Schattierungen von Weiß
1
‘ We skipped the light fandango
turned cart-wheels cross the floor
I was feeling kind of seasick
the crowd called out for more
the room was humming harder
as the ceiling flew away
when we called out for another drink
the waiter brought a tray
And so it was later
as the miller told his tale
that her face, at first just ghostly
turned a whiter shade of pale’
„Na, Mia? Hörst du wieder dein Lied?”
Lydia stellte das Tablett mit den Medikamenten auf de m kleinen Tisch in Mias Zimmer ab. „Wie oft lief das denn heute schon, hm?“
Mia sparte sich eine Antwort , stattdessen blieb sie auf der Fensterbank sitzen und sah wieder hinaus in den Park.
Wie sollte sie die Frage auch beantworten? Wie oft lief das Lied? Sie wusste es ja selbst nicht.
Im Grunde war es ja auch egal. Was spielte das schon für eine Rolle? Für Mia jedenfalls keine.
Für die anderen hier vielleicht, für Lydia, für Sven oder Robert und wie sie alle hießen. Aber nicht für Mia.
Es war einfach das schrecklichste Lied der Welt.
Und es war das schönste Lied der Welt.
Wenn die anderen das nicht verstehen konnten, war das ja nicht Mias Problem. Und sowieso war es völlig egal, was die anderen verstanden oder nicht. Mia hatte ihre eigene Wahrheit, und nur die bestand in ihren Augen, war über allen Zweifel erhaben.
Sie malte einen Smiley mit ihrem Finger an die Fensterscheibe und lächelte.
Das Buch flog in hohem Bogen durch Levins Zimmer. Es ging einfach nicht, er brachte den Stoff nicht in seinen Kopf. Jetzt hatte er den Absatz mindestens schon zwanzig Mal gelesen, aber es war absolut nichts hängen geblieben. Nicht ein Wort.
Levin fuhr sich mit den Händen durch die Haare – so lief das jetzt schon seit drei Wochen. Das Lernen war ihm nie schwer gefallen, aber im Moment war nichts mehr zu machen.
Seit einer Woche geisterte in seinem Kopf auch schon eine Idee herum, und je schwerer er sich mit dem Lernen tat, desto sympathischer wurde diese r Gedanke.
Levin sprang von seinem Stuhl auf und griff nach seiner Jacke. Er musste mit seinen Eltern reden, denn ohne deren Hilfe konnte er die Verwirklichung seiner Pläne sowieso vergessen. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, das war ihm klar, denn sein Vater würde nicht begeistert davon sein. Seine Mutter hingegen konnte er immer schon gut um den Finger wickeln.
Levin schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr los. Die Villa seiner Eltern befand sich in einer noblen Wohngegend am Stadtrand, die frische Luft, die ihm ins Gesicht blies, tat ihm gut und erfrischte seine Sinne.
„Levin, das ist ja schön, dass du vorbeischaust, mein Schatz“, seine Mutter strahlte ihn erfreut an und wuschelte ihm durch die dunkelblonden Haare. „Du müsstest mal wieder zum Friseur, mein Junge.“
„Hallo , Ma“, Levin gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Nein, ich mag meine Haare so“, zwinkerte er ihr zu.
„Ich weiß nicht“, Sonja We bber musterte ihn skeptisch. „Na ja, wenn du meinst. Vater ist im Arbeitszimmer, ich hole ihn.“
Levin wartete gespannt im Wohnzimmer auf seinen alten Herrn. Natürlich arbeitete er wieder, er arbeitete jeden Tag. Mit seinem Ehrgeiz und seinem Fleiß hatte er sich eine gut gehende Anwaltspraxis erarbeitet und sein Ruf in der Gesellschaft war exzellent.
Und das Gleiche erwartete er auch von seinem Sohn: Disziplin, Fleiß – und natürlich nur die besten Noten. Bis jetzt hatte Levin seinen Ansprüchen auch immer genügt. Er war ein Musterschüler gewesen, hatte ein Einser-Abitur hingelegt, nach dem Zivildienst direkt darauf das Jurastudium begonnen. Und es hatte ihm auch Spaß gemacht und war ihm leicht gefallen – nur jetzt war die Luft raus, er brauchte einfach eine Pause.
James Webber trat aus dem Arbeitszimmer, nickte seinem Sohn kurz zu und klopfte ihm auf die Schulter. „Nun, Levin, was führt dich zu uns? Wie kommst du mit deinem Studium voran?“
Sein Vater setzte sich in einen großen Ohrensessel vor den Kamin und zündete sich eine Pfeife an.
„Hi, Dad, genau darüber wollte ich mit euch reden“, begann Levin zögernd. Er würde wohl direkt auf den Punkt kommen müssen, dabei hatte er sich vorgenommen erst ein wenig Smalltalk zu betreiben, doch offenbar stand seinem Vater nicht der Sinn danach.
„Wo hakt es denn? Kann ich helfen?“, James Webber zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Ich fühle mich total ausgepowert“, Levin lehnte sich auf dem Sofa zurück, er schickte
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