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Worm

Worm

Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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sichtbar zurückgegangen.
    Die Frage bleibt: Wer ist der Botmaster? Wer sind die bösen Jungs hinter dem Wurm?
    Ramses Martinez war Mitglied der »Kabale« und ist Sicherheitschef bei VeriSign, jenem Unternehmen mit Sitz in Dulles, Virginia, das zwei Internet-Rootserver betreibt. Seine Patrouillen entlang der Grenzen des digitalen Reichs von VeriSign führen ihn gelegentlich in die obskuren digitalen Foren, in denen sich die Cyberkriminellen austauschen, wo diejenigen, die ausgefeilte Schadsoftware schreiben, mit ihren Erfolgen angeben und ihre Aufzeichnungen miteinander vergleichen. Schließlich handelt es sich hier um eine exklusive Gemeinschaft, und diejenigen, die in diesem Spiel mitmischen, sind dem »Blick« sicherlich schon oft genug begegnet. Diese Chaträume sind ein Ort für Gleichgesinnte, ein Refugium, in dem sie mit ihren Coups vor Leuten angeben können, die ihre Fähigkeiten zu bewerten und zu schätzen wissen, Leute, mit denen sie sich austauschen und von denen sie lernen können. Hin und wieder schleichen sich Weißhüte wie Ramses ein, um Informationen zu sammeln, aus Neugier oder einfach nur aus Spaß an der Freude. Oft geben sie vor, selbst Schadsoftware zu schreiben, aber nicht immer. Manchmal loggen sie sich auch unter ihren echten Namen ein und betreiben ein wenig Cybertrash-Konversation.
    »Früher ging es vor allem darum, dafür zu sorgen, dass sie einem nicht die Datenbank mit den Kreditkartenangaben knackten«, erklärt Martinez. »Heute gehen wir rein, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Wir sprechen mit ihnen und tauschen Informationen aus. Da kann es schon vorkommen, dass ein Russe, der Schadsoftware verkauft, mit einem Typen in Mexiko arbeitet, der Phishing-Attacken macht und mit einem Kid in Brasilien Kontakt hat, das auf Kreditkartenbetrug spezialisiert ist, und sie alle stellen sich gegenseitig irgendeinem Kerl in China vor, der wieder etwas anderes macht.«
    Unlängst, erzählt Martinez, belauschte er eine Unterhaltung zwischen einem Sicherheitsexperten und einem Mann, den er im Verdacht hat, zumindest teilweise für Conficker verantwortlich zu sein. Worauf sich sein Verdacht begründet, will Martinez nicht verraten; er sagt aber, dass er gute Gründe dafür hat. Der Verdächtige in der Unterhaltung war Russe. Die Klischeevorstellung vom bösen Hacker entspricht dem Bild, das Hollywood von ihm gezeichnet hat: ein brillanter Mittzwanziger mit langen Haaren und schlechtem Benehmen, der mal dringend duschen müsste.
    Das ist ganz und gar nicht das Bild, das Martinez sich macht.
    »Ich stelle ihn mir als smarten Geschäftsmann mit exzellenter Ausbildung vor«, sagt er. »V ielleicht so um die fünfzig Jahre alt. Diese Leute sind keine Trottel. Sie sind nicht nur unterwegs, um einen schnellen Dollar zu machen.«
    Ramses klinkte sich in die Unterhaltung mit dem Mann ein. Er bemühte sich nicht, seine Identität zu verbergen, und als dem Russen aufging, mit wem er sich da gerade unterhielt, verabschiedete er sich rasch aus dem Chat.
    Zum Abschied schrieb er:
    Ihr seid die guten Jungs, wir die bösen Jungs. Bazillen können nicht mit Antikörpern leben.
    Ach ja , noch eine letzte Sache: Irgendjemand schuldet Rick Wesson noch 30 000 US-Dollar.

Quellen
    Interviews
    Ausnahmslos alle Hauptpersonen in diesem Bericht haben mich bereitwillig an ihrer Geschichte teilhaben lassen und das Manuskript auf Fehler durchgesehen, insbesondere Phil Porras, Hassen Saidi, Andre DiMino, Rick Wesson, Rodney Joffe und Dre Ludwig, denen ich hier ganz besonders danken möchte. Darüber hinaus habe ich Interviews geführt mit James Bosworth, T. J. Campana, John Crain, Dave Dittrich, Barry Green, Brian Krebs, Chris Lee, Michael Ligh, John Markoff, Ramses Martinez, Richard Perlotto, Mike Reavey, Joe Stewart, Paul Twomey und Paul Vixie. So wenig, wie ich über das Internet und das Innenleben von Computern wusste, bevor ich mich an die Arbeit zu diesem Buch machte, so groß war die Geduld, die sie alle in dem Versuch bewiesen, mir diese Dinge zu erklären. Rick Wesson und Phil Porras öffneten mir ihre E-Mail-Archive, und die »Kabale« (die Conficker Working Group) nahm mich in ihren Kreis auf, damit ich die vielen Tausend E-Mails auf ihrem Listserver einsehen konnte. Ich wünschte immer noch, sie hätten offizielle Schildmützen und T-Shirts, damit ich meine Ehrenmitgliedschaft bei den X-Men bezeugen könnte.
    Die Archive der Conficker Working Group werden in den folgenden Anmerkungen als »C-Archiv«, die

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