Worm
zu der Zeit einer der wenigen akademischen Computersicherheitsexperten in den USA , erkannte schnell, dass Phil eher ein Ebenbürtiger als ein Student war. Wer in akademischen Kreisen über überlegene Hackerfertigkeiten verfügte, benutzte diese dazu, mögliche Invasionsstrategien zu antizipieren und nach Wegen zu suchen, wie man sie aufspüren und abwehren konnte. Phil machte sich rasch einen Namen als Experte in diesem neu entstehenden Feld. Heute hat die UCSB eine der weltweit besten Abteilungen für Computersicherheit, aber damals, Anfang der 1990er Jahre, bestand diese Abteilung im Grunde nur aus Phil. UNIX -5 wurde noch als das sicherste Betriebssystem für Computer propagiert, da hatte Phil bereits fünfzig Methoden ausgetüftelt, in das System einzubrechen. Mit gerade einmal zwanzig Jahren wurde er zu einer Konferenz über Computersicherheit am SRI eingeladen, wo er seine ersten Versuche zur Programmierung einer Software vorstellte, die sein beeindruckendes Arsenal an Exploits automatisch aufspüren konnte. Kaum hatte er seinen Abschluss in der Tasche, da heuerte ihn das Forschungszentrum an, und in den folgenden zwei Jahrzehnten wuchs sein Wissen im Gleichschritt mit der technologischen Weiterentwicklung der Industrie.
In dieser Zeit hat Phil miterlebt, wie Schadprogramme vom Kleinvandalismus zu einer regelrechten kriminellen Industrie herangewachsen sind. Heute wird Schadsoftware häufig von organisierten Verbrechersyndikaten entwickelt, wenn nicht, wie in jüngster Zeit geschehen, sogar von Regierungen. Phil, ein lebhafter Mann mit hellbrauner Haut und einem mit fortschreitendem Alter rundlicher werdenden Gesicht, hat dichtes braunes Haar und trägt eine mit einem dünnen Gestell eingefasste Brille, die zu groß für sein Gesicht wirkt. Phil ist ein netter Mensch, einer von den guten Jungs. Man könnte ihn sogar als eine Art Superhelden bezeichnen. Im Cyberspace tobt ein körperloser Kampf zwischen den bösen und den guten Jungs, bei dem die eine Seite raubend und plündernd durch das Internet zieht, während die andere versucht, sie daran zu hindern. In diesem Kampf ist Phil nicht weniger als ein Riese in der Armee, die für das Gute und Gerechte streitet. Seine Arbeit ist geprägt von einem Gefühl der Dringlichkeit und immensen Herausforderungen, ein Wettstreit mit höchstem Einsatz in einer Welt, die nur wenige Menschen verstehen. Wie die meisten Leute, die ihre Arbeit lieben, spricht Phil gern über das, was er macht, will er Verbindungen aufzeigen und erklären – ein Unterfangen, das freilich häufig zum Scheitern verurteilt ist:
… Also, was wir am Ende gemacht haben, ist, nun, wir sind inzwischen wirklich gut darin, uns infizieren zu lassen. Zum Beispiel durch ein Sandnet. Die Schadsoftware ausführen. Die IRC -Site finden und den Kanal, den der Botmaster benutzt hat, und dem einfach folgen. Mit dem ISP sprechen, direkte Gegenmaßnahmen ergreifen und sie lahmlegen. Den IRC -Server lahmlegen oder die gesamte verwendete IRC -Kommunikation umleiten, um …
Er bemüht sich sehr. Er spricht in kurzen Sätzen, zügelt seine natürliche mentale Geschwindigkeit. Und trotzdem kommen die Sätze schnell. Knapp. Auf den Punkt. Man kann hören, wie er versucht, das komplizierte Feld des erweiterten Kontexts zu umgehen, aber damit unweigerlich scheitert, weil ihn sein unbändiger Enthusiasmus für das Thema mitreißt und er mit Turbogeschwindigkeit in die Netzwelt eintaucht … den IRC -Server lahmlegen … das aktuelle UTC -Datum … die Pufferkapazität ausnutzen … den Peer-to-Peer-Mechanismus verwenden … Kurzum, Phil gehört zu den Leuten, die unzählige Male mit dem »Blick« konfrontiert worden sind, dem unmissverständlichen Gesichtsausdruck völliger Verwirrung und absoluten Desinteresses, der Laien befällt, wenn sich eine Unterhaltung dem Innenleben von Computern zuwendet.
Der »Blick« ist jedem Computerexperten vertraut, der jemals gerufen wurde, um einen nicht funktionierenden Rechner zu reparieren – Um Himmels willen, ersparen Sie mir die Details, bringen Sie ihn einfach wieder zum Laufen! Die meisten Menschen, selbst solche mit einer guten Bildung und herausragenden Sprachfertigkeiten, Leute mit einem mehr als kursorischen Wissen über Wortverarbeitungssoftware, Tabellenkalkulationsprogramme und dynamische Grafikdarstellungen, Leute, die mehrere Stunden täglich mit den Fingern auf der Tastatur verbringen, die in ihrem Beruf und selbst in ihren bevorzugten
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