Wo die Wuerfel fallen
Kulturdenkmal der Ägypter sind die Hieroglyphen. Diese Schrift entstand schon vor der ersten Dynastie. Der uns geläufige Begriff ist ein zusammengesetztes griechisches |10| Wort mit der Bedeutung »heilige Zeichen« –
hierós
= heilig,
glýphein
= (in Stein) ritzen. Damit übersetzten die Griechen den pharaonischen Ausdruck »Schrift der Gottesworte«. Die Entzifferung der Hieroglyphen gelang 1822 dem Franzosen Jean-François Champollion nach mehr als zehnjähriger Arbeit dank des 1799 von napoleonischen Soldaten im Nildelta gefundenen »Steins von Rosette«. Auf dem Stein von Rosette steht ein Königsdekret in hieroglyphischer, demotischer und griechischer Schrift (die demotische Schrift tauchte etwa ab dem 7. Jahrhundert in Ägypten auf). Dank dieser bahnbrechenden Entdeckung konnte die ägyptische Kultur in einzigartiger Weise erschlossen werden.
Alphabet
Die Griechen übernahmen das Alphabet von den Phöniziern ca. 1100 – 1000 v. Chr. Dieses semitische Handelsvolk, das im heutigen Libanon und in Syrien ansässig war, hatte die Schriftzeichen, die jeweils nur einen Laut darstellen, in einem ungefähr fünfhundertjährigen Prozess aus verschiedenen umliegenden Schriftsystemen – auch aus der Keilschrift und der Hieroglyphenschrift – destilliert und radikal vereinfacht. So stellt das Zeichen »A« einen Rinderkopf dar. (Heute steht dieses Zeichen auf den »Hörnern«. Wenn man es nach rechts dreht, erkennt man leicht die schematische Darstellung eines Rinderkopfs.) Das entsprechende phönizische Wort bedeutet »Ochse«. Der Buchstabe »B« stellte ursprünglich ein Haus dar (semitisch
beth
). Das einfache Zeichen für
beth
wurde nun als Lautsymbol aufgefasst, als Symbol für den konsonantischen Laut »b«. Aus der Aneinanderreihung der ersten beiden »Buchstabennamen« entstand das Gattungswort für diese Schrift: »Alphabet«. Die Griechen übernahmen sogar die Buchstabennamen der Phönizier in ihre Sprache, aber nicht jeder Laut in der phönizischen Sprache entspricht einem Laut im Griechischen (so wie man im Deutschen kein englisches
th
oder keine französischen Nasale kennt). Die besondere alphabetische Leistung der Griechen lag darin, die Vokalzeichen »A, E, I, O, U« einzusetzen. Vermutlich durch die Vermittlung der Etrusker lernten die Römer zwei- bis dreihundert Jahre später dieses Alphabet kennen, das als lateinisches Alphabet weltweit das dominierende Schriftsystem ist.
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Begriffe & Redewendungen aus Babylon
Der Turm zu Babel
Der durch die Bibel legendär gewordene »Turm zu Babel« weist auf die als
Zikkurat
bezeichneten Stufentempel hin, die man in den sumerischen Metropolen archäologisch ab ca. 3500 v. Chr. nachweisen kann. Die Tradition, solche Hochtempel zu bauen, wurde von den Babyloniern übernommen. Akkadisch
Zikkurat
= aufgetürmt, Götterberg.
Vom Turm- und Stadtbau in Babel (und der damit zusammenhängenden Sprachverwirrung) ist im Alten Testament schon sehr früh die Rede (1. Mose 11). Der biblischen Zeitrechnung zufolge kam es nur einige Generationen nach der Sintflut dazu. Jahwe gefiel die ganze zivilisatorische Betriebsamkeit und himmelstürmende Lehmziegel- und Erdpechbrennerei offenbar gar nicht, denn er machte dem Ganzen durch die Sprachverwirrung und Völkerzerstreuung schnell ein Ende. Von einer Zerstörung des Turms ist nicht die Rede. Der sprichwörtliche »Turm zu Babel« oder »Turmbau zu Babel« wird aber allgemein als Zeichen und Symbol menschlichen Hoch- und Übermuts interpretiert, der nicht gottgefällig ist.
Babylon/Babel
Keine andere Stadt ist jemals so sprichwörtlich geworden wie Babylon, das biblische Babel. Allein der Name der Stadt ist ein Sinnbegriff (»Sündenbabel«).
Der Stadtname stammt aus der alten babylonischen Sprache.
Babili
bedeutet »Tor Gottes«. Darin steckt das semitische Wort
bab
= Tor. So reimten sich schon die alten Babylonier ein Wort zusammen, das vielleicht
babbillum
lautete, aber nicht aus ihrer Sprache stammte und dessen Bedeutung sie bereits nicht mehr kannten. Die Schreibweise mit »y« ist die Form, wie sie im Griechischen gebräuchlich war. Das biblische »Babel« steht auch heute noch sprichwörtlich für die überzivilisierte Weltmetropole, die Babylon sowohl im altbabylonischen Reich unter Hammurapi (reg. 1696 – 1654 v. Chr.) als auch rund tausend Jahre später im neubabylonischen Reich war. Babylon lag strategisch günstig in der Nähe der schmalsten Stelle von Euphrat und Tigris, etwa 90 Kilometer südlich von
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