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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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zusammenreißen und mir sagen, dass es ganz egal war, ob er mich für verrückt hielt oder krank im Kopf – denn das würde er garantiert, wenn er wüsste, dass ich Freya an jenem Tag durch London gefolgt war wie eine Stalkerin. Er würde wissen wollen, warum ich das getan hatte, und ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als es ihm zu erklären.
    Schon komisch, vor ein paar Monaten hatte ich mir noch gewünscht, dass sich alles ändern würde. Und jetzt wünschte ich mir fast, ich hätte Jonathan nie in mein Leben gelassen.
    Ich legte mich auf mein Bett und starrte den Fleck an der Decke an, der aus der Zeit stammte, als ein Dachziegel vom Dach gefallen war und es reingeregnet hatte. Wenn man aus einem bestimmten Blickwinkel auf den Fleck schaute, hatte er die Form von Großbritannien. Dad versprach mir schon seit Monaten, er würde ihn übermalen, aber natürlich war nichts passiert.
    Mein Handy klingelte. Es war Jonathan.
    Â»Ros?«
    Er klang verstört, und ich wünschte, er wäre hier, damit ich ihn in den Arm nehmen konnte. Ich hievte mich vom Bett und machte die Tür zu. Olivia war zwar schon weg, es war also niemand zu Hause, der mithören konnte, aber so fühlte ich mich sicherer.
    Â»Jono! Alles okay? Was haben sie gesagt?«
    Er atmete durch, und ich wusste, was er sagen würde, noch bevor er es ausgesprochen hatte.
    Â»Ros, verdammt, wie sind wir bloß in diesen Schlamassel geraten?«

1. Online
    Rosalind
    Samstag, 30. August, 22.00 Uhr
    In den Momenten, in denen man einen anderen Menschen wirklich braucht, ist der Richtige garantiert nie da.
    Seltsamerweise war ich nicht mal allein, als ich diesen Gedanken hatte. Es war zehn Uhr an einem Samstag, und ich hing hinter der Bowlingbahn mit meiner besten Freundin Abby ab – und mit Claudia Rowley-Wood und einem Haufen von Claudias Bewunderern, die ich nicht kannte. Abby hockte kichernd in einer Ecke. Ob sie echt betrunken war von den paar Schlucken Smirnoff aus der Flasche, die herumgereicht wurde, oder nur so tat, konnte ich nicht genau sagen. Claudia, die übertrieben aufgestylt war für einen Abend in einer schmuddeligen Gasse, köderte zwei der Jungs mit einer Portion Fritten.
    Â»Zeit für die Malstunde.« Einer der Typen machte eine Plastiktüte auf und zeigte Spraydosen in verschiedenen Farben.
    Â»Wir könnten in den Park gehen«, sagte der andere. »Die Mauer hinter den Tennisplätzen ist gerade frisch gestrichen worden. Die bettelt um Verschönerung.«
    Die Truppe zog in den Park.
    Â»Was soll ich denn schreiben, Claudia?« Abby, mit grünem Spray bewaffnet, schaffte es, die Frage wie ein Winseln klingen zu lassen. Claudia legte den Kopf schräg und schürzte ihre ultrageglossten Lippen. Ich fand es total krank, dass sich Abby, eine selbst ernannte Goth, die viel Wert darauf legte, »sich von der Masse abzuheben«, benahm wie ein getretener Hund. Also hielt ich mich an die Graffiti-Jungs. Sie sprühten die Wand voll, lachten und kamen sich großartig vor. Obwohl mir klar war, dass irgendjemand das alles wieder abwaschen musste, drückte ich auf die Spritzdüse. Ich wusste, was passieren würde, trotzdem war ich erstaunt, als ein grelloranger Fleck auf der Wand erschien. Aus dem Fleck wurde ein Bogen, den ich mit weiteren Bögen zu einer Figur verband. Das Ganze war leicht als Frau im Ballkleid zu erkennen. Ihr Gesicht ließ ich leer.
    Ich hätte ihr noch einen Partner gemalt, wenn die anderen nicht zappelig geworden wären. Wir zogen ab, über den Parkplatz und den Gehweg, der vom Einkaufszentrum wegführte. Für einen Samstag war es ruhig, nur ein paar Autos und ein Bus waren auf der sonst so stark befahrenen Straße unterwegs. Der Lärm, den wir machten, war vermutlich in der ganzen Gegend zu hören. Ich ging neben Abby, die mich aber nicht beachtete, weil sie damit beschäftigt war, sich mit Claudia eine Zigarette zu teilen und sich ja nicht anmerken zu lassen, dass sie das erste Mal rauchte. Ein etwas älteres Paar kam uns entgegen und wechselte schnell die Straßenseite.
    Â»Sehen wir uns morgen?«, fragte Abby.
    Claudia tat so, als würde sie sich die Sache durch den Kopf gehen lassen. Ich knirschte innerlich mit den Zähnen. Natürlich würden wir uns morgen sehen. Claudias Truppe hing jeden Sonntag auf den Bänken vor Tesco ab.
    Â»Warum nicht«, sagte Claudia, und es hörte sich

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