Der Schneider himmlischer Hosen
Zu diesem Buch
Der hier vorliegende idyllisch-abenteuerliche Roman ist eins von Varès schönsten Büchern. Er berichtet in ihm, indem er Leichtigkeit der Darstellung mit der Unmittelbarkeit des eigenen Erlebnisses zu vereinen weiß, vom Werden einer Liebe zwischen einem jungen Europäer und einem kleinen italienischen Mädchen, die sich in Chinas Alltag gefunden haben. Im Kreis seiner Dienerschaft und dann an seiner Seite wächst die kleine Kuniang zu einer unschuldsvoll leuchtenden Schönheit heran, in deren Wesen sich väterlich italienisches Blut, aber auch die Beseeltheit der chinesischen Umwelt aufs anziehendste mischen. Dramatische Vorgänge führen die beiden Liebenden inmitten tragisch umschatteter Schicksale zueinander, und Varè weiß das mit so viel zarter Ironie und doch so viel Lebensfülle zu gestalten, daß wir an dieser Liebesgemeinschaft bewegt amüsiert Anteil nehmen. Der Frage der kleinen Kuniang, die später eine bezaubernde Ehefrau wird: «Warum schreibst du nicht einmal über lebendige Menschen statt dieses Zeug über Kaiser und Philosophen der Sung-Dynastie?» verdanken wir wohl insgeheim auch diese ihre Geschichte von Liebe und Mut, Leid und Schande und endlichem Glück.
Der am 12. Januar 1880 als Sohn eines ehemaligen Justizministers in Rom geborene und am 27. Februar 1956 daselbst verstorbene Erzähler Daniele Varè war Jahrzehnte hindurch im diplomatischen Dienst. 1907 wurde er der Botschaft in Wien zugeteilt, 1912 bis 1920 war er erster Legationssekretär in Peking, 1920 wurde er Mitglied der politischen Sektion des Völkerbundssekretariats, 1926 Gesandter in Luxemburg und vorübergehend in London, 1927 bis 1932 auch in China. Aus dieser Zeit und seinen fernöstlichen Eindrücken schöpfte er den Stoff zu einer Reihe humoristisch-satirischer, gelegentlich leicht autobiographischer Werke, von denen sein Buch «Der lachende Diplomat» ihm Weltruf errang. Diesem Band folgte die in China spielende, das Leben in Peking als farbigen Erzählstoff ausbreitende Trilogie «Der Schneider himmlischer Hosen», «Das Tor der glücklichen Sperlinge» (rororo Nr. 132) und «Der Tempel der kostbaren Weisheit» (rororo Nr. 171). In diesen Chroniken der Liebes- und Ehegeschichte zwischen einem jungen europäischen Schriftgelehrten und der schönen Kuniang erschließt sich uns die geheimnisvolle Welt Chinas mit all ihrem rätselvollen Zauber. Die lässige Heiterkeit der Erzählkunst, der Hauch chinesischer Lebensweisheit und Lebensanmut machen diese Werke zu den schönsten Zeugnissen, die die Begegnung der westlichen mit der östlichen Welt in der Literatur seit Lafcadio Hearn hervorbrachte.
Varès Erinnerungen setzen sich fort in weiteren autobiographischen Bänden: «Daniele in der Diplomatengrube», «Frohe Melodie», «Abschied von den Königen» und den römischen Erinnerungen «Die Schatten der Spanischen Treppe».
Gesamtauflage der Werke von Daniele Varè in den rororo-Taschenbüchern: Über 1 Million Exemplare.
Daniele Varè
Der Schneider
HIMMLISCHER HOSEN
ROMAN
ROWOHLT
Titel der englischen Originalausgabe «The Maker of Heavenly Trousers »
Übertragen ins Deutsche von Anne Polzer
Umschlagentwurf Karl Gröning jr. / Gisela Pferdmenges
rororo taschenbuch ausgabe
1.— 50. Tausend Dezember 1953
51.- 75. Tausend April 1954
76.-100. Tausend November 1954
101.-125. Tausend August 1955
126.-150. Tausend Mai 1956
151.-163. Tausend Dezember 1956
164.-175. Tausend Mai 1957
176.-188. Tausend November 1957
189.-200. Tausend April 1958
201.-213. Tausend Oktober 1958
214.-225. Tausend Mai 1959
226.-238. Tausend Januar 1960
239.-250. Tausend November 1960
251.-260. Tausend Januar 1962
261.-270. Tausend Dezember 1962
271.-278. Tausend Juni 1964
279.-283. Tausend Dezember 1965
284.-288. Tausend November 1966
289.-295. Tausend April 1968
Ungekürzte Ausgabe
Veröffentlicht mit Genehmigung des
Paul Zsolnay Verlages GmbH, Hamburg/Wien
Gesetzt aus der Linotype-Aldus-Buchschrift
und der Palatino (D. Stempel AG)
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck/Schleswig
Printed in Germany
Vorwort
Eigentlich hatte Kuniang den Einfall, ich solle dieses Buch schreiben. Kuniang hat viele Einfälle, und die meisten bedeuten neue Arbeit für mich. Nicht etwa/daß sie sich beklagt hätte, aber sie fand meine Bücher und Aufsätze über chinesische Geschichte oder Volkskunde lang und langweilig. Kuniang hatte
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