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Wo gibt es neue Schuhe, Genossen

Wo gibt es neue Schuhe, Genossen

Titel: Wo gibt es neue Schuhe, Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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im Wald vermißt hatte und die nun erstaunlicherweise in Fedjas Besitz war. »Der Lastwagen mit dem Anhänger muß die Straße bis Konduyuk nehmen, das ist doch klar …«
    »Ganz klar, liebe Genossen«, antwortete Gorski sauer. »Ich habe die Karte im Kopf.«
    »Wir denken nicht an die Karte, wir denken daran, daß der Wagen mit den neuen Schuhen auch über Barraska fahren muß, ehe er zu uns kommt. Stimmt das?«
    »Wir wissen doch alle den Weg, Fedja!« sagte Gorski milde. Die anderen knurrten dumpf – es schien etwas Böses in der Luft zu liegen.
    »Steht auch Barraska auf der Liste zur Zuteilung neuer Schuhe, Genosse Sekretär?«
    »Das ist mir unbekannt. Ich glaube aber … nein!«
    »Aha!« schrie Fedja.
    »Sieh an!« schrien die anderen. Ihre Erregung war sehr groß; man sah es daran, daß sie sich irgendwo an ihren Körpern kratzten.
    »Wir alle kennen die Bürger von Barraska!« sagte Fedja voll Energie. »Gute Genossen, treue Freunde, brave Arbeiter – aber Gauner bis auf die Knochen! Es wäre möglich, daß man in Barraska genau weiß, was der Lastwagen mit Anhänger geladen hat …«
    »Möglich …«, sagte Gorski und seufzte innerlich.
    »Neue Schuhe! Stellen wir uns folgendes einmal vor: Barraska liegt hinter Nowo Tschemka und dort fährt ein mit neuen Schuhen vollgeladener Wagen durch.«
    »Nicht auszudenken, Fedja!«
    »Sollte es in Barraska anders sein, Andrej Fillipowitsch?! Und weiß man, ob der Mann, der den Wagen fährt, ein ehrlicher oder bestechlicher Mann ist? Zwei Möglichkeiten gäbe es: Die Barrasker überfallen den Wagen auf dem Waldweg – dann ist er einfach weg –, oder das Parteisekretariat von Barraska lädt den Fahrer zu einem Schlückchen ein, bietet ihm 100 Rubelchen, damit er kurze Zeit blind wird, und ebenfalls weg ist das Auto mit den neuen Schuhen. Wie immer sie es auch anstellen werden: Bis die amtlichen Untersuchungen abgeschlossen sind, kann es lange dauern, und den Zeitpunkt, an dem Nowo Tschemka wieder oben auf der Zuteilungsliste für neue Schuhe steht, erleben wir alle nicht mehr!« Fedja schwieg. Die anderen knurrten wieder Beifall.
    »Es muß etwas geschehen, Genosse Sekretär.«
    »Aber was?« rief Gorski. »Man könnte höchstens die Partei in Barraska anrufen und ihnen sagen, wir wüßten, daß der Wagen durch ihr Gebiet fährt.«
    »Dann wissen sie vielleicht etwas, was sie jetzt noch nicht wissen! Ausgeschlossen! Dann werden sie erst richtig munter! Wir haben einen anderen Plan.«
    »Aha! Laßt hören, liebe Genossen!« sagte Gorski befreit. Auch ihn bedrückte auf einmal der Gedanke, die Bürger von Barraska könnten den Schuhtransport auf der Strecke verschwinden lassen. So etwas kommt vor … bei der Größe Sibiriens! Wer verirrt sich nicht in der Taiga ohne genaue Kenntnisse des Landes?
    »Wir bilden einen Geleitschutz!« Der II. Ingenieur des Holzkombinats, der auf ein Paar neue Schuhe hoffte wie alle hier, übernahm jetzt den strategischen Teil.
    »Wir werden mit drei Wagen und zwanzig Mann dem Lastwagen entgegenfahren und ihn sicher durch das Gebiet von Barraska bringen.«
    »Und Reiter müssen her!« sagte Fedja. »Links und rechts der Straße müssen sie die Wälder durchkämmen und kontrollieren, ob dort nicht schuhgeile Genossen lauern! Es muß eine vollkommene Sicherung des Transportes werden!«
    »Das ist gut!« Gorski nickte mehrmals. »Unternehmt alles, damit die neuen Schuhe bei uns landen. Aber von allem weiß ich nichts. Ihr wißt, ich bin ein Freund des Genossen Parteisekretär von Barraska. Wenn es zu Zusammenstößen kommt: Ich habe keine Ahnung!«
    »Das wollten wir nur von dir hören, Andrej Fillipowitsch«, sagte der II. Ingenieur. Alle waren sehr zufrieden mit der Verhandlung. Eine ahnungslose Parteileitung bedeutet immer ein Stückchen persönliche Freiheit. Wie gesagt: In Nowo Tschemka ist vieles anders als sonstwo im Land, und manches sogar auch besser.
    Der Tag, der so turbulent mit Wassjas Rundlauf durch das Städtchen begonnen hatte, endete mit einem Arztbesuch bei Juri Leonidowitsch Amossow. Der Verwalter des kooperativen Magazins ließ Dr. Rassul Germanowitsch Balujew nicht zu sich rufen, weil sein Großmütterchen Valentina – trotz der neuen Schuhe – wieder in ihre Sterbelage zurückgekehrt war, sondern weil er selbst dringend Hilfe brauchte.
    Dr. Rassul G. Balujew war ein Mensch, den in Nowo Tschemka niemand verstand. Nicht weil er nuschelte oder lispelte oder stotterte, sondern weil er in Nowo Tschemka war. Vor genau

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