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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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solange auch Ihre SIG.«
    Man hätte meinen können, sie hätte ihn gebeten, ihr seinen Penis auszuhändigen. Seine grauen Augen verengten sich zu Schlitzen, als er die Pistole aus dem Holster unter der Jacke holte und ihr mit dem Griff voran reichte.
    Sie führte ihn in den klimatisierten Empfangsraum. Allerdings ohne Empfangsdame. Alex blickte auf die Tür zu ihrem unaufgeräumten Arbeitszimmer. Zum Glück geschlossen. Während ihr Besucher den Hut abnahm, trat sie hinter den kürzlich geräumten Schreibtisch ihrer Assistentin.
    »Sie sind aber vorsichtig«, meinte er mit Blick auf die unter der Decke montierte Überwachungskamera.
    Sie zuckte die Achseln. »Wir leben in gefährlichen Zeiten.« Ihr letzter bewaffneter Besucher hatte ihr einen Aufenthalt im Krankenhaus beschert.
    Alex deutete auf einen Plastikstuhl. »Nehmen Sie doch
Platz.« Sie legte seine Pistole hinter sich auf einen Aktenschrank und setzte sich auf einen Drehstuhl. »Was führt Sie zu mir, Mr. Scoffield?«
    Er legte seinen Hut mit dem Hutrand nach oben auf den kleinen Kühlschrank neben sich. »Ich komme im Auftrag eines Kunden, James Bess. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass Sie vor einigen Monaten von seiner ihm bedauerlicherweise entfremdeten Tochter engagiert wurden.«
    »Ich kenne niemand mit Namen Bess.«
    »Melanie Bess? Verheiratete Coghan?«
    »Noch nie von ihr gehört.«
    »So ein Pech! Denn Melanie steht eine Stange Geld zu, und ich soll dafür sorgen, dass sie es bekommt.« Er beobachtete aufmerksam, ob das Wort »Geld« bei Alex eine besondere Reaktion hervorrief. Doch im Moment war sie mehr daran interessiert zu erfahren, was der Mann wirklich wollte.
    Sie wippte auf ihrem Stuhl. »Wo, sagten Sie, kommen Sie her?«
    »Aus Midland«, entgegnete er. »Bin heute früh losgefahren.«
    »Ganz schön lange Fahrt. Vielleicht hätten Sie erst mal anrufen sollen.«
    Einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke. Dann zog er ein Foto aus der Jackentasche und schob es ihr über den Tisch zu. »Kennen Sie Melanie?«
    Das Bild zeigte eine lachende junge Frau in einem Cheerleader-Kostüm. Mit lockigem Haar, munteren braunen Augen und Wangengrübchen. Sie sah fast aus wie Alex zu Highschool-Zeiten, nur dass die andere blond
war, einen großen Busen hatte und nicht so verschlossen wirkte.
    »Hübsch«, sagte Alex. »An sie würde ich mich garantiert erinnern.«
    »Hören Sie, Miss Lovell.« Er beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch. »Ich muss Melanie dringend finden. Ihr Vater ist kürzlich verstorben. Sie hat einen schönen Batzen Geld geerbt, und das könnte sie bestimmt gut brauchen.«
    »Haben Sie’s mal mit dem Internet versucht?« Alex legte den Kopf zur Seite. »Google liefert einem erstaunliche Ergebnisse, wenn man weiß, wonach man sucht.«
    Er zog die Augenbrauen in die Höhe. Ohne eine Miene zu verziehen, sah sie ihm zu, wie er sich erhob und das Foto zurück in die Jackentasche steckte. Anschließend stemmte er die Hände in die Hüften und fragte: »Wie gut sind Sie darin, jemanden aufzuspüren?«
    »Wenn Sie es sich leisten können, finde ich jeden.«
    »Wie viel würde es kosten, Melanie Bess zu finden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich bin gerade recht ausgebucht. Es dauert ein paar Tage, ehe ich mich an die Arbeit machen kann.«
    »Es würde nicht zu Ihrem Schaden sein.« Er zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie ihr.
    Sie erhob sich und schob die Karte in die Gesäßtasche ihrer Jeans. »Ich überleg’s mir.«
    Er ergriff seinen Hut, und sie folgte ihm zur Tür. Als sie beide auf dem Bürgersteig standen, gab sie ihm die Pistole zurück, und er schob sie in den Holster.
    »Denken Sie über mein Angebot nach.« Damit tippte er an seinen Hut und ging.

    Im Seitenspiegel ihres Wagens beobachtete Alex, wie er in östlicher Richtung zur Congress Avenue fuhr und abbog. Sie nahm ihr Telefon und tippte eine kurze Nachricht, die sie als wichtig kennzeichnete. Danach drückte sie auf Senden.
     
    Alex’ Auto war ein fünf Jahre alter Saturn. Er verbrauchte zwar wenig Benzin und musste selten in die Werkstatt, aber für eine Beschattung war er denkbar ungeeignet.
    Obwohl sie einen batteriebetriebenen Ventilator mitgebracht hatte, wartete Alex einen schweißtreibenden Vormittag lang auf dem Fahrersitz auf jemanden, der nie auftauchte. Um Mittag war sie drauf und dran, die Segel zu streichen. Doch die Versicherung der Zielperson war ihr bester Mandant und bezahlte viel Geld, damit sie ihr mit der Kamera

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