Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
das Gehörte hatte sie so sehr verstört, dass sie einander kaum ansehen konnten.
»Ich werde wohl nie wieder die Dale Street entlanggehen können, ohne die grauenhaften Bilder der Ereignisse in Nummer elf vor mir zu sehen«, hatte Wallis gesagt, nachdem sie den Verhörraum verlassen hatten.
»Ich glaube, für mich wird’s langsam Zeit, in den Ruhestand zu treten«, meinte Roper seufzend. »Es wird immer schlimmer. Als ich zur Truppe gekommen bin, haben wir Männer verhaftet, die einfach nur Diebe waren. Man konnte verstehen, warum sie stahlen, denn sie waren in Armut hineingeboren worden, Arbeit war nur schwer zu bekommen, und sie hatten Familien zu ernähren. Aber jetzt muss man sich mit solch unfassbar abscheulichen Dingen abgeben!«
»Haben Sie sein Gesicht gesehen, als er sagte, sie hätten den toten Jungen kurz vor Weihnachten vergraben?«, fragte Wallis ungläubig. »Diese widerwärtige Zufriedenheit, dass es Neujahr geschneit hat und der Schnee wochenlang liegen blieb! Er dachte wohl, er spräche mit Männern, die die gleiche kranke Mentalität haben wie er!«
Roper schauderte. Er hatte das Gefühl, in Desinfektionsmitteln baden zu müssen, um sicherzugehen, sich nicht an all dem Widerwärtigen, das von Alfie ausging, angesteckt zu haben. »Ich bin mir nicht so sicher, ob ich stolz auf mich sein kann«, gestand er. »Ich habe all diesen Dreck nur zu Tage gefördert, indem ich Alfie angelogen habe. Jetzt müssen wir mit Molly ebenso verfahren. Aber ich glaube nicht, dass sie genauso schnell umfällt wie ihr Mann.«
»Waren die beiden schon so verkommen, als sie sich kennen lernten, oder haben sie einander zu dem gemacht, was sie heute sind?«, überlegte Wallis laut, während sie zum Wagen gingen.
»Darüber möchte ich nicht einmal nachdenken.« Roper lächelte schwach. »Wenn ich es täte, könnte ich mich versucht fühlen, all ihre Kinder und Enkelkinder zusammenzutreiben und lebenslänglich in Einzelhaft zu stecken, um sicherzustellen, dass sich die Muckle’schen Gene nicht weiter ausbreiten.«
Kapitel 21
D eine Mum beobachtet uns vom Küchenfenster aus«, warnte Dan Fifi, als sie sich auf ihrem Stuhl umdrehte, um ihn zu küssen.
Es war ein Sonntagnachmittag Mitte November, und sie saßen unten im Garten vor dem Sommerhaus, wo die Sonne auf sie herabschien. Während der beiden vergangenen Wochen hatte es unablässig geregnet, aber da es heute trocken und sonnig war, hatten Fifi und Dan sich nach dem Mittagessen erboten, das Laub zusammenzuharken, das wie ein dicker orangegelber Teppich auf dem Rasen lag. Doch nachdem sie die Hälfte geschafft hatten, war ihnen langweilig geworden, und sie hatten sich zu einer Pause vor das Sommerhaus gesetzt.
»Soll sie uns doch beobachten!«, murmelte Fifi. »Mir ist es egal.«
Dan erwiderte den Kuss und wünschte, er hätte sie ins Haus tragen und den Rest des Nachmittags mit ihr im Bett verbringen können. Aber damit wäre er in Claras Augen gewiss einen Schritt zu weit gegangen.
»Wenn wir doch nur eine eigene Wohnung hätten«, murmelte er, ohne sie loszulassen. »Sollen wir noch einmal nach einer Mietwohnung Ausschau halten?«
»Ich glaube nicht, dass ich dir diesen Job ein weiteres Mal anvertrauen kann«, witzelte Fifi.
Dann lachten sie beide, denn hier, in der Sicherheit und Abgeschiedenheit des Brown’schen Gartens, schienen die jüngsten Ereignisse in London nur noch ein böser Traum zu sein.
Dan hatte während ihrer ersten Woche in Bristol eine Stellung gefunden. Er arbeitete bei einer örtlichen Baugesellschaft, die neben der Erbauung neuer Häuser auch Reparaturen und Renovierungen übernahm. Dan gefiel diese Beschäftigung erheblich besser als eine Arbeit, bei der er ausschließlich als Maurer gefragt war. In dieser Woche hatte er ein Badezimmer installiert und auch die Leitungen sowie die Kacheln verlegt, und am Montag würde er mit dem Bau einer Garage anfangen. Sein Lohn war fast so hoch wie der in London, und die Firma hatte so viele Aufträge, dass sie einige ablehnen musste.
Fifi war im Moment als Sekretärin bei einer Zeitarbeitsagentur beschäftigt, hielt jedoch nach einer dauerhaften Anstellung Ausschau. Sie war inzwischen in jeder Hinsicht vollkommen genesen, aß wie ein Scheunendrescher, schlief wie ein Baby ohne jedwede Albträume und war sehr glücklich, wieder in der Geborgenheit ihres Elternhauses zu leben. Es war Dan, der an bösen Träumen und Paranoia litt.
Er lebte gern hier. Es war schön, zu einer warmen Mahlzeit von
Weitere Kostenlose Bücher