Wo die Wuerfel fallen
vom NAT O-Pressesprecher Jamie Shea im Zusammenhang mit den NAT O-Einsätzen im Kosovo-Krieg (März – Juni 1999) gebraucht. Hier, wie in anderen Kriegen, kam es durch die Kriegshandlungen, vor allem durch Bombardements und Beschießungen aus der Luft, zu eigentlich unbeabsichtigten Schäden, Verletzungen und Tötungen. Wegen der vermeintlichen Herleitung des Wortes von lateinisch |239|
collateralis
= seitlich, benachbart, bezeichnete man mit »Kollateralschaden« die in der Umgebung eines Ziels entstandenen Schäden im Sinne von »Nebenschäden« oder »Begleitschäden«. Da aber auch Menschen zu Schaden kamen, galt diese verharmlosende Wortwahl zu Recht als besonders empörend.
Diese Deutung des Begriffs beruht allerdings teilweise auf einem Missverständnis.
Collateral
ist im Englischen ein sehr alter spezifisch juristischer Fachausdruck für »Sache« bzw. »Pfand«. Im Mittelalter war nämlich die »Wertsache«, die sich zur Pfandhinterlegung eignete, nur das »Zusammengetriebene« (
collateral
), nämlich das Vieh. Daraus wurde im Juristenenglisch ein allgemeiner Ausdruck für »Pfandsache« oder »Sache«. Deswegen lautet die eigentliche »Übersetzung« von Kollateralschaden »Sachschaden« und nicht »Begleitschaden«. Doch auch vor diesem Hintergrund ist die Wortwahl
collateral damage
verschleiernd und extrem verharmlosend.
Schurkenstaat
Der vom amerikanischen Präsidenten Bush gern als Schlagwort gebrauchte Begriff stammt von dem angesehenen Harvard-Professor John Rawls (1921 – 2002). In seinem Buch
Das Recht der Völker
(
The Law of Peoples
, 1999) teilt er Völker und Staaten allgemein ein in »vernünftige, liberale Völker«, »achtbare Völker«, »durch Unglück belastete Staaten« sowie »wohlwollend absolutistische Staaten«. Ganz am Ende der Skala stehen die »Schurkenstaaten«. Welche der 191 Länder der Erde konkret zu welcher Kategorie gehören, sagt der kluge Professor allerdings nicht. Das überlässt er den Politikern. Und im Übrigen können sich die Verhältnisse ja durchaus ändern. Der eine oder andere »Schurke« könnte sich ja »bessern« – oder umgekehrt.
Ortsnamen im europäischen Haus
Römische Verträge
Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande begründeten am 25. März 1957 die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft EWG und die Europäische Atomgemeinschaft EURATOM. Die Verträge |240| wurden im Kapitolspalast in Rom unterzeichnet. Dieses »Europa der Sechs« umfasste in etwa das ehemalige Gebiet des karolingischen Reiches.
Maastricht-Kriterien
Der in der niederländischen Stadt Maastricht geschlossene Vertrag vom 7. Februar 1992 machte aus der Europäischen Gemeinschaft (EG) die Europäische Union (EU). Er schuf vor allem die Wirtschafts- und Währungsunion, durch die 1999 der Euro eingeführt wurde. Die Zugehörigkeit zum Euro-Raum ist an bestimmte finanzpolitische Kriterien gebunden, die dieser Vertrag ebenfalls festlegt. Dazu gehören: Inflationsrate, Zins, Neuverschuldung, Wechselkurs. Das sind die sogenannten Konvergenz-Kriterien oder Maastricht-Kriterien. Durch den Maastricht-Vertrag wurde auch die Europäische Zentralbank mit Sitz in Frankfurt am Main geschaffen.
Schengen-Staaten
Das Winzerdorf Schengen liegt im südlichen Zipfel von Luxemburg in einem Dreiländereck zwischen Frankreich, Deutschland und dem Großherzogtum. Sein Name wurde durch das 1985 dort unterzeichnete Abkommen zum Synonym für das »Europa ohne Grenzen«. Zunächst fünf E U-Staaten verständigten sich 1985 auf die Beseitigung der Grenzen und Grenzkontrollen, die am 26. März 1995 in Kraft trat. Der Kreis der Schengen-Staaten wird stetig erweitert. Zu den Schengen-Staaten zählen auch die Nicht-E U-Mitglieder Island und Norwegen, sowie, seit November 2008, die Schweiz.
Neben der gemeinsamen Währung ist die Abschaffung der Grenzkontrollen der für die Bürger spürbarste Vereinigungsfortschritt im E U-Alltag .
Außerdem finden in Europa noch eine Reihe von »Prozessen« statt:
Barcelona-Prozess für eine engere Partnerschaft der EU mit den Ländern auf beiden Seiten sowie südlich des Mittelmeers (seit 1995).
Bologna-Prozess zur Harmonisierung im europäischen Hochschulwesen (seit 1999).
|241| Lissabon-Prozess zur Förderung des technischen und wissenschaftlichen Wettbewerbs für Wachstum und Beschäftigung der EU (Innovation – seit 2000).
Nach der Jahrtausendwende
New Economy
Am 13. März 2000 erreichten die Aktienindizes in
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