählt hatte. Sie war wieder schwanger.
Es musste kurz nach ihrer Rückkehr nach Bristol geschehen sein. Sie hatten zwei oder drei Mal vergessen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Fifi war über das Ausbleiben ihrer Periode nicht im Geringsten besorgt gewesen, da der Arzt im Krankenhaus gesagt hatte, dass der Schock ihrer Erlebnisse ihren normalen Zyklus wahrscheinlich stören würde. Aber dann waren ihre Brüste mit einem Mal überempfindlich, und gewisse Gerüche verursachten ihr Übelkeit, geradeso wie während ihrer ersten Schwangerschaft, und sie wusste plötzlich, was der Grund dafür war.
Sie hatte ihre Schwangerschaft bisher aus vielen Gründen für sich behalten: Aus der Angst vor einer neuerlichen Fehlgeburt oder weil ihre Eltern es vielleicht für verantwortungslos halten würden, da sie und Dan zurzeit nicht einmal ein eigenes Zuhause hatten. Aber vor allem sollte Dan sich nicht schon so bald wieder um sie sorgen müssen. Seitdem sie in Bristol waren, ließ er sie kaum noch aus den Augen.
Vor zwei Tagen hatte der Arzt es dann bestätigt – ihr Baby sollte Ende Juni zur Welt kommen. Fifi wollte bis Freitag warten, bevor sie es Dan erzählte. An diesem Abend sollte eine ganz besondere Familienfeier stattfinden, und wenn sie es ihm kurz
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