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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Braun
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kamst.« Liebevoll lächelte Lelû Tikia an. »Sie sieht dir unglaublich ähnlich, Kerû!« , gingen ihre Gedanken.
    »Ist es meinem Vater gelungen, die Stadt zu schützen? Hat es weitere Angriffe gegeben?«, fragte Tikia wissbegierig weiter. Sie, die nie die Möglichkeit gehabt hatte, wirklich mit ihren Eltern zu sprechen, sog jede Information über das Leben ihrer Eltern auf und hütete sie wie einen Schatz.
    »Es gab keine Angriffe mehr«, antwortete Lelû. »Wahrscheinlich hielt Kerûs Anwesenheit die Wölfe in Schach. Jedenfalls wurde nie wieder ein Wolf in der Stadt gesehen.«
    Fahrig streichelte Lelû über den Grabstein. »Die Wölfe haben wohl mit der Zeit eingesehen, dass ein Angriff auf die Stadt ihren Tod bedeutete und hielten sich von ihr fern. Wir Stadtbewohner konnten nur darüber spekulieren, was unser Held Kerû, der Bezwinger der Wölfe, getan hatte. Aber sein Tod …« Lelû wischte sich erneut mit ihrem Handrücken über die Augen. »Anscheinend haben die Wölfe sich an der Familie gerächt, die ihnen den Zutritt zur Stadt unmöglich machte.«
    »An meiner Familie«, murmelte Tikia traurig.
    Lelû nickte betroffen und schloss Tikia in ihre Arme.
    »Was geschah mit Shila und Kenzô?«, fragte Tikia mit brüchiger Stimme. Ihr war klar geworden, dass auch er sicherlich nicht das Leben gehabt hatte, das er sich immer gewünscht hatte.
    »Kenzô wuchs unter der aufmerksamen Fürsorge seiner Mutter zu einem heute stolzen Siebzehnjährigen heran.«
    »So einfach war es sicherlich nicht«, dachte Tikia betrübt. »Sie will mir etwas verheimlichen.« Eindringlich blickte Tikia in Lelûs Augen. »Was waren die genauen Umstände, die Shila zwangen, während der vielen Jahre im Haus zu bleiben?«, fragte sie mit fester Stimme.
    Lelû senkte den Kopf. »Du weißt davon …?«, fragte sie leise.
    Tikia nickte.
    »Shila ist …« Lelû seufzte tief. »Sie ist sehr krank. Als ein kalter Winter über unsere Stadt zog, verschlechterte sich ihr Zustand dramatisch, und sie stand an der Schwelle zum Tod. Nur Kenzôs Beharrlichkeit und der Mut, den er ihr gab, hielten sie während dieser Zeit am Leben. Sie kam wieder zu Kräften, aber sie genas nie vollständig.«
    Tikia blickte sie fragend an. »Wie meinst du das …?«, fragte sie.

KAPITEL 37
Schuldgefühle
    »Shilas Herzschwäche hat sich in den letzten Jahren verschlechtert«, sagte Lelû mit gesenkter Stimme.
    »Was genau bedeutet das?«, fragte Tikia.
    »Seelische Belastungen oder große Anstrengungen könnten den Tod für Shila bedeuten.«
    Tikia starrte Lelû verzweifelt an.
    »Keine Angst, Shila weiß, dass du gegangen bist, und dass ich dich hier aufgelesen habe, weiß sie auch.«
    Tikia blickte Lelû verständnislos an.
    »Als du aufgebrochen bist, um deinen treuen Gefährten zurückzuholen, habe ich mit ihr gesprochen. Ich habe sie auf dem Treppenansatz vor ihrer Haustür vorgefunden und sie getröstet.«
    Beschämt blickte Tikia zu Boden. »Ich habe sie verletzt …« , dachte sie bitter.
    »Sie sagte mir, dass du in deinem Winterpelz fortgegangen bist. Sie wusste, dass du nicht mehr zurückkommen würdest.«
    Ungläubig schaute Tikia sie an. »Sie wusste es?«
    »Natürlich! Sie hat es mir selbst gesagt! Sie wusste, dass du irgendwann gehen würdest, sie dachte bloß nicht, dass es schon so früh eintreten würde.«
    »Wie geht es ihr?«, fragte Tikia bangend.
    »Es geht ihr gut. Sie hat eingesehen, dass es das Beste für alle Beteiligten ist, dass du gegangen bist. Ein Leben in der Stadt wäre nichts für dich gewesen. Du wärst zu einem schreckhaften, einsamen Mädchen geworden. Wie sehr sie dich auch liebt, sie wusste sehr wohl, dass ein Leben mit dir nicht ohne Probleme gewesen wäre. Ihr Herz hätte auf kurz oder lang zu schlagen aufgehört. Sie liebt dich, Tikia, und sie versprach mir, dass sie sich nicht gehen lassen würde.«
    Die Erinnerungen der letzten Tage kamen über Tikia. »Ich will sie nicht verlassen«, schluchzte sie verzweifelt. Winselnd schmiegte Koon sich an sie, um sie zu trösten.
    »Aber du musst es tun!«, herrschte Lelû sie an.
    Tikia sah traurig zu ihr auf.
    »Wenn du nicht gehen würdest, würden Shila und ihr Sohn irgendwann gemeinsam mit dir in die Berge ziehen, um dich glücklich zu machen, und das würde ihren sicheren Tod bedeuten. Mir graut es auch davor, dich jetzt gehen zu lassen, doch ich weiß ebenso wie du, dass es das Beste ist.«
    Tikia nickte tapfer und versuchte zu lächeln.
    »Ich weiß«, flüsterte sie.

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