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Worm

Worm

Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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Richie Lai, um die Entscheidung bekanntzugeben.
    »Hey, ich möchte, dass Sie alle auf Microsoft Punkt com, Schrägstrich Technet, Schrägstrich Security gehen«, sagte er. »Es gibt ein außerplanmäßiges Sicherheitsupdate.«
    In dem Security Bulletin zu dem Patch erklärte der Softwarekonzern unter anderem: »Auf Systemen mit Microsoft Windows   2000 , Windows  XP und Windows Server 2003 kann ein Angreifer diese Sicherheitsanfälligkeit ohne Authentifizierung ausnutzen, um beliebigen Code auszuführen. Diese Sicherheitsanfälligkeit kann bei der Gestaltung einer als Computerwurm verwendbaren Ausnutzung verwendet werden.«
    Viele der Anwesenden luden den Patch sofort herunter und machten sich daran, ihn zu sezieren. T. J. verbrachte die nächsten paar Minuten damit, die Sicherheitsanfälligkeit zu erklären und Fragen zu beantworten, und traf sich noch am selben Nachmittag mit FBI -Leuten, um sie ebenfalls über die Sache in Kenntnis zu setzen.
    »W ir glauben, dass das ein großes Ding sein wird«, sagte er zu den Bundespolizisten. »Sie sollten sich dringend damit befassen.«
    In einer perfekten Welt wäre mit dem Patch das Problem gelöst. Aber wie T. J. nur zu gut wusste, würde MS 08-067 die Sache aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch schlimmer machen. Jeder, der das Update herunterlud, war vor dem Exploit geschützt, also musste Microsoft den Patch veröffentlichen und seinen Kunden die Möglichkeit geben, sich zu schützen. Andererseits stellte die Veröffentlichung des Patchs eine Werbung dar, wie die chinesischen Hacker sie sich besser nicht wünschen konnten  – und noch dazu kostenlos. Es war, als würde Microsoft eine grell blinkende Neonreklame in den Orbit schießen, so groß, dass sie überall auf der Erde mit bloßem Auge zu sehen war  – Hallo! Alle herhören! Eine neue Windows-Sicherheitsanfälligkeit!
    Höchstwahrscheinlich gab der Patch selbst den Anstoß zur Programmierung des neuen Wurms. Leider unterlassen es nämlich viele, sehr viele Computerbetreiber, die Sicherheitsupdates von Microsoft gewissenhaft zu installieren. Rund um die Welt laufen Zigmillionen »W indows«-Systeme als Raubkopien oder gefälschte Versionen oder wurden ohne Autorisierung installiert. Würde jeder Nutzer seine Software registrieren und neue Sicherheitsupdates unverzüglich aufspielen, Windows wäre so gut wie uneinnehmbar. Weil es aber so viele Leute versäumen, ist der »Patch Tuesday« beziehungsweise in diesem Fall das außerplanmäßige Sicherheitsupdate, zu einem Teil des Problems geworden, mit dem Microsoft zu kämpfen hat. Es ist, als würde der Kommandeur eines Forts auf die Brüstung steigen und lauthals verkünden: »Das Schloss an der Hintertür der Vorratskammer in der südöstlichen Ecke der Garnison ist kaputt. Um es zu reparieren, muss man Folgendes tun  … « Beträfe die Sache nur ein einzelnes, ansonsten gut geschütztes Fort, wäre das Schloss im Handumdrehen repariert, und die Schwachstelle wäre behoben. Muss man aber viele Millionen Forts verteidigen, und verschlafen dann noch etliche ihrer Kommandeure die öffentliche Warnung, werden die Sicherheitsupdates zu einer Art Wegweiser zur unverschlossenen Tür. Obendrein laden sie nicht nur zu einem Angriff ein, sie liefern gleich auch noch die notwendigen Anweisungen mit.
    Es war ein ziemlich düsteres Szenario, wenn man es recht bedachte, was aber kaum jemand tat. Ein Szenario, das auf einen grundlegenden Fehler in dem techno-utopischen Lasst-uns-die-Hände-reichen-und-ein-Lied-singen- Geist des Internets hinwies, der so grundsätzlich war, dass er nicht behoben werden konnte. Es erschien wie eine Art soziales Gegenstück zum Gesetz der Entropie, wie eine unaufhaltsam in Richtung Chaos geneigte Kurve. Es war ein weiterer Beweis dafür, so es dafür noch eines weiteren Beweises bedurfte, dass nichts je genau so funktioniert, wie es eigentlich gedacht war.
    Computer so einfach zu machen, dass jedermann sie benutzen kann, war der Kern der Idee, die Bill Gates und Paul Allen zu zwei der reichsten Männer auf der Welt machte. Indem sie freilich jeden einluden, an der Computerrevolution teilzuhaben, stießen sie die Tore zur digitalen Welt auch für die technologischen Ignoranten auf, zu denen die meisten von uns zählen dürften. Das sollte sich in späteren Jahren als enorm frustrierend für diejenigen erweisen, die das Internet am besten verstehen und denen es am meisten am Herzen liegt. Wenn doch nur jeder Computernutzer ein paar simple

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