WoW 05 - Der Tag des Drachen
gebraucht, das auf ihn wartete? Ein Zauberer wie er verfügte sicherlich über beeindruckende Fähigkeiten, aber es gab auch Grenzen. Außerdem sagte ihr das Wenige, was sie über diesen Fall wusste, dass Rhonin jede Unterstützung gebrauchen konnte, die ihm angeboten wurde, um zu überleben. Khaz Modan hieß keine Fremden willkommen. Die Zelte der Orcs waren mit den Schädeln unzähliger mutiger Männer geschmückt, und am Himmel patrouillierten ständig Drachen.
Kein Ort, an den Vereesa sich ohne Armee gewagt hätte. Sie war kein Feigling, aber auch keine Närrin.
»Es ist am Trog der Herberge angebunden, damit es trinken kann. Ich bin heute schon weit geritten, Lady.«
Dass er sie mit diesem Titel ansprach, hätte Vereesa schmeicheln können, wäre da nicht gleichzeitig die leichte Andeutung von Sarkasmus in seiner Stimme zu hören gewesen.
Sie rang ihre Verärgerung über diesen Menschen nieder, wandte sich ihrer Stute zu, hängte Pfeil und Bogen zurück und begann, es zu satteln.
»Mein Pferd könnte noch ein paar Minuten Ruhe gebrauchen«, bemerkte der Zauberer, »und ich auch.«
»Ihr werdet schnell lernen, im Sattel zu schlafen … ich werde ein Tempo anschlagen, bei dem Euer Hengst sich erholen kann. Wir haben viel zu lange gewartet. Nur wenige Schiffe, selbst die aus Kul Tiras, können sich mit dem Gedanken anfreunden, nach Khaz Modan zu reisen, nur um einen Zauberer zu seinem Lauschposten zu bringen. Wenn Ihr den Hafen nicht bald erreicht, überlegen sie sich vielleicht, dass sie bessere, und weniger selbstmörderische Dinge in Angriff nehmen könnten.«
Zu ihrer Erleichterung stritt sich Rhonin nicht mit ihr. Stattdessen drehte er sich mit einem Stirnrunzeln um und marschierte in Richtung der Herberge zurück. Vereesa sah ihm nach. Sie hoffte, dass sie nicht in Versuchung geraten würde, ihn zu verprügeln, bevor sie sich wieder trennten.
Sie dachte über den Zweck seiner Mission nach. Es stimmte, Khaz Modan stellte durch die Orcs und ihre Drachen noch immer eine Bedrohung dar, doch besaß das Bündnis andere, gut ausgebildete Beobachter über das Land verstreut. Vereesa vermutete, dass Rhonins Aufgabe einen sehr ernsten Hintergrund hatte, sonst hätten die Kirin Tor nicht soviel für diesen arroganten Magier aufs Spiel gesetzt. Aber hatten die Kirin Tor es sich wirklich gut überlegt, ihn dafür auszuwählen? Sicherlich hätte es fähigere Männer gegeben – vertrauenswürdigere. Dieser Zauberer hatte einen Blick an sich, der von Unberechenbarkeit zeugte. Und diese konnte geradewegs ins Verderben führen.
Die Elfe versuchte, ihre Zweifel abzuschütteln. Die Kirin Tor hatten sich in dieser Sache entschieden, und die Führungsspitze des Bündnisses hatte ihnen zugestimmt, sonst wäre sie nicht entsandt worden, um ihn zu begleiten. Am besten legte sie ihre Befürchtungen ab. Sie musste ihn nur zu seinem Schiff begleiten, danach konnte sie ihrer Wege gehen. Was Rhonin nach ihrer Trennung tun oder nicht tun würde, ging sie überhaupt nichts an.
Vier Tage ritten sie dahin, und das Gefährlichste, was ihnen begegnete, waren Insekten. Unter anderen Umständen wäre die Reise fast idyllisch gewesen, außer dass Rhonin und seine Führerin so gut wie nicht miteinander sprachen. Das störte den Zauberer jedoch wenig, dachte er doch unentwegt über die Aufgabe nach, die vor ihm lag. Wenn das Schiff ihn erst einmal an die Küste von Khaz Modan gebracht hatte, würde er auf sich allein gestellt sein in einem Land, das nicht nur immer noch voller Orcs war, sondern auch aus der Luft von den gefangenen Drachen bewacht wurde. Er war zwar kein Feigling, aber Rhonin hegte auch nicht den geringsten Wunsch, gefoltert zu werden und eines langsamen, qualvollen Todes zu sterben. Aus diesem Grund hatte sein Wohltäter im Rat der Kirin Tor ihn über die letzten bekannten Manöver des Dragonmaw-Clans in Kenntnis gesetzt. Dragonmaw würde jetzt bestimmt sehr wachsam sein, insbesondere dann, wenn stimmte, was man Rhonin gesagt hatte, und der Schwarze Wurm Deathwing wirklich noch am Leben war.
Doch so gefährlich der Auftrag auch erschien, Rhonin hätte sich ihm niemals entzogen. Ihm war die Gelegenheit gegeben worden, sich nicht nur bei den Kirin Tor wieder zu rehabilitieren, sondern darüber hinaus sogar im Rang aufzusteigen. Dafür würde er seinem Wohltäter, den er nur als Krasus kannte, ewig dankbar sein. Der Titel war vermutlich falsch, das war bei den Regierenden im Rat nicht unüblich. Die Meister von
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