Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
geheucheltem Tadel über seine Brillengläser hinweg gemustert hatte. »Nun, was ich eigentlich sagen wollte, ist durch die Neuigkeit, dass ich Großvater werde, geradezu nebensächlich geworden. Also werde ich es kurz und schmerzlos machen und euch allen noch einmal ins Gedächtnis rufen, dass der erste Hochzeitstag der papierene ist.« Er überreichte Dan einen großen weißen Umschlag.
»Was um alles in der Welt ist das?«, fragte Fifi und sah ihren Vater neugierig an.
»Macht das Kuvert auf und seht selbst«, erwiderte er.
Dan öffnete den Umschlag und zog einen Hochglanzprospekt von einer neuen Siedlung heraus.
»Unser Geschenk ist die Anzahlung für eins dieser Häuser«, erklärte Harry und ließ sich dann ziemlich schwerfällig wieder auf seinen Stuhl fallen.
Dan wirkte wie vom Donner gerührt, aber Fifi begriff sofort, dass es sich um die kleine Siedlung handelte, mit deren Bau man etwa zur Zeit ihrer Heirat begonnen hatte. Die Siedlung lag ungefähr eine Meile von ihrem Elternhaus entfernt.
»Ihr könnt euch ein Haus aussuchen, das euch gefällt«, erklärte Clara. »Seht nur zu, dass ihr eins mit einem Garten nach Süden nehmt.«
Noch vor einem Jahr hätte Fifi ein solches Geschenk mit großem Argwohn betrachtet. Gewiss hätte sie es als einen Trick gesehen, sie zu kontrollieren. Aber heute war sie älter und erheblich klüger. Ihr war klar, welchen Grund ihre Eltern für dieses Geschenk hatten: Sie wussten, dass Dan und sie ein eigenes Heim brauchten. Außerdem wollten sie Tochter und Schwiegersohn glücklich sehen, in einem Haus mit reichlich Platz für Kinder. Das gleiche Geschenk hatten Clara und Harry damals von seinen Eltern erhalten. Und da Clara sehr hohe Ansprüche und einen hervorragenden Geschmack besaß und sich mit Sicherheit über alle wesentlichen Fragen informiert hatte – Bushaltestellen in der Nähe, Schulen und sogar den nächsten Arzt –, konnte Fifi davon ausgehen, dass diese Häuser genauso gut waren, wie sie in dem Prospekt aussahen.
Keine Küche im Flur mehr, kein Badezimmer, das sie sich mit Fremden teilen mussten. Sie konnte sogar eine Fischpastete anbrennen lassen, ohne dass sich jemand darüber beschweren würde!
»Das ist so lieb von euch«, sagte sie mit Freudentränen in den Augen. Sie stand auf und lief um den Tisch herum, um ihre Eltern zu küssen. »Und umso wunderbarer, weil wir jetzt ein Baby bekommen werden.«
»Ihr werdet sehr vernünftig sein und gut haushalten müssen, um die Hypothek abzahlen zu können«, erwiderte Clara ein wenig gereizt, aber ihre Augen waren voller Glück, und Dan wusste, dass diese Reizbarkeit nur gespielt war.
»Das ist so großzügig und nett von euch«, sagte Dan und stand ebenfalls auf, um seine Schwiegereltern zu umarmen. »Ich werde dafür sorgen, dass ihr es niemals bereut.«
Jetzt wollten auch die anderen am Tisch den Prospekt sehen, und alle redeten aufgeregt durcheinander.
»Mir gefällt der Entwurf einiger der Häuser überhaupt nicht«, bemerkte Clara in einem scharfen Tonfall, der schon eher typisch für sie war. »In manchen davon geht die Küche zur Straße hinaus. Ich bitte euch! Wer möchte schon, dass einem die Leute in die Küche sehen können?«
Dan griff nach dem Prospekt und betrachtete ihn eingehend. »Ich denke, für Fifi wäre das ideal«, meinte er.
»Warum?«, fragte Clara.
»Nun, sie könnte den Abwasch erledigen, während sie die Nachbarn beobachtet«, erklärte er.
»Dan!«, rief Fifi. »Du weißt doch, ich habe versprochen, nie wieder neugierig zu sein!«
»Ein Leopard wird seine Flecken nicht los.« Er lachte. »Und ich glaube nicht, dass ich dich gar so sehr mögen würde, wenn du keine Lust mehr hättest, Leute zu beobachten.«
Über die Autorin
L esley Pearse wurde in Rochester, Kent, geboren und lebt seit über 25 Jahren mit ihrer Familie in Bristol. Ihre Romane sind in England stets auf den ersten Plätzen der Bestsellerlisten zu finden.
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