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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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    Straßen, in denen ein Mord passiert ist, sind selten ansprechend. Diese war die Ausnahme.
    Ein sanft geschwungener Spazierweg zur Universität, von Ulmen beschattet, gesäumt von prächtigen Anwesen und Häusern im Kolonialstil, mit Rasenflächen, so makellos wie ein nagelneues Billardtuch.
    Riesige Ulmen. Unter einer von ihnen war Hope Devane verblutet, eine Querstraße von ihrem Haus entfernt.
    Ich sah mir erneut die Stelle an, die von einem schwachen Mond dürftig erhellt wurde. Nur ein paar Grillen und gelegentlich ein Motorengeräusch durchbrachen die nächtliche Stille.
    Anwohner auf dem Nachhauseweg. Die Phase mit den neugierigen Gaffern war lange vorbei.
    Milo zündete sich ein Zigarillo an und blies den Rauch zum Fenster hinaus.
    Ich kurbelte die Scheibe auf meiner Seite herunter und starrte weiter auf die Ulme.
    Ein verdrehter Stamm, so dick wie ein Brückenpfeiler, trug die zwanzig Meter breite Krone mit dem undurchdringlichen Laub. Kräftige, ausladende Äste wirkten im Mondlicht wie mit Reif überzogen, und manche waren so schwer, dass sie den Boden streiften.
    Vor fünf Jahren hatte die Stadt aus Geldmangel das Beschneiden der Bäume eingestellt. Es hieß, der Mörder hätte sich unter dem Blätterdach verborgen gehabt, obwohl
bis auf Fahrradspuren in einigen Schritten Entfernung nichts darauf hindeutete, ob sich dort jemand aufgehalten hatte.
    Drei Monate später war das noch immer bloße Theorie und eine ziemlich schwache obendrein.
    Außer Milos Ford, einem Zivilstreifenwagen, standen noch zwei weitere Wagen am Straßenrand, beide mit Parkscheiben an der Windschutzscheibe.
    Nach dem Mord hatte die Stadt versprochen, die Ulmen beschneiden zu lassen, was aber bislang noch nicht geschehen war.
    Milo hatte mir ziemlich verbittert davon erzählt und die Politiker verflucht. In Wirklichkeit jedoch haderte er mit dem ungelösten Fall.
    »Ein paar Schlagzeilen und dann nada.«
    »Verbrechen sind wie Fastfood«, hatte ich gesagt. »Schnell, unappetitlich und rasch vergessen.«
    »Was sind wir heute wieder zynisch.«
    »Reine Berufskrankheit: Ich versuche immer, einen Bezug zum Patienten herzustellen.«
    Das hatte ihn zum Lachen gebracht. Jetzt machte er ein finsteres Gesicht, strich sich die Haare aus der Stirn und blies Rauchringe.
    Er fuhr langsam ein Stück die Straße entlang und hielt dann wieder an. »Das ist ihr Haus.« Er deutete auf eines der alten Häuser, nicht gerade groß, aber gepflegt. Weiße Holzfassade, vier Säulen, dunkle Fensterläden, glänzende Beschläge an der glänzenden Tür. In zwei Fenstern im ersten Stock schimmerte es matt hinter hellen Vorhängen.
    »Jemand zu Hause?«, fragte ich.
    »Sein Volvo steht in der Auffahrt.« Ein heller Kombi.
    »Er ist immer zu Hause«, sagte Milo. »Geht nie aus.«
    »Noch in Trauer?«

    Er zuckte die Achseln. »Sie hat einen kleinen roten Mustang gefahren.War um einiges jünger als er.«
    »Wie viel jünger?«
    »Fünfzehn Jahre.«<
    »Was interessiert dich an ihm?«
    »Sein Verhalten, wenn ich mit ihm rede.«
    »Nervös?«
    »Abweisend. Paz und Fellows fanden das auch. Aber was besagt das schon.«
    Er hatte keine hohe Meinung von den Detectives, die den Fall zuerst bearbeitet hatten.
    »Na ja«, sagte ich, »ist der Ehemann nicht immer der Hauptverdächtige? Obwohl es nicht unbedingt typisch ist, sie draußen auf der Straße zu erstechen.«
    »Stimmt.« Er rieb sich die Augen. »Ihr im Schlafzimmer den Schädel einzuschlagen wäre einem verheirateten Mann angemessener gewesen. Kommt trotzdem vor.« Er drehte sein Zigarillo zwischen den Fingern. »Man muss nur lange genug leben, dann begegnet einem alles irgendwann mal.«
    »Wo genau waren die Fahrradspuren?«
    »Gleich neben der Leiche, aber darauf würde ich nicht allzu viel geben. Das Labor meint, die könnten zwischen einem und zehn Tage alt sein. Ein Kind aus der Nachbarschaft, ein Student, ein Sportfanatiker, irgendwer. Und keinem der Nachbarn, die ich befragt habe, war ein ungewöhnlicher Fahrradfahrer aufgefallen.«
    »Was ist ein ungewöhnlicher Fahrradfahrer?«
    »Einer, der nicht in die Gegend gehört.«
    »Einer, der nicht weiß ist?«
    »Zum Beispiel.«
    »Ruhige Gegend hier«, sagte ich. »Komisch, wieso niemand abends um elf irgendetwas gehört oder gesehen hat.«
    »Der Gerichtsmediziner hält es für möglich, dass sie nicht
geschrien hat. Es gab keine Verletzungen, die auf einen Kampf hindeuten.«
    »Stimmt.« Ich hatte den Autopsiebericht gelesen. Sogar die ganze Akte

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