Wie ein Film (German Edition)
Unruhig saß sie da, immer wieder um sich blickend, auf der Suche nach dem vertrauten Gesicht. Sie wünschte sich so sehr, dass Jennifer hierher kommen und sie davon abhalten würde, zurück zu fliegen. Aber im Grunde wusste sie, es handelte sich hierbei nur um ein Wunschdenken. Jennifer würde nicht kommen. Es war alles vorbei, noch bevor es richtig angefangen hatte.
Du führst dich absolut lächerlich auf, dachte Steffi als sie aufsprang um genauer sehen zu können, nur weil eine brünette Frau durch die Menge ging, die etwas Ähnlichkeit mit Jennifer hatte. Sie seufzte leise und traurig.
Als sie sich wieder setzte, schossen ihr die Ereignisse der letzten Wochen durch den Kopf.
Wie konnte das alles nur passieren?
Sie hatte das Gefühl, die Hauptrolle in einem furchtbar schlechten Hollywood Streifen zu spielen. Steffi schnaufte verbittert. Oh ja! In Hollywood war sie. Aber dies war kein Film, sondern die brutale Realität.
Sie hatte nicht vor sich zu verlieben, und erst recht nicht in irgendein Filmsternchen aus den USA. Sie hätte auch nie gedacht, eine Liebesnacht mit einer amerikanischen Schauspielerin zu verbringen. Oh nein! Schließlich passierten solche Sachen wie in dem Film „Notting Hill“ doch nicht im wahren Leben!
Oder doch?
Stinknormale Type lernt Hollywood Star kennen und verliebt sich! Himmel, das war Hollywood, das waren Julia Roberts und Hugh Grant, aber das war doch nicht die Realität!
Natürlich, als Jugendliche hatte sie - wie wahrscheinlich ein Großteil der Menschheit – von prominenten Frauen geschwärmt, oder auch nachts davon geträumt, wie es wohl wäre, sie zu berühren und zu küssen. Der Reiz der Millionen Dollar entfernten Traumfrauen. Wer kannte ihn nicht?
Doch das waren nur Phantasien.
Sie war nun wirklich realistisch genug um zu wissen, dass sich solche Situationen nur in ihrem Kopf abspielten und ganz gewiss nicht Wirklichkeit werden würden.
Und jetzt war ihr das passiert, wovon wahrscheinlich Millionen Menschen träumten: eine Nacht mit einem Star.
Nur, für sie bedeutete diese Nacht mehr, viel mehr.
One Night Stands hatte es in ihrem Leben schon einige gegeben, und immer war ihr und den anderen Frauen klar, hierbei würde es bleiben, es würde keine feste Beziehung daraus entstehen. One Night Stand im gegenseitigen Einvernehmen. Sie hatte Spaß am Sex, dazu bekannte sie sich und verkündete dies auch offen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. „Eine sexuell aggressive Frau“, wie ihre beste Freundin Nadine sie immer wieder zynisch bezeichnete. Steffi wusste, wie sehr sie mit ihrem Verhalten bei vielen aneckte, was ihr jedoch völlig gleichgültig war. Sie liebte Frauen und den Sex mit ihnen. Punkt. Da gab es nichts zu diskutieren. Undda sie seit langer Zeit Single war (wenn sie genauer darüber nachdachte, war sie eigentlich immer ein Single, denn diese „Beziehungen“ die sie hatte, waren nun wirklich nicht als solche zu bezeichnen, aber sie wollte nicht genauer über dieses leidige Thema nachdenken und schob es wieder einmal geschickt zur Seite), konnte sie sich diese One Night Stands auch erlauben. Wobei für sie Safer Sex natürlich immer an oberster Stelle stand. Schließlich war sie weder dumm noch lebensmüde, als das sie geglaubt hätte, Lesben könnten sich nicht gegenseitig mit dem HIV – Virus anstecken.
Steffi lebte ihr Leben so wie es ihr gefiel und nicht so, wie es andere von ihr erwarteten. Das war schon vor zwölf Jahren so, als sie im zarten Alter von sechzehn ihrer Familie erzählte, sie sei lesbisch und sehr stolz darauf.
Wie die meisten Eltern mussten auch ihre erst einmal kräftig schlucken. Trotzdem hatte sie großes Glück, ihre Eltern akzeptierten und liebten sie. Lesbisch oder nicht. Sie konnte zwar nicht behaupten, ein superenges Verhältnis zu ihnen zu haben, dennoch hatten sie Kontakt, sahen sich ab und zu mal und redeten miteinander. Das war immerhin mehr als viele ihrer lesbischen Freundinnen von sich behaupten konnten.
Ganz anders zeichnete sich da das Verhältnis zu Karsten aus. Schon als Kinder waren sie und ihr 2 Jahre jüngerer Bruder unzertrennlich. Karsten war ihr engster Freund und Vertrauter, mit dem sie die Nacht zum Tag machen konnte und der immer für sie da war. Das einzige Problem bestand darin, dass diebeiden den gleichen Typ Frau mochten, was schon zu einigen hitzigen Debatten zwischen ihnen geführt hatte. Daher gab es für sie eine Art Ehrenkodex: „verliebte“ sich einer von beiden zog sich der oder die
Weitere Kostenlose Bücher