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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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einen Angriff mit der erforderlichen Genauigkeit zurückzuverfolgen. Mehr noch, wir behalten uns das Recht vor, die Weigerung eines Staates, einen Angriff, der von seinem Territorium ausgeht, rechtzeitig zu stoppen, mit einem tatsächlich verübten Angriff gleichzusetzen. Auch die mangelnde Bereitschaft, bei der Untersuchung eines Angriffs ernsthaft mit uns zusammenzuarbeiten, wird von uns als Beteiligung an diesem Angriff ausgelegt.«
    Bei der Obama-Doktrin würde es um Cyberäquivalenz gehen, bei der Cyberangriffe anhand ihrer Wirkung und nicht anhand der verwendeten Mittel beurteilt werden. Das bedeutet, dass Staaten für ihren nationalen Cyberspace verantwortlich und zur Unterstützung verpflichtet sind, das heißt, sie müssen feindselige Handlungen, die von Servern in ihrem Land kommen, verhindern und diejenigen, die ihren Cyberspace dazu nutzen, Schaden in den Systemen anderer Länder anzurichten oder sie zu zerstören, sofort ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen. Auch Amerika wäre dazu verpflichtet und müsste alle Botnetze schließen, von denen beispielsweise von Brooklyn aus Angriffe auf Länder wie Georgien verübt würden. Wenn die Internetdienstanbieter der Tier-1-Kategorie ihre Netzwerke entsprechend durchsuchten, wäre die Verpflichtung zur Unterstützung relativ leicht zu erfüllen.
    Würde Obama oder ein anderer Präsident eine solche Doktrin verkünden, wäre klargestellt, dass die Vereinigten Staaten Cyberangriffe, die Störungen hervorrufen oder Schaden anrichten,nicht als geringfügiges oder lässliches Vergehen eines Landes behandeln, nur weil es dabei keine aufsehenerregenden Explosionen gab und nicht Tausende Menschen umkamen. Wenn der Präsident eine Strategie ähnlich der defensiven Triade vertreten würde, besäßen die USA endlich eine glaubwürdige Defensivstrategie für den Cyberkrieg.
    Wären wir denn, nachdem wir über eine vernünftige Abwehr verfügen, in der Lage, in die Offensive zu gehen und mit Hilfe unserer neuen »Cyberkrieger« die militärische Vorherrschaft über den Cyberspace zu erringen?

KAPITEL SECHS
    Wie offensiv?
    In WarGames – Kriegsspiele, einem wegweisenden Film über Computer und Krieg aus dem Jahr 1983 mit dem jungen Matthew Broderick als Hauptdarsteller, fragt die blecherne Computerstimme stockend: »Wollen-Sie-ein-Spiel-namens-weltweiter-thermonuklearer-Krieg-spielen?«
    Warum spielen wir nicht eine Runde Cyberkrieg und verdeutlichen so die politischen Entscheidungen, die eine derartige Strategie prägen? Das Verteidigungsministerium führt solche Übungen jährlich unter dem Namen Cyber Storm durch. Die jährliche Übung der CIA zur virtuellen Kriegführung, Silent Horizon, wird seit 2007 abgehalten. Bei unserer Analyse richte ich an Sie als Leser die gleiche Bitte wie an meine Studenten an der John F. Kennedy School of Government in Harvard und wie an die für die nationale Sicherheit zuständigen Regierungsbeamten, die am Konferenztisch des Situation Room im Weißen Haus sitzen: »Wehren Sie sich nicht gegen das Szenario.« Damit meine ich, dass man seine Zeit nicht darauf verschwenden sollte, die Prämisse abzulehnen, dass es eines Tages zu einem schwerwiegenden Konflikt zwischen den USA und Russland oder China kommen könnte.
    Wenn amerikanische Cyberkrieger über den »großen Knall« reden, denken sie normalerweise an einen Konflikt mit Russland oder China, den beiden Staaten, die neben den USA über technisch weit entwickelte Offensivkapazitäten verfügen. Niemand will, dass es zu einem Konflikt mit diesen Ländern kommt. Man beschwört ihn aber auch nicht herauf, wenn man ihn sich zum besseren Verständnis eines Cyberkriegs genauer ausmalt. Im Gegenteil, wenn man die Risiken unserer derzeitigen Position kennt, kann man vielleicht die Gefahr eines echten Cyberkriegs einschränken. Und sollte es trotz bester Absichten doch zu einem Cyberkrieg kommen, ist es gut, wenn man sich im Vorfeld damit beschäftigt hat.
    Selbstverständlich wollte ich nicht, dass es zum Anschlag vom 11. September kommt, aber ich hatte unzählige Planspiele geleitet, bei denen Kriegsszenarien durchgegangen wurden, um mich und die Verwaltung auf einen solche Vorfall vorzubereiten. Als es so weit war, hatten wir uns bereits eine Reaktion für den Tag des Anschlags und die darauffolgenden Tage zurechtgelegt. Wir unternahmen enorme Anstrengungen, solche Anschläge zu verhindern, verwendeten aber auch einige Zeit auf den Gedanken, was wir tun könnten, wenn es dazu

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