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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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der des Kämpfens müde war.
    »Mein richtiger Name lautet Patricia. Früher wurde ich Patty genannt.«
    »Patty.«
    »Und der Name meiner Tochter ist Grace.«
    »Patty und Grace.«
    »Aber Sie dürfen diese Namen nie benutzen. Niemals.«
    »Hübsche Namen.«
    »Namen, die wir hatten, als wir mit Ted unter einem Dach lebten. Aber das ist vorbei, egal, was passiert; wir sind nicht mehr die Alten. Wir sind Marisa und Jessica, jetzt und für alle Zeit. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Sie drückte ihm die Hand und sah seine müden Augen aufleuchten.
    »Also bis morgen«, sagte sie. »Kommen Sie um neun, dann bringe ich Sie zu Lily.«
    »Bis dann.« Als er zu seinem Wagen ging, sah Marisa ihm nach; hoffentlich wusste er, dass er sich keine Sorgen machen musste. Er konnte getrost schlafen; sie würde ihm nicht davonlaufen.

Kapitel 27
    A ls Lily in Liams Haus aufwachte, wusste sie im ersten Moment nicht, wo sie sich befand. Die Sonne schien durch das Geäst der Bäume, und die ausgedehnte blaue Bucht vor seinem Fenster kam ihr wie ein Traum vor. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, war mehrmals in Roses Zimmer gegangen, um sich zu vergewissern, dass sie gleichmäßig atmete und fest schlief. Mitten in der Nacht hatte sie gespürt, wie Liam sich zu ihr in das Doppelbett seines Gästezimmers legte.
    Die rostigen alten Sprungfedern quietschten unter seinem Gewicht, als er sich an ihren Rücken geschmiegt zusammenrollte. Die Nacht war lau, sogar hier oben, wo ständig der Wind vom Golf von St. Lawrence wehte. Liams stetiger Herzschlag und sein Atem an ihrem Nacken wirkten schließlich beruhigend, und sie fiel in einen wechselvollen Schlaf. Immer wieder wurde sie von bedrückenden Träumen heimgesucht, und als die Sonne aufging, schrak sie hoch und setzte sich im Bett auf. »Granny.«
    »Lily«, flüsterte Liam.
    Sie blickte sich um, versuchte sich zu orientieren. Die Steinmauern, die Bleiglasfenster, das dunkelgrün gestrichene Holzwerk des Hauses – das war nicht Hubbard’s Point. Der Nebel in ihrem Kopf lichtete sich, und ihr wurde bewusst, dass sie vom Strand geträumt hatte. Sie war in den Rosengarten gegangen, mit Sand an den Füßen, den ihre Großmutter mit der Gießkanne abgespült hatte. Der Traum war so lebendig gewesen, dass sie das in Zement eingebettete Medaillon mit den Muscheln und dem Sanddollar-Seeigel vor sich zu sehen glaubte.
    »Leg dich wieder hin«, drängte Liam. »Du hast kaum geschlafen. Es könnte ein anstrengender Tag werden.«
    Lily wusste, dass er auf die Fragen des Polizisten und Roses Wiedereingliederung in das Leben außerhalb der Klinik anspielte, doch in Anbetracht der warmen Brise, die durch das Fenster drang, war der Gedanke an ihre Großmutter übermächtig. Sie hätte schwören mögen, dass sie nach Rosen von Hubbard’s Point roch. Sie stand auf und sah abermals nach Rose. Ihre Sinne waren geschärft, als befände sie sich in höchster Alarmbereitschaft.
    Sie schmiegte sich wieder in seine Arme, versuchte die Augen zu schließen und zur Ruhe zu kommen. Ihr Körper war angespannt, die Wirbelsäule gekrümmt. Liam strich ihr über die Schulter, rieb ihr den Rücken. Allein das Wissen, dass er bei ihr war, verlieh ihr ein Gefühl der Sicherheit, so dass sie ihren Gedanken freien Lauf lassen konnte. Die Träume hatten sie erschüttert. Seit einer Weile spürte sie in zunehmendem Maße die Gegenwart ihrer Großmutter. Es hatte in der Nacht vor der Abfahrt nach Boston begonnen: Es war ihr vorgekommen, als hätte Maeve sie gerufen, als hätte sie ihre Stimme in der Sommerluft vernommen.
    Der Sog, der von Neu-England ausging, war stark. Doch Lily hatte sich auf Roses Genesung konzentriert und den Gedanken verdrängt. Doch heute Nacht war der Traum so eindringlich gewesen, dass sie ihre Gefühle nicht länger ignorieren konnte. Sie starrte in die Dunkelheit, sann über alles Mögliche nach.
    Ihre größten Ängste hatten sich stets um die Vorstellung gedreht, was Edward ihr, ihrer Großmutter und nun auch Rose antun konnte. Doch die neun Jahre an dieser felsenreichen, zerklüfteten kanadischen Küste – und ihre Mutterrolle – hatten sie gestählt. Roses Geburt hatte Lily und ihr Weltbild verändert. Als Liam ihr das Baby in die Arme gelegt hatte, war sie zu einer Tigerin geworden, die ihr Junges in einem Kampf auf Leben und Tod verteidigen würde.
    Als sie nun neben Liam lag, überlegte sie, was sie tun sollte. Die Entscheidung glich einer Feuerprobe, bei der es um Leben und

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